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«The High Note» Hollywoods krampfhafter Versuch, den Ton zu treffen

Neu im Kino: «The High Note» ist eine Rom-Com im Gewand eines Musikfilms. Doch hier harmonieren die Genres ungenügend.

Hollywood hatte schon immer eine Schwäche für Popstars. Man könnte sogar behaupten: Die US-Filmindustrie liebt sie beinahe so sehr wie sich selbst.

Ob in Form eines Biopics oder mit einer frei erfundenen Figur im Zentrum – Geschichten über den Lebenszyklus einer Karriere im Rampenlicht lassen sich wunderbar in der Musikwelt inszenieren.

Mit dem langsamen Abflauen der Superheldenwelle scheint ein Bedarf an neuen Galionsfiguren für die Leinwand entstanden zu sein. In jüngster Vergangenheit haben grosse Produktionsfirmen mit Musikfilmen darauf reagiert.

Maggie bietet Grace zwei Getränke an, als sie ihre Chefin am Flughafen abholt.
Legende: Maggie (Dakota Johnson) würde eigentlich lieber die Songs von Grace (Tracee Ellis Ross) produzieren. Universal Pictures International Switzerland

Im Windschatten erfolgreicher Musikfilme

Bradley Cooper etablierte sich 2018 mit seinem Remake des Klassikers «A Star Is Born» als ernstzunehmender Filmemacher. Im gleichen Jahr lief «Bohemian Rhapsody» in den Kinos an.

Trotz bescheidener Kritiken und einer Entstehungsgeschichte, die eher an «Apocalypse Now» denn andere Musikfilme erinnert, war das «Queen»-Biopic ein voller Erfolg: Über 900 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit ein. Dazu kamen fünf Oscars.

Für das irrwitzige Elton-John-Musical «Rocketman» gab es in Cannes eine mehrminütige Standing-Ovation.

Im Windschatten solcher Erfolgsgeschichten wird nun «The High Note» veröffentlicht. Eine romantische Komödie, die sich in der vermeintlich glamourösen Welt der Musikindustrie abspielt.

Maggie schaut David, den sie entdeckt hat, beim Singen im Studio zu.
Legende: Harmonieren nicht nur musikalisch: David (Kelvin Harrison Jr.) und Maggie (Dakota Johnson). Universal Pictures International Switzerland

Angenehm unterhaltsam, aber ohne Substanz

Protagonistin Maggie arbeitet als persönliche Assistentin für die fiktive Pop-Diva Grace Davis. In ihrer Freizeit träumt sie davon, den Durchbruch als Produzentin zu schaffen.

Während sie dieses Ziel verfolgt, verliebt sie sich prompt in den ersten Künstler, der sich dazu bereit erklärt, mit ihr zu arbeiten.

In seinen knapp zwei Stunden Laufzeit arbeitet der Film die klassische Rom-Com-Formel ab. Die Betonung liegt dabei klar auf der ersten Silbe, also der Romantik. Zugleich kriegt das Publikum einen Mix aus eigens für den Film komponierten Stücken und Klassikern aus der Pop-Geschichte zu hören.

Das ist alles sehr angenehm und stellenweise ganz unterhaltsam. Nur muss «The High Note» dabei ohne dreidimensionale Hauptfiguren auskommen. Und lässt damit leider die Substanz vollumfänglich gelungener Musikfilme vermissen.

Kinostart: 25.6.2020

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