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Filmkritik: «Robocop»
Aus Kultur Extras vom 05.02.2014.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 21 Sekunden.
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Film & Serien Robocop – die Wiederbelebung einer toten Hollywood-Figur

Drei Spielfilme, vier TV-Serien: Vor knapp 30 Jahren war mit «Robocop» viel Geld zu machen. Jetzt will Hollywood die tote Marke wieder zum Leben erwecken: Nach einigem Hickhack kommt eine Neuverfilmung in die Kinos. Im Kino-Zeitalter der Superhelden lohnt sie sich leider nur bedingt.

Robocop, eine Menschmaschine mit Polizeimarke, die gegen Verbrecher und fiese Wirtschaftsbosse in den Krieg zieht: Seine Abenteuer waren etwas, mit dem sich jahrelang Geld verdienen liess. Der erste Robocop-Film von Paul Verhoeven 1987 war eine in bleigegossene Attacke auf Korruption, Monopolismus und tendenziöse Medien. Düster, zynisch, comic-haft. Der britische Regisseur Ken Russell ging sogar so weit zu sagen, es wäre der beste Science Fiction seit Fritz Langs «Metropolis». Das ist natürlich Unsinn, aber trotzdem ist der 87er-«Robocop» wegweisendes Actionkino.

Bis 1993 entstanden zwei weitere Kinofilme, dazu kamen Fernsehserien, Comics und Computerspiele. Über 100 Millionen Dollar soll die Marke «Robocop» seinen Besitzern eingebracht haben. Logisch, dass man versucht, ein solch lukratives Geschäft wiederzubeleben.

Unbekannter Hauptdarsteller, berühmte Nebendarsteller

Das Remake, das jetzt in die Kinos kommt, sollte bereits 2008 produziert werden. Zuerst war der Regisseur Darren Aronofsky («The Wrestler», «Black Swan») im Gespräch, dann übernahm der unbekannte Brasilianer José Padilha. Über die Jahre wurden Schauspieler wie Tom Cruise oder Johnny Depp als mögliche Kandidaten für die Titelrolle gehandelt. Am Ende bekam der schwedische Schauspieler Joel Kinnaman (TV-Serie «The Killing») die Hauptrolle. In den Nebenrollen warten namhafte Hollywoodgrössen auf wie Samuel L. Jackson, Gary Oldman und Michael Keaton.

Der ballernde Blechmann

Die Geschichte des Remakes ist identisch mit der des Originals. Detroit im Jahr 2028: In der ganzen Stadt herrscht der Ausnahmezustand. Gewalt und Korruption sind an der Tagesordnung. Der junge Polizeioffizier und Vater Alex Murphy wird durch eine Explosion schwer verwundet. Um ihn zu retten, geht seine Frau auf ein Angebot des multinationalen Unternehmens OmniCorp ein. Mit modernster Technik machen die Wissenschaftler des Konzerns aus Murphy eine Menschmaschine. Nahezu unzerstörbar wird er zum Prototyp eines perfekten Bullen der Zukunft. Er soll das Verbrechen auslöschen.

Düsterer Blick in die Zukunft

Symbolhaft der Ort Handlung: Detroit. Dass die Filme in dieser Stadt spielen, ist kein Zufall. Einst das florierende Zentrum der amerikanischen Autoindustrie, ist Detroit heute pleite und wird von einer Art Insolvenzberater geleitet. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Gebäude verfallen, die Einwohner wandern ab. In Detroit ist der amerikanische Traum gescheitert. Sie passt zu den «Robocop»-Filmen, weil die auch immer von einer USA erzählen, deren Gesellschaft durch die Gier eines übermächtigen Konzerns korrumpiert und ausgebeutet wird.

Im Vergleich eine niedliche Kopie

Robocop sitzt in Rüstung auf einem Motorrad.
Legende: Es ist weder Iron Man noch Batman, sondern der neue Robocop. Impuls Pictures AG

Die Figur Robocop hat nun schon fast 30 Jahre auf dem eisernen Buckel. Heute wirkt der Bulle aus Blech und Biomasse ein wenig überholt. Im Kino herrscht das Zeitalter der Superhelden: Nordische Götter und rotblaugekleidete Superhelden retten auf der Leinwand pausenlos die Welt.

War Robocop in den 80ern der einzige Superpolizist auf der Kinoleinwand, tummeln sich dort heute gewaltige Gutmenschen wie Spiderman oder Iron Man, auch ein Mann in Metall. Gegen den Kraftprotz mit fliegender Rüstung, der ausserirdische Invasionen abwehrt, kommt Robocop mit seiner Pistole und seinem Radarblick wie eine niedliche Kopie daher.

Fazit: Schauen Sie sich den 1987er-«Robocop» an. Dem niederländischen Regisseur Paul Verhoeven («Basic Instinct») ist damals ein echter Genreklassiker mit einem wohldosierten Hauch Medien- und Kapitalismuskritik gelungen. Sein Werk hat es in die Filmgeschichtsbücher geschafft. Das Remake wird im selben Kapitel höchstens eine Fussnote sein.

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