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Abteilung: Schlechte Games «Fallout 76»: ein Drama in viel zu vielen Akten

«Fallout 76» war ein schreckliches Spiel. Aber was nach dem Release passiert ist, ist noch viel schlimmer.

Schlimmer geht's immer!

«Fallout 76» war für viele Fans der Rollenspiel-Franchise eine riesengrosse Enttäuschung. Das neuartige Multiplayer-Konzept war nicht wirklich durchdacht und stiess den zahlreichen Singlespiel-Liebhabern sauer auf. Ausserdem war das Spiel von Bugs und Glitches geplagt – und das ist erst der Anfang einer langen Liste von Dingen, die wir an «Fallout 76» enttäuschend fanden. Die volle Tragweite der Tragödie gibt es im Video-Review (oben).

Doch wie heisst es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Denn was nach dem Release von «Fallout 76» alles passierte, ist noch viel schlimmer als das Spiel selbst. Wir fassen pünktlich zum einjährigen Jubiläum zusammen: Wie unglaublich viel in 365 Tagen schieflaufen kann.

Ein Jahr voller «Fallout 76»-Pannen:

November 2018:

  • Release-Tag: 14. November 2018. Kaum steht «Fallout 76» in den Regalen, hagelt es katastrophale Wertungen quer über alle Review-Seiten.
  • Die ersten enttäuschten (PC-)Spieler wollen ihr Geld zurück. Bethesda hat allerdings extra für den Release von «Fallout 76» den eigenen «Bethesda-Launcher» eingeführt, der keine Rückerstattung vorsieht. Es folgt die Prüfung einer Sammelklage.
  • Die «Power Armor Edition» konnten sich eingefleischte Fallout Fans für 200 Dollar bestellen. Bethesda versprach eine Leinentasche, einen Power-Armor-Helm und weitere Sammelstücke rund ums Spiel. Allerdings hatte die Werbung mit dem anschliessend versandten Produkt wenig zu tun:
  • Bethesda rechtfertigt sich: Die Werbebilder rund um die «Power Armor Edition» seien lediglich Prototypen gewesen, die für die Massenproduktion viel zu teuer wären. Man wolle nichts dagegen unternehmen.
  • Bethesda zeigt doch noch Einsicht und entschuldigt sich für die minderwertigen Taschen in der «Power Armor Edition». Alle Käufer der 200 Dollar teuren Sonderedition erhalten eine Gutschrift für den «Fallout 76»-In-Game-Store im Wert von 5 Dollar. Im Store kann man sich virtuelle Dinge aller Art kaufen. Beispielsweise eine Stofftasche für seine Spielfigur, diese kostet allerdings 7 Dollar.

Dezember 2018

  • Es wird bekannt, dass die teuren Leinentaschen aus der «Power Armor Edition» doch produziert wurden, allerdings wurden diese bereits im Oktober (vor dem Release) an Influencer verschenkt.
  • Alle Käufer der «Power Armor Edition» können nun mit einem Ticket über den Support-Bereich doch noch eine Leinentasche beantragen.
  • Bethesda verbannt Betrüger und Nutzer von Drittsoftware aus «Fallout 76». Bethesda fordert die Gebannten auf, einen Aufsatz über das Thema «Cheats in Spielen» zu schreiben, damit der Bann womöglich wieder aufgehoben wird.

Januar 2019

  • Bethesda wirbt mit einer neuen blauen Lederjacke für das Spiel. Dieses Mal sehen bereits die Werbebilder billig aus, viel dazugelernt hat man aber nicht. In der Produktbeschreibung wird die Jacke erneut damit beworben, in einer «Fallout 76»-Tasche geliefert zu werden. Der Spott des Internets ist vorprogrammiert.

Februar 2019:

  • Händler weltweit wollen «Fallout 76» offenbar nicht mehr im Regal haben. Der amerikanische Videospielhändler EB Games – eine Tochtergesellschaft von GameStop – hat das Spiel ganz aus seinen Regalen genommen. In deutschsprachigen GameStops erhält man ein Gratis-«Fallout 76» beim Kauf eines Playstation- oder Xbox-Controllers. Und bei Saturn bekommt man zum Xbox-One-Bundle mit «Fallout 76» ein zweites «Fallout 76» gratis nachgeworfen.
  • Bethesda bannt einen «Fallout 76»-Spieler, der bereits 900 Stunden gespielt hat und dabei 100'000 seltene Items und 140'000 Kugeln Munition gesammelt hat. Offenbar kann Bethesda selbst nicht glauben, dass jemand das Spiel so enthusiastisch spielt und glaubt, der Spieler sei ein Cheater. Es stellt sich heraus, dass Bethesda wohl ihren grössten Fan gebannt hat. Nur eine von vielen Schlagzeilen rund um Spieler, die zu Unrecht verbannt wurden.

