Vor «Untitled Goose Game» wusste ich nicht, dass ich eine Gans sein möchte. Jetzt aber schon. Denn in diese Gans zu schlüpfen, macht unheimlichen Spass.
Ja, die Gans ist ein Arschloch. Sie erschreckt und belästigt friedliche Dorfbewohner. Sie stiehlt Post und wirft sie in den Kanal. Sie knickt eine preisgekrönte Rose ab. Sie sperrt eine Ladenbesitzerin in der Garage ein. Sie lockt den Gärtner unter den Rasensprinkler. Sie lässt einen Jungen auf die Nase fallen, jubelt ihm eine falsche Brille unter und zwingt ihn, sein eigenes Spielzeug-Flugzeug zurückzukaufen.
Spass macht das, weil es wunderbar subversiv ist, diese englische Landidylle zu stören (und weil die Streiche auch recht harmlos sind). Aber auch, weil das Game von House House genau weiss, was es will und das perfekt umsetzt.
Die Animationen der Gans sind grossartig – es ist eine wahre Freude, wenn sie stolz vom angerichteten Chaos weg watschelt. Noch besser ist der Soundtrack: Jedes Objekt im Game klingt, und ein Debussy-Klavier untermalt den Schabernack so präzise, als würde uns ein Pianist live begleiten.
Und weil wir zwar nicht mit allem in diesem Dorf, aber doch sehr vielem irgendwie interagieren können, bleibt unser Entdeckergeist wach; auch wenn der erste Durchgang durch die raffinierte Geschichte nach rund drei Stunden schon vorbei ist.
«Untitled Goose Game» ist für Windows PC, macOS und Nintendo Switch.