Der New Yorker Broadway im März 1951: Der Vorhang hebt sich für einen Mann mit kahlrasiertem Kopf, barfuss in goldbestickten Gewändern. Er verbeugt sich nicht. Er herrscht. Mit seinem Blick, mit seiner Stimme. Es ist der Schauspieler Yul Brynner, der im Musical «Der König und ich» den König von Siam spielt. Und das Publikum ist ihm sofort verfallen.
Es wird die Rolle seines Lebens. Der muskelbepackte freie Oberkörper und der kahle Kopf werden zu seinem Markenzeichen. Fast 5000 Mal wird Yul Brynner den König auf der Bühne spielen und 1956 auch in der Hollywood-Verfilmung.
Drei grosse Rollen in einem Jahr
An der Seite von Deborah Kerr spielt sich Yul Brynner in die Herzen des Kino-Publikums und der Kritik. Die Rolle bringt ihm den Oscar als bester Darsteller. Im selben Jahr ist Brynner auch noch in «Die zehn Gebote» und «Anastasia» zu sehen.
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Bild 1 von 6. 1956 trumpft Yul Brynner gleich in drei grossen Rollen in drei grossen Filmen auf: in «Die zehn Gebote» …. Bildquelle: IMAGO/Ronald Grant.
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Bild 2 von 6. … in «Der König und ich» an der Seite von Deborah Kerr …. Bildquelle: IMAGO/United Archives International.
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Bild 3 von 6. … und zusammen mit Ingrid Berman in «Anastasia». Bildquelle: IMAGO/Album.
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Bild 4 von 6. Yul Brynner zeigte sich vielfältig auf der Leinwand: In die «Die Rückkehr der glorreichen Sieben» (1966) sehen wir ihn im Kampf gegen Banditen. Bildquelle: IMAGO/United Archives.
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Bild 5 von 6. In «Die Brüder Karamasow» (1958) verliebt er sich als Dmitrij in Gruschenka, gespielt von Maria Schell. Bildquelle: IMAGO/United Archives.
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Bild 6 von 6. Und im Agentenfilm «Spion zwischen zwei Fronten» (1966) mimt er Oberst General von Grunen, neben dem kanadischen Schauspieler Christopher Plummer. Bildquelle: IMAGO/United Archives.
Yul Brynner war zur Ikone geworden. Wesentlich dazu beigetragen hatte nicht nur sein Schauspiel, sondern auch sein Spiel mit der eigenen Identität, das Spiel mit den Fakten. So dichtete Brynner so manch Element seiner Biografie dazu – oder später wieder um. Er machte sich etwa fünf Jahre älter, sagt er. Er sei auf der Insel Sachalin im Japanischen Meer geboren, habe Roma-Abstammung und heisse eigentlich Taidi Khan.
Kosmopolit mit Schweizer Wurzeln
Das hätten die Leute über ihn geschrieben, so stellte es Brynner dar. Er habe es nicht gesagt, aber auch nie dementiert, scherzte er. Später räumte sein Sohn dann mit einigen dieser Mythen und Legenden auf. Gesichert ist: Geboren wurde Yul Brynner 1920 in Wladiwostok, in einer russisch-mongolisch-schweizerischen Familie. Sein Vater und der Name Brynner stammten aus der Gemeinde Möriken-Wildegg im Aargau.
Nachdem sich die Eltern getrennt hatten, folgten für Yul Brynner Stationen in China und Paris, wo er schon in jungen Jahren als Zirkusartist und als Musiker auftrat. Anfang der 1940er-Jahre zog Brynner dann in die USA, wo er zunächst Karriere als Fernsehregisseur machte und dann zur Schauspielerei wechselte – und somit seiner Berufung folgte.
Brynners Passion: Die Bühne
Die Schauspielerei und er, das habe gepasst. Und was gäbe es Schöneres, als sein Geld mit dem zu verdienen, was man liebt. In über 40 Filmen spielte Brynner mit. Seine eigentliche Passion blieb aber die Bühne. Auf der Bühne erhalte man sofort etwas zurück, die Reaktionen des Publikums, das bewegt oder amüsiert ist, sagte Brynner einst. Die Theaterbühne sei daher die einzig wahre Wirkungsstätte für den Schauspieler.
Neben der Schauspielerei war Yul Brynner auch leidenschaftlicher Fotograf, und er engagierte sich jahrelang als UNO-Botschafter für Geflüchtete. Seinen allerletzten Auftritt hatte Yul Brynner erst nach seinem Tod am 10. Oktober 1985. Brynner der an Lungenkrebs gestorben war, warnte in einem TV-Spot für die US-Krebsliga eindringlich vor dem Rauchen.