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Visions du réel Regisseurin: «Die Trennung von Alt und Jung ist bedenklich»

Im Dokumentarfilm «The Bubble» geht es um die grösste Pensionierten-Siedlung der Welt. Regisseurin Valerie Blankenbyl darüber, was es mit den Menschen macht, nur unter Gleichaltrigen zu leben.

SRF: Valerie Blankenbyl, Sie haben für die Arbeit an Ihrem Dokumentarfilm «The Bubble» insgesamt mehr als drei Monate in den Villages verbracht. Welchen Eindruck hatten Sie von den Bewohnenden?

Valerie Blankenbyl: Ich war überrascht, wie fit, gesund und sportlich die meisten Menschen in der Pensionierten-Residenz sind. Alles scheint so perfekt. Und die Seniorinnen und Senioren sind unglaublich zufrieden.

Valerie Blankenbyl

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Valerie Blankenbyl ist eine österreichische Regisseurin. Die heute 37-Jährige studierte unter anderem an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK.

Und das ist ausserhalb der Villages nicht so?

Viele ältere Menschen haben mir erzählt, dass sie sich in der Gesellschaft nicht wohl fühlen. Dass sie ab einem gewissen Zeitpunkt anders wahrgenommen und behandelt werden.

Zum Beispiel in der Arbeitswelt. Plötzlich werden ihre Meinung und ihr Einsatz nicht mehr geschätzt. Die Villages bieten einen Gegenentwurf. Hier spielt das Alter keine Rolle.

«The Villages»

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«The Villages» sind die grösste Siedlung für Seniorinnen und Senioren der Welt.

Laut Recherchen der Regisseurin Valerie Blankenbyl leben in Florida auf 142 Quadratkilometern rund 150'000 Menschen, alle über 55 Jahre alt.

In den Villages gibt es Tausende von Vereinen und Dutzende von Golfplätzen, Swimmingpools und Restaurants.

In den Villages wohnen Menschen über 55 Jahren, die meisten sind deutlich älter. Junge Menschen dürfen nur für kurze Zeit zu Besuch kommen. Was macht diese Trennung mit den Menschen in den Villages?

Diese Trennung findet nicht nur in den Villages statt, sondern auch in unserer Gesellschaft. Wenn auch nicht in so grossem Rahmen.

Ich finde das höchst bedenklich und schade. Es raubt den Jungen die Chance, aus dem Erfahrungsschatz der Älteren zu lernen. Aber auch raubt es den Älteren die Chance, von den Jüngeren aus ihren eingefahrenen Gedankenwelten herausgeholt zu werden.

Was möchten Sie mit Ihrem Film erreichen?

Ich möchte mit diesem Film nicht mit dem Finger auf die Rentnerinnen und Rentner zeigen und diese verurteilen. Denn die kann man gut verstehen, wenn man den Film gesehen hat.

Dokumentarfilm «The Bubble»

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Der Film begleitet Bewohnerinnen und Bewohner der Villages in ihrem Alltag. Sie erzählen übers Älterwerden, übers Altsein und darüber, wie sie ihr neues Leben geniessen.

Dabei zeigt die Regisseurin einerseits, wie gut es den Seniorinnen und Senioren in ihrer «Blase» geht. Andererseits auch, welchen Preis die lokale Bevölkerung dafür zahlen muss.

Sie wird aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Die Umwelt wird zerstört. Ressourcen verschwendet.

«The Bubble» gibt faszinierende Einblicke in eine absurd anmutende Welt und wirft tiefgreifende Fragen auf.


Aber ich möchte zeigen, dass die Gesellschaft in eine falsche Richtung geht. Wir sollten uns alle Gedanken machen: Wie sieht das bei uns aus? Werden bei uns die Älteren integriert? Habe ich persönlich Kontakt mit Menschen, die nicht in meinem Alter sind? Sowohl Jüngere als auch Ältere.

Wie hat sich Ihr Bild der alten Menschen durch die Arbeit an «The Bubble» verändert?

Ich habe gemerkt, wie viel Mut und Kraft es für diesen Lebensabschnitt braucht. Es inspiriert mich, wie die Menschen diesen Abschnitt meistern und was sie sich trauen.

Gleichzeitig haben viele Menschen in den Villages die Verantwortung für ihre Mitmenschen oder die Umwelt abgegeben. Sie kümmern sich nur noch um ihr eigenes Wohlbefinden, nach dem Motto «Nach mir die Sintflut».

Das hat mich darin bestärkt, dass ich so nicht leben möchte. Ich hoffe, dass ich auch im Alter noch Verantwortungsbewusstsein haben werde.

«The Bubble» läuft am Filmfestival Visions du Réel in Nyon. Vom 15. April um 15.00 Uhr bis zum 18. April um 15.00 Uhr kann man ihn online schauen.

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