«Das ist sein Originalkostüm», erinnert sich Irène Walter-Camarius. «Das hat einfach zu ihm gehört.» Wenn die Witwe von Ruedi Walter über ihren Mann spricht, dann mit einem Lächeln im Gesicht. «Das ist sein Lieblingskostüm, das gebe ich nicht so schnell her!»
In Zusammenarbeit mit seiner Familie ist «Jässodu! - 100 Jahre Ruedi Walter» entstanden. Ein intimes Porträt vom Volksschauspieler, das Werdegang, Höhen und Tiefen des aussergewöhnlichen Künstler-Lebens nachzeichnet.
Nicht nur Irène Walter-Camarius erinnert sich, auch die längst erwachsenen Kindern Nicole und Dominic sprechen über den Vater.
Das Porträt des Filmautors Felice Zenoni vereint private Filmaufnahmen aus den Nachlässen von Inigo Gallo und Ruedi Walter mit Geschichten von Freunden und Bekannten.
Von der Soldatenbühne zur grossen Liebe
Ruedi Walter begann seine Karriere 1941 mit Nebenrollen am Stadttheater Basel. Während des Zweiten Weltkriegs spielte er auch bei der Soldatenbühne «Bärentatze».
Als Gründungsmitglied gehörte er 1943 zu Alfred Rassers «Cabaret Kaktus» in Basel. In Zürich stiess er 1947 zum Ensemble des politisch-satirischen «Cabaret Cornichon».
Hier traf er seine Bühnenpartnerin Margrit Rainer. Die zwei wurden zum unzertrennlichen Paar. Privat und auf der Bühne.
Unvergessene Lustspiele
In den 1950er Jahren wurde der Schweizer Film auf Ruedi Walter aufmerksam. Unter der Regie von Kurt Früh spielte er 1959 im Schweizer Filmklassiker «Hinter den sieben Gleisen».
Walter war auch am Radio. «Spalebärg 77a», zahlreiche Hörspiele und humoristisch-satirische Texte, unter anderem aus der Feder von Werner Wollenberger, zeugen von seinem Schaffen in diesem Medium.
Unvergessen bleibt Walter vor allem auch für seine Lustspiele, mit denen er an der Seite von Margrit Rainer als freischaffender Schauspieler jahrzehntelang durch die Theatersäle der deutschen Schweiz reiste.
Geehrt und unvergessen
Fast alle diese Theaterproduktionen wurden vom Schweizer Fernsehen aufgezeichnet. Sie gehören zu den erfolgreichsten Sendungen überhaupt. Zu seiner Paraderolle wurde das Bäuerlein Heiri in der «kleinen Niederdorfoper».
Nach dem plötzlichen Tod seiner Bühnenpartnerin Margrit Rainer im Jahr 1982 wandte sich Walter vermehrt ernsteren Rollen zu und bemühte sich um Dialektfassungen klassischer Bühnenwerke wie zum Beispiel «Warte uf de Godot» von Samuel Becket.
Mit dem Hans-Reinhardt-Ring, der höchsten Auszeichnung für einen Schweizer Bühnenkünstler, wurde Walter 1984 geehrt. Kurz nach einem operativen Eingriff starb er am 16. Juni 1990 in Basel.
Sendung: «Jässodu – 100 Jahre Ruedi Walter» online oder am 25.12.2016 um 18:10 Uhr auf SRF 1.