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Filmkritik zu «Yves Saint Laurent»
Aus Kultur Extras vom 10.04.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 18 Sekunden.
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Film & Serien Yves Saint Laurent – vom Laufsteg auf die Leinwand

Yves Saint Laurents Leben kommt dieses Jahr gleich zweimal in die Kinos. Der erste der beiden Filme läuft nun an – und ist auch der offizielle: Er verfügt über den Segen des Ex-Partners des berühmten Modemachers. Das Resultat ist massentauglich, aber ästhetisch ausgefeilt.

Fünf Jahre ist es her, da kam ein Film über das Leben von Coco Chanel in die Kinos. Und dann gleich noch einer. Die Filme wurden dadurch wohl oder übel zu Konkurrenten. Jetzt ist es wieder soweit: Auch das Leben des 2008 verstorbenen Modeschöpfers Yves Saint Laurent kommt 2014 gleich in zwei Versionen ins Kino. Und erneut schimmert durch, dass sich zwei Produzenten auf die Füsse gestanden sind – auch wenn nach aussen beschwichtigend behauptet wird, die Projekte würden sich womöglich ganz gut ergänzen.

Arthouse gegen Populärkino

Doch nicht einmal bei den Titeln war man zu grösseren Abweichungen bereit: «Yves Saint Laurent» heisst der eine Film, der nun zuerst in die Kinos kommt, «Saint Laurent» der andere, dessen Start aufgeschoben wurde und nun in diesem Herbst folgen soll – als Massnahme zur Schadensbegrenzung.

Zwei Männer am Dinner.
Legende: Yves Saint Laurent (Pierre Niney) und sein Freund und Lebensgefährte Pierre Bergé (Guillaume Gallienne). Pathé Films

Hinter dem ersten Projekt steckt Jalil Lespert, ein vorwiegend als Schauspieler bekannter Filmemacher, der tendenziell eher dem Populärkino zuzuordnen ist. Auf der anderen Seite steht Bertrand Bonello. Dieser hat sich seinen internationalen Ruf mit teils sperrigen Arthouse-Filmen wie «L'Apollonide (Souvenirs de la maison close)» gemacht hat.

Liebesgeschichte aus erster Hand

Jalil Lespert gibt zu Protokoll, er habe vom Konkurrenzprojekt aus der Presse erfahren, während er an seinem Drehbuch schrieb. «Mich hat es schon ein wenig irritiert, dass die Initianten des anderen YSL-Films nicht gleich das Gespräch mit mir gesucht haben, zumal wir uns kennen», meint er. Um lapidar hinzuzufügen: «Jeder darf natürlich einen Film machen, worüber er will. Ich werde mir Bonellos Werk jedenfalls mit grossem Interesse anschauen.»

Lespert hat zumindest im Moment die Nase vorn: Sein Film läuft zuerst, trägt den Vornamen des Modeschöpfers im Titel, wird in den USA von The Weinstein Company verliehen und hat vor allem den Segen des ehemaligen Liebhabers und Geschäftspartners von Yves Saint Laurent, Pierre Bergé. Lespert hat sein Projekt mit Bergé abgesprochen, weil er dessen Liebesgeschichte aus erster Hand erzählen wollte – aber auch, weil Bergé als Nachlassverwalter von Saint Laurent der Schlüssel war zu den Originalzeichnungen und Kollektionen, die Lespert unbedingt in seinem Film haben wollte.

Keine sonderlich kritischen Einblicke

Durch eine Öffnung eines grünen Vorhangs sieht man einen jungen Mann, der von Frauen beklatscht wird.
Legende: Mit gerade mal 21 Jahren startete er durch: Yves Saint Laurent (Pierre Niney). Pathé

Doch dieser Segen hat sich – zumindest gemäss der französischsprachigen Presse – auch als halber Fluch entpuppt: Durch den Einbezug von Bergé habe der Film nichts anderes werden können als eine distanzlose und unkritische Hagiographie von Saint Laurent, stand vielerorts zu lesen.

Tatsächlich gibt der Film keine sonderlich kritischen Einblicke in das von Bergé gesteurte geschäftliche Umfeld Saint Laurents, sondern verbringt stattdessen viel Zeit mit der Liebesgeschichte zwischen den beiden – und mit Modeschauen aus dem Fundus. Lesperts Film ist dekorativ und ästhetisch ausgefeilt, romantisch, massentauglich. Und dank dem hervorragenden, jungen YSL-Interpreten Pierre Niney unbedingt sehenswert.

Offiziell versus subversiv?

Audio
Kinostart: «Yves Saint Laurent» von Jail Lespert
aus Kultur kompakt vom 10.04.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 8 Sekunden.

Vom zweiten Film existiert in der Öffentlichkeit bis jetzt nur ein Plakat: Der Schauspieler Gaspard Ulliel als Yves Saint Laurent wirft darauf einen verschmitzt-diabolischen Blick in Richtung Kamera. Anscheinend will man damit kommunizieren, dass auf den offiziellen YSL-Film noch eine subversivere Filmbiografie folgen wird. Ob das wirklich der Fall ist, muss sich erst noch weisen – vielleicht schon an einer Vorpremiere in Cannes. Jedenfalls schläft sie nicht, die Konkurrenz.

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