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Sommer-Dok «Tomorrow» «Der Film soll Menschen inspirieren statt einschüchtern»

Kann man dem Klimawandel mit Optimismus begegnen? Der Dokumentarfilm «Tomorrow» zeigt kreative Ideen statt Katastrophen.

Cyril Dion ist ein überzeugender Redner: In einem Workshop mit Schülern des Lycée Francais in Dübendorf erzählt der Regisseur die Geschichte des winzigen Kolibris, der kleine Tropfen in seinem Schnabel transportiert und damit versucht, ein grosses Feuer zu löschen.

Als ihn alle anderen Tiere zu entmutigen suchen, erklärt der kleine Vogel: «Ich tue das, was ich kann, ich tue mein Bestes».

Vorwürfe gehen auf den Wecker

Sommerdoks 2017

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Die «CH:Filmszene» zeigt im Sommerprogramm herausragende Schweizer Dokumentarfilme , immer freitags um 22:25 Uhr auf SRF 1.

Genau das ist die Vision des aufrüttelnden Dokumentarfilms «Tomorrow». Eine Studie, welche den Zusammenbruch unseres Ökosystems und somit das Ende eines Teils der Menschheit voraussagt, wenn wir innerhalb der nächsten 20 Jahre nichts unternehmen, schreckte den Aktivisten Cyril Dion und die Schauspielerin Mélanie Laurent auf.

Sie machten sich auf den Weg, um zusammen mit ihrem Filmteam weltweit Menschen zu finden, die konkrete Lösungen anbieten. Projekte, die Hoffnung machen.

Über Katastrophen zu berichten und vorwurfsvoll zu zeigen, was nicht funktioniere, das gehe den Leuten auf den Wecker und bewege sie nicht, sagt der Regisseur: «Wir wollten, dass die Zuschauer euphorisch aus diesem Film kommen und sich sagen: ‹Ich will in einer Welt leben, welche dieser auf der Leinwand gleicht.›»

Vier Personen laufen durch eine grüne Landschaft.
Legende: Die Filmemacher haben auf der ganzen Welt Menschen besucht, die mit innovativen Projekten etwas für die Umwelt tun. Filmcoopi

Die Macht der Kleinen

Die Filmemacher haben innovative Projekte aufgestöbert, realisiert von Menschen voller Tatendrang und Optimismus. Wie die zwei Damen in der englischen Kleinstadt Todmorden, die Anwohner für ihre Idee begeistern: Essen biologisch anbauen. An jeder Ecke und für alle zugänglich.

«Wir wollten Projekte zeigen, die nah an uns sind und die wir morgen anpacken können», erzählt Cyril Dion.

Er ist überzeugt von der Wirkung im Kleinen: «Man weiss heute: Wenn die grossen multinationalen Firmen nur gerade 10 Prozent ihrer Klienten verlieren, dann geraten sie in Schwierigkeiten.

Zehn Prozent ist wenig. Stellen Sie sich also die Macht vor, die man hat, indem man jeden Tag lokal einkauft oder, indem man auswählt, auf welche Bank man sein Geld trägt oder an welchen Energieanbieter man sich wendet.»

Niemand ist zur Trägheit verdammt

Inspirierende Lösungen in Landwirtschaft, Energie, Bildung, Politik und Ökonomie gibt es im Film auch im grossen Stil. Zum Beispiel San Francisco, das 80 Prozent seines Mülls wiederverwertet. Oder Kopenhagen, das eine Milliarde Euro in Windräder investierte, um sich von Erdöl und Kohle unabhängig zu machen.

Mag «Tomorrow» auch etwas überladen sein mit Zahlen und Fakten, so beweisen die Projekte doch eindrücklich: Der Mensch ist nicht zur Trägheit verdammt.

«Gemeinsam» ist das Zauberwort

Der Regisseur mag nicht die Formel zur Rettung der Welt besitzen, aber er ist sich sicher: «Wenn wir uns zusammentun, ist vieles möglich.»

Die Jugendlichen des Lycée Francais jedenfalls hat der Film mitgerissen und motiviert. Sie wollen weniger Fleisch essen, Gemüse anpflanzen oder sogar nach Kopenhagen ziehen.

Alle sind sich einig: «Der Film gibt Lust etwas zu tun und macht Hoffnung. Aber wir können nur alle zusammen etwas verändern, es muss wirklich von uns kommen und zwar so schnell wie möglich.»

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