Das Grundprinzip von «Dicey Dungeons» ist einfach erklärt: Wir würfeln, verteilen dann die Würfel so clever wie möglich auf verschiedene Ausrüstungskarten um möglichst viele Monster zu besiegen.
Im Detail – und dort steckt die ganze Kunst dieses tollen Games – wird es dann aber enorm komplex.
Als Erstes wählen wir eine Figur aus, um in einen Dungeon mit immer leicht wechselnden Gegnern zu steigen. Schaffen wir es, bis in das sechste Untergeschoss vorzustossen und den Boss zu besiegen, haben wir gewonnen. Welche Figur wir wählen, verändert aber komplett, wie wir spielen müssen.
Der Krieger ist die einfachste Figur. Er hat Rüstung und Waffen, allgemein sind höhere Würfel besser. Der Dieb dagegen benutzt einen Dolch und Gift und kann sich heilen, hier fahren wir besser, wenn wir kleine Zahlen würfeln – oder eine Fähigkeit nutzen, die höhere Zahlen in zwei kleinere aufteilen kann. Die Erfinderin muss laufend neue Ausrüstung finden und alte damit ersetzen – bei ihr geht es also nicht nur darum, die Würfel geschickt zu verteilen, sondern auch gut vorherzusehen, welche Ausrüstung wir jetzt einsetzen müssen, damit sie uns im nächsten Kampf Vorteile verschafft.
Immer neue Ideen
Bei Roboter ändert sich die Würfel-Mechanik komplett: Er hat nicht eine fixe Anzahl Würfel zur Verfügung. Stattdessen werden seine Würfe addiert; er kann erneut würfeln, solange das Total nicht eine bestimmte Grenze überschreitet; riskiert er zu viel und würfelt ein zu hohes Total, geht seine ganze Ausrüstung kaputt und macht ihn für diese Runde handlungsunfähig.
Und dann gibt es noch die Hexe und den Hofnarren. Und die sogenannten «Episoden»: In denen spielen wir mit einer bereits bekannten Figur, aber unter leicht veränderten Regeln.
Das ist das Geniale an diesem Game: Das einfache Grundprinzip wird immer wieder verändert, auf sehr überraschende und enorm abwechslungsreiche Weise.
Den Zufall umarmen
Für Hardcore-Strategiker ist es natürlich zu zufällig – denn fallen die Würfel schlecht, nützt auch die beste Taktik nichts. Doch mir gefällt diese Mischung enorm. Ich mag Spiele, die eine gewichtige Zufallskomponente haben, dann aber viel Taktik erlauben. Denn es geht hier nicht darum, fünf Züge vorauszuplanen und ein Superhirn zu haben – sondern gut improvisieren zu können, sich dem Zufall hinzugeben und auf ihm zu surfen.
Terry Cavanagh hat bereits mit Games wie «VVVVVV» und «Super Hexagon» bewiesen, dass er ausgezeichnete Games mit ausgefeilter Mechanik machen kann. Bisher war er ein Einzeltäter, entsprach dem romantischen Bild des Indie-Game-Entwicklers, der alleine in seinem Schlafzimmer vor sich hin programmiert. Für dieses Game hat er sich nun erstmals ein Team zusammengestellt. Das hat sich gelohnt – es ist mit Abstand das schönste, grösste und polierteste seiner Games.
Noch nicht mobil
Nur einen Wermutstropfen gibt es: Auf dem PC ist das Game nicht am besten Ort. Denn die Spiel-Dauer ist kurz, es eignet sich wunderbar für ein paar kleine Runden zwischendurch – und wäre drum perfekt auf mobilen Plattformen.
Zum Glück weiss das Cavanagh selber auch: Versionen für die Nintendo Switch und Smartphones sind in Arbeit. Ein fixes Release-Datum gibt es nicht, Sommer sei angepeilt.
«Dicey Dungeons» ist für Windows PC, macOS und Linux. Mobile Versionen kommen später.