Die nackten Zahlen sprechen ganz klar für Michael Steiner. Sein «Wolkenbruch» ist die Schweizer Produktion, die mit Abstand am meisten eingespielt hat. Knapp 275'000 Zuschauer begaben sich mit Hauptdarsteller Joel Basman auf eine wunderliche Reise.
Nur Preise gewonnen hat die Hit-Komödie bisher keine. Auf Festivals haben leichte Stoffe gegenüber Dramen traditionell einen schweren Stand. Und beim Schweizer Filmpreis konnte sich ebenfalls seit langem keine waschechte Komödie mehr durchsetzen.
Michael Steiner war dieses Kunststück 2006 mit «Mein Name ist Eugen» zuletzt gelungen. Wenn es also einer schaffen kann, dann der 49-Jährige. Darum ist das ganze Land gespannt, ob sich der Wind nun dreht.
Kaltes Klima statt eitel Sonnenschein
Die Mehrheit der Schweizer Filmschaffenden setzte 2018 auf düstere Szenarien. Mit wechselhaftem Erfolg, wie ein Blick auf die cineastische Grosswetterlage zeigt.
Weniger als 5'000 Zuschauer wollten zum Beispiel Olivier Gourmet als Workoholic in «Ceux qui travaillent» sehen. Im französischen Angers gewann Antoine Russbachs ambitionierter Erstling dagegen sogar den Publikumspreis.
Die Chancen auf weitere Trophäen stehen gut: Die schweizerisch-belgische Koproduktion ist beim Schweizer Filmpreis gleich in vier Kategorien nominiert: «Bester Spielfilm», «Beste Nebenrolle», «Bestes Drehbuch» und «Beste Kamera».
Festivallieblinge fielen beim Publikum durch
Ebenfalls mit vier Nominierungen bedacht wurde «Der Unschuldige» , der in Toronto Premiere feiern durfte. Simon Jaquemets zweiter Spielfilm erzählt in hypnotischen Bildern von einer Frau, die den Kontakt zur Realität verliert.
Judith Hofmann brilliert in diesem dunklen Psychogramm, das hierzulande leider fast niemand gesehen hat. Trotz viel Kritikerlob liessen sich nicht einmal 2300 Schweizer zu einem Kinobesuch bekehren.
Das Muster ist immer wieder dasselbe: Die Festivals fördern anspruchsvolle Dramen, die dem Fachpublikum gefallen. Der gewöhnliche Kinogänger weicht schwerer Kost dagegen intuitiv aus, weil er sich unterhalten will.
Wie entscheidet sich die Akademie?
Für den Schweizer Filmpreis relevant ist freilich nur eine Frage: Was wollen die gut 500 Mitglieder der Akademie? Schliesslich bestimmen sie und nur sie, wer einen Quartz gewinnt.
Triumphiert das teuflisch packende Arthouse-Drama «Der Unschuldige»? Einigt man sich auf die pointierte Sozialkritik von «Ceux qui travaillent»? Oder wird – weil es sonst wenig zu lachen gab – der Erfolg von «Wolkenbruch» gewürdigt?
Einer dieser drei Titel dürfte das Rennen machen. Nur Aussenseiterchancen besitzen die finstere Täterstudie «Der Läufer» und das schwarz-weisse Flüchtlingsdrama «Fortuna». Wer letztlich die Nase vorn hat, wissen wir am 22. März.