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Spongebob-Erfinder gestorben Auf erfrischende Art naiv und absurd

Der Erfinder von SpongeBob Schwammkopf, Stephen Hillenburg, ist gestorben. Er schuf eine Serie für Kinder, die so gut ist, dass Erwachsene sie lieben.

Zugegeben, der Reiz an dieser Serie erschliesst sich nicht auf den ersten Blick. In der Unterwasserwelt von Bikini Bottom tummeln sich bizarr gezeichnete Figuren mit schrillen Stimmen (Spongebobs Synchronsprecher lieh seine Stimme und anderem der Sitcom-Nervensäge Steve Urkel).

Der Humor: flach, überdreht, bestenfalls absurd. Eine typische Kinderserie eben. Aber eine mit Kultstatus. Aus der Popkultur ist Spongebob nicht mehr wegzudenken.

Grundwerte des Zeichentricks

Die Serie zieht ihre Qualität daraus, dass sie auf den Modus Operandi des Zeichentricks zurückgreift, sich sozusagen auf Grundwerte des Cartoons zurückbesinnt: Alles ist möglich.

Der Welt im Zeichentrick muss nicht den Gesetzmässigkeiten unserer realen Welt folgen. Im Gegenteil: Zeichentrickfilme sind sehr viel unterhaltsamer, wenn sie es nicht tun.

Bei SpongeBob Schwammkopf reizen die Macher diese Freiheiten gekonnt und lustvoll aus, die ihnen die irreale Zeichenwelt gibt.

Stephen Hillenburg

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Legende: Getty Images / Anacleto Rapping

In seinem Studium und als Lehrer für Meeresbiologie beschäftigte Stephen Hillenburg sich mit der Tier- und Pflanzenwelt der Ozeane.

Doch wechselte er das Fach und machte 1992 in Kalifornien einen Abschluss in Animation.

Als Lehrer hatte das Comicbuch «The Intertidal Zone», um seinen Schülern die Welt der Annemonen, Korallen und anderen Meeresbodenbewohnern näher zu bringen.

Daraus entwickelte er die Serie «Spongebob Squarepants», die zum ersten Mal 1999 auf dem Kindersender Nickelodeon ausgestrahlt wurde.

Stephen Hillenburg ist am 26. November im Alter von 57 Jahren an der Nervenkrankheit ALS gestorben, teilte der Sender Nickelodeon mit. Er habe die Serie mit einem «einzigartigen Sinn für Humor und Unschuld» gefüllt.

Quatsch ohne doppelten Boden

Spongebob macht eine Kissenschlacht mit seinem Haus (das Haus gewinnt). Spongebobs beste Freundin ist Sandy, ein Eichhörnchen im Astronautenanzug (sie ist von der Nasa gesponsert).

Spongebobs grösster Traum: Manager im Burgerrestaurant «Krosse Krabbe» zu werden.

Spongbobs Antwort auf die Frage, was klaustrophobisch bedeutet: «Das ist die Angst vor Klaus». Ja, der Witz ist flach. Spongebob ist sehr viel Quatsch ohne doppelten Boden.

Eine Frau mit einer Felljacke mit dem Gesicht von Spongebob.
Legende: Aus der Popkultur ist Spongebob nicht mehr wegzudenken: Auf der New Yorker Fashion Week 2018 trägt eine Besucherin eine gelbe Spongebob-Felljacke. Getty Images

Doch in Zeiten der subversiv-ironischen Cartoons wie «The Simpsons», «Happy Tree Friends» oder «Drawn Together» – es waren wie gesagt die 00er-Jahre – war Spongebob eine willkommene Abwechslung.

Es war schon fast mutig, in dieser von Meta-Referenzen getränkten Popkultur einfach mal die zweite Ebene wegzulassen.

Der Erfolg hält an

Durch den Erfolg bei den Erwachsenen veränderte sich auch die Trickfilmserie.

Es schlichen sich immer mehr Referenzen ein, die nur Erwachsene verstehen können – eine feine Ironie schlich sich ein, die die Unschuld von Spongebob verzerrte.

In der Kinoversion der Serie im Jahr 2004 hatte David Hasselhoff als Bademeister einen Gastauftritt – eine Anspielung, die nur die Älteren verstehen können.

Doch der Kern der Serie, das fröhlich-anarchische, blieb ihr erhalten. Der Erfolg auch – gerade lief die 12. Staffel an. Ein dritter Spongebob-Kinofilm für 2020 ist in Produktion.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 28.11.2018, 17:20 Uhr

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