Anfang der Nullerjahre lag Jean-Claude Van Damme am Boden. Er hatte seine vierte Scheidung hinter sich. Viele seiner Filme erschienen nur noch auf Videokassette. Seine Kokainsucht, bei der er bis zu 10 Gramm am Tag konsumierte, kostete ihn nicht nur 10'000 Dollar die Woche, sondern brachte ihn auch gesundheitlich an den Abgrund. Der Belgier schien vor dem Druck in die Knie zu gehen, den der Erfolg in Hollywood mit sich brachte.
Dabei wollte der junge Van Damme nicht einmal Schauspieler werden. In den späten 1970er-Jahren galt er als einer der besten belgischen Vollkontakt-Kämpfer seiner Gewichtsklasse. 1978 gewann er im Team-Wettbewerb sogar die europäischen Meisterschaften und konnte am Ende seiner Kampfsportkarriere auf eine Bilanz von 44 Siegen bei bloss vier Niederlagen zurückblicken.
Goldene Himbeeren und Hong-Kong-Legenden
Erst darauf versuchte Van Damme sein Glück im Filmgeschäft. Seine erste grosse Rolle im Kampfsport-Spektakel «Bloodsport» wurde 1988 zwar von Fans gefeiert, von Kritikerinnen und Kritikern aber verrissen. Sie nominierten Van Damme für einen «Razzie», die Goldene Himbeere als schlechtester neuer Star. Doch Van Damme kämpfte weiter. Nicht zuletzt wegen seines guten Aussehens gelang dem Mann mit dem Spitznamen «The Muscles from Brussels» schliesslich der Aufstieg zu einem der gefragtesten Action-Darsteller Hollywoods.
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Bild 1 von 8. Gestählt startet Jean-Claude Van Damme seine Schauspielkarriere. An seiner Seite: Bodybuilderin und Ehefrau Gladys Portugues. Die Ehe hält fünf Jahre. 1999 heiraten die beiden erneut – und sind bis heute zusammen. Bildquelle: Getty/Patrick Robert-Corbis.
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Bild 2 von 8. In «Karate Kid» verkörpert Van Damme den Sowjet-Kämpfer Ivan «The Russian» Kraschinsky, den brutalen Gegenspieler des jungen Helden Jason Stillwell. Der epische Spagat macht ihn mindestens genauso berühmt. Bildquelle: Imago/United Archives.
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Bild 3 von 8. Oberkörperfreie Actionszenen sind Teil der Marke «Jean Claude-Claude Van Damme», gerade in den früheren Jahren – wie hier im «Death Warrant» (1990). Bildquelle: Getty/Archive Photos.
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Bild 4 von 8. Klapperschlangen isst der Kampfsportler zum Frühstück. Das beweist Van Damme in «Hard Target» (1993). Bildquelle: Getty/Archive Photos.
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Bild 5 von 8. Ikonische Kombo der 90er-Jahre: Jean-Claude Van Damme und der exzentrische Basketballstar Dennis Rodman als «Double Team» (1997). Bildquelle: Getty/Ronald Simoneit.
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Bild 6 von 8. Mitte der 90er-Jahre folgen drei weitere Ehen, unter anderem mit Darcy LaPier (1994 bis 1997). Bildquelle: Getty/Eric Robert.
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Bild 7 von 8. Jean-Claude Van Damme und Jackie Chan beim Shanghai International Film Festival 2014. Nach China hat der Belgier dank seiner Hongkong-Filme beste Verbindungen. Bildquelle: Getty/VCG.
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Bild 8 von 8. Nach persönlich wie professionell schwierigen Jahren um die Jahrtausendwende hat der Actionheld heute wieder gut lachen. Mit der Produktion «Jean-Claude Van Johnson» ist er auch endgültig im Streaming-Zeitlater angekommen. Bildquelle: Getty/Axelle/Bauer-Griffin.
In den 1990er-Jahren arbeitete Jean-Claude Van Damme mit bekannten Regisseuren wie Roland Emmerich («Universal Soldier», 1992) zusammen oder Action-Legenden aus Hongkong wie John Woo («Hard Target», 1993) oder Tsui Hark («Double Team», 1997 und «Knock Off», 1998) und hatte seinen festen Platz im zeitgenössischen Action-Kino. Doch spätestens als dieses mit Filmen wie der «Jason Bourne»-Reihe realistischer und düsterer wurde, schien die Zeit von Macho-Helden wie Van Damme abgelaufen.
Der legendäre Spagat zwischen zwei Lastwagen
Aber der Belgier fand den Weg zurück ins Rampenlicht: Er machte einen kalten Entzug, heiratete zum fünften Mal und nahm sich in der nach seinen Initialen benannten Action-Satire «JCVD» im Jahr 2008 erfolgreich selbst auf die Schippe: als gealterter Filmstar, der ahnungslos in einen Banküberfall gerät. So hatte man den Belgier noch nie gesehen. Van Damme war für einmal nicht die unschlagbare Kampfmaschine, sondern bloss ein hilfloses Würstchen. Davon war für einmal auch die Kritik begeistert.
Dank diesem entblössenden Auftritt wurde Hollywood wieder auf Van Damme aufmerksam. Mit dem Ensemble-Actionfilm «The Expendables 2» kehrte er 2012 ins Mainstream-Kino zurück, an der Seite von grossen Namen wie Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger oder Bruce Willis.
Und auch die Werbung fand nun Gefallen am Belgier. Um zu demonstrieren, wie präzise sich Lastwagen steuern lassen, ging Van Damme in einem Spot noch einmal in seinen legendären Spagat, den er zum ersten Mal in «Bloodsport» gezeigt hatte.
Gut 30 Jahre später schaffte Jean-Claude Van Damme auch den Spagat ins Streaming-Zeitalter. In der bis 2017 produzierten Amazon-Serie «Jean-Claude Van Johnson» spielte er erneut eine fiktive Version seiner selbst: Er ist dort einerseits als berühmter Martial-Arts-Star zu sehen, andererseits als Undercover-Agent mit dem Codenamen «Johnson». Neue Filme mit ihm sind bereits in Planung. Am 18. Oktober wird Jean-Claude Van Damme 65 und kommt ins AHV-Alter. Man sieht es ihm nicht an.