Ihr Talent für ausgefallene Bildkompositionen und bewegendes Storytelling hat Sia in den letzten Jahren mehrfach unter Beweis gestellt. Die Musikvideos zu Songs wie «Cheap Thrills», «The Greatest» oder «Chandelier» hat die australische Popmusikerin selbst inszeniert.
Der Star dieser Videos ist Maddie Ziegler, Sias 18-jährige Patentochter. Dass die US-amerikanische Tänzerin und Schauspielerin auch in Sias Filmdebüt «Music» wieder tanzt und die Hauptrolle spielt, verwundert darum kaum.
Music, die autistische Teenagerin
Maddie Ziegler verkörpert im Film einen autistischen Teenager, der so heisst wie der Film selbst: Music. Music kann nicht sprechen, von ihrer Umwelt schirmt sie sich mit riesigen Kopfhörern ab. Ihre Erlebnisse verarbeitet sie als knallbunte verspielte Musical-Sequenzen in ihrem Kopf.
Diese eingeschobenen Songs und Tanznummern sind klassisch surreale Sia-Musikvideos mit Maddie Ziegler. Mit der eigentlichen Filmhandlung haben sie kaum etwas zu tun. Music lebt bei ihrer Oma, die plötzlich stirbt.
Zu und Ebo statt Music
Fortan soll sich Musics Schwester Zu um sie kümmern. Zu ist eine kleinkriminelle Alkoholikerin auf Bewährung und mit der ganzen Situation komplett überfordert. Anders, als der Titel suggeriert, dreht sich der Film vor allem um Zu und ihren Versuch, ein normales Leben zu führen.
Später droht man sogar, Music ganz aus den Augen zu verlieren. Viel mehr rückt eine Liebesgeschichte zwischen Zu und ihrem Nachbarn Ebo in den Fokus.
Sia erntet Kritik
Vordergründig setzt sich Sia in ihrem Film für Inklusion und Minderheitenrepräsentation ein. Doch schon der Trailer sorgte im vergangenen Jahr für einen Shitstorm, weil die autistische Hauptfigur von der nicht-autistischen Maddie Ziegler verkörpert wird.
Sia wurde von Betroffenen vorgeworfen, sich an der Autismus-Community zu bereichern, ohne deren Mitarbeit und Meinung miteinzubeziehen. Die Musikerin reagierte auf Twitter konsterniert und schroff auf die Kritik. Sie habe dies sehr wohl versucht, es habe dann aber einfach nicht geklappt.
Stereotype am laufenden Band
Maddie Zieglers Darstellung sieht tatsächlich so aus, als hätte sie ein paar stereotype Autismus-Symptome gegoogelt. Sie zieht groteske Grimassen, gluckst, wiegt sich vor und zurück.
Wer Maddie Zieglers Spiel gesehen hat, versteht die Diskussion darüber, ob tatsächlich nur selbst von Autismus betroffene Menschen Autistinnen und Autisten darstellen sollten.
Der Film «Music» zementiert viel eher Stereotypen, so Stimmen aus der Community.
Trotz der Kritik wurde der Film für zwei Golden-Globes nominiert.