Es gibt wenige Game-Serien, die so heiss geliebt werden wie «Mario Kart». Die achte Ausgabe erschien vor fast drei Jahren für die Wii U und war die bisher beste: Tolle neue Strecken, HD-Grafik, ein höchst unterhaltsamer Replay-Modus und grossartiges Fahrgefühl.
Jetzt ist «Mario Kart 8 Deluxe» erschienen, für die Switch. Auf den ersten Blick ist das noch einmal das gleiche Spiel. Doch dank einigen grösseren und kleineren Verbesserungen kann es nur ein Urteil geben: Das ist das beste «Mario Kart», eines der besten Renn- und eines der besten Spiele überhaupt.
Die Details, warum «Mario Kart 8» so toll ist, liest du am besten in meinem letzten Review . Hier kann ich mich dafür auf das Neue beschränken.
So viele Strecken
In «Mario Kart 8 Deluxe» sind alle 48 «Mario Kart 8»-Strecken enthalten, also auch die, für die man dort noch separat bezahlen musste. Gleich 56 Figuren gibt es zur Auswahl, sechs davon sind neu, beispielsweise zwei Inklings aus Splatoon. Alle Figuren, alle Strecken und auch der besonders schnelle 200cc-Modus sind gleich von Beginn weg wählbar, müssen also nicht erst freigeschaltet werden.
Technisch ist das Spiel nur leicht verbessert; unterwegs wie auf der Wii U in 720p, zu Hause am TV neu in 1080p, also schärfer. Und in butterweichen 60 Frames pro Sekunde. Auf vereinzelten Strecken wirken die Farben etwas satter, sonst sind aber kaum visuelle Unterschiede sichtbar.
Zwei Gegenstände statt einem
Mechanisch gibt es drei feine, mir persönlich aber ganz wichtige Neuerungen: Pink Turbo, Steuerautomatik und zwei Gegenstände