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Film & Serien «The Host»: zu simpel, um ein Vergnügen zu sein

Ein Mädchen, besessen von Untotem und Fremdem, muss sich im Film «The Host» zwischen zwei süssen Jungs entscheiden. Eine weitere Folge von «Twilight»? Aber nein: «The Host» ist nur eine weitere Schöpfung der Mutter alles Zwielichten, Stephenie Meyer – und hat so einige Schwächen.

Die Romanze «The Host» katapultiert uns in die nahe Zukunft, in eine glückliche, ja friedvolle Zeit. Aliens haben die Welt erobert, ihre Seelen leben in den menschlichen, ihrer Identität beraubten Hüllen. Ein paar wenige wehren sich gegen die Invasoren. Eine von ihnen ist Melanie (Saoirse Ronan).

Eine spannende Ausgangslage

Als sie schliesslich von den Aliens gefasst wird, wehrt sie sich mit aller Kraft dagegen, aus ihrem Körper verdrängt zu werden und teilt ihn fortan – notgedrungen – mit der Alien-Seele Wanda. Verzweifelt kämpft sie darum, ihren Geliebten wiederzufinden, der sich mit anderen Rebellen in der Wüste versteckt hält. Doch auch Wanda ist verliebt.

Eine spannende Ausgangslage, die genug Möglichkeiten geboten hätte, über Segen und Fluch einer friedlichen Kolonialisierung zu reflektieren. Andrew Niccol, der als Regisseur von «Gattaca» und zuletzt dem etwas bemühten «In Time» sowie als Drehbuchautor von «The Truman Show» sicherlich als Könner in diesem Bereich gelten darf, legt den Zwiespalt als inneren Dialog an und vermeidet so, allzu offen Partei zu ergreifen.

Allzu vereinfachendes Weltbild

Die zwei Jungen, zwischen denen sich Melanie entscheiden muss, stehen sich gegenüber, etwas abseits die Hauptdarstellerin Melanie.
Legende: Eine Dreiecksgeschichte, so farblos angelegt, dass sie in der Oberflächlichkeit versandet. Ascot Elite

Niccol erweist sich als kompetenter Techniker, wenn auch nicht als begnadeter Filmemacher. Das von ihm geschaffene aseptische und kalte Universum ist glaubwürdig und macht den Film in den ersten Sequenzen interessant. Doch wenn es ab in die Wildnis geht, zu den letzten Menschen, die versteckt in einer riesigen Höhle leben, kann der Film die Schwächen des Drehbuchs und der Vorlage nicht mehr verbergen.

«The Host» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Jugendbuchautorin Stephenie Meyer, die mit der «Twilight Saga» weltberühmt wurde. Leider kann sich die Mormonin Stephenie Meyer eine Widerstandszelle gegen die totalitäre Bedrohung nur als verkitschte christliche Urgemeinde vorstellen. Ein allzu vereinfachendes Weltbild.

Haarscharf vorbei an der Kitsch-Katastrophe

Das wiegt so schwer, dass selbst der auf pessimistische Zukunftsvisionen spezialisierte Regisseur Andrew Niccol nicht dagegen ankommt. Die Pseudokomplexität der doppelten Liebesgeschichte ist für Zuschauer, die der Pubertät entwachsen sind, schlichtweg lachhaft. Die am Anfang des Films geweckte Erwartung einer philosophisch-fantastischen Fabel versandet in Oberflächlichkeit und Bedeutungslosigkeit. Nur Niccols handwerkliche Begabung rettet den Film haarscharf vor der absoluten Katastrophe.

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