März 2019:

  • Bethesda führt den Survival-Mode ein, bei dem man jederzeit alle angreifen kann. «Fallout 76» spielt sich fortan im Survival-Modus wie ein Deathmatch-Shooter. Der Survival-Modus kommt nicht gut an und wird im Oktober 2019 wieder aus dem Spiel entfernt.

April 2019:

  • Bethesda bricht mit seinem Versprechen, dass alle Items, die mit Mikrotransaktionen (also echtem Geld) zusätzlich zum Spiel gekauft werden können, rein kosmetisch sind. Mit dem neuen Patch kann man sich ein Reparatur-Kit für echtes Geld kaufen, um damit Gegenstände im Spiel zu reparieren.

Juni 2019:

  • Mit der E3 steht im Juni die wichtigste Video-Spielmesse der Welt an: Bethesda bedankt sich für die treuen Fans und verspricht zwei DLCs, die genau beinhalten sollen, was sich die Fans wünschen: Einerseits das Wastelanders DLC, das Spielfiguren (NPCs) in «Fallout 76» einführt und Nuclear-Winter, ein Battle-Royale-Modus. Beide sollen gratis sein und noch 2019 erscheinen. Immerhin: Der Nuclear-Winter-Modus wird noch im selben Monat freigeschaltet und kommt bei den (verbleibenden) Spielern gar nicht schlecht an.

Juli 2019:

  • Patch 11 schafft mehr Probleme, als er behebt. Neue Bugs, Glitches und Abstürze sind erst der Anfang. Es gibt nun auch Regionen, die man nicht mehr betreten kann ohne sofort zu sterben. Waffen, die mit falscher Munition feuern und Gesichter, die nicht gerendert werden, wenn man den Helm der Spielfigur abzieht. Das einzige, was sich scheinbar durch den Patch 11 verbessert hat, ist der In-Game-Store, wo es nun beispielsweise Power-Armor-Skins für bis zu 18 Dollar gibt.

September 2019:

  • Weil im Ödland von «Fallout 76» alles schnell verrottet, wünschen sich Fans schon lange einen Kühlschrank. Bethesda führt nun endlich Kühlschränke im Game ein. Allerdings kann man diese ausschliesslich über den In-Game-Store für rund 7 Dollar kaufen, was erneut für Ärger sorgt.
  • Merch-Rückruf-Aktion: In den USA müssen 20'000 «T-51b Power Armor Collectible»-Helme im Nuka-Cola-Design zurückgerufen werden, weil sie schimmeln.

Oktober 2019:

  • Das Wastelander DLC, das endlich Spielfiguren (NPCs) in «Fallout 76» integrieren sollte, wird auf 2020 verschoben.
  • Zum einjährigen Jubiläum führt Bethesda mit «Fallout 1st» seinen eigenen Abo-Service ein. Für 15 Euro im Monat oder 120 Euro im Jahr sollen Abonnenten private Server und diverse Vorteile erhalten. Das Problem daran: Die versprochenen privaten Server sind gar nicht privat. Und die versprochenen Vorteile, wie etwa der unendliche Stauraum für Herstellungskomponenten, sorgt im Spiel dafür, dass einfach alle diese Komponenten aus dem Inventar verschwinden.
  • Ein wütender Fan kauft sich die Domain www.falloutfirst.com und startet seinen eigenen Protest mit einer Troll-Seite.

November 2019:

  • Es herrscht (Bürger-)Krieg: Pünktlich zum einjährigen Jubiläum ist das Chaos perfekt. Denn auch gegen die Käufer/Unterstützer vom Aboservice «Fallout 1st» scheint es nun eine Art Widerstand zu geben. Sie berichten von Überfällen und davon, dass sie im Spiel von anderen Gruppen angegriffen werden.

Welche Hochs und Tiefs habt ihr mit «Fallout 76» schon erlebt? Und welche Pannen haben wir in unserer Liste vergessen? Mitdiskutieren auf dem SRF Digital Discord Server oder hier in der Kommentarspalte.

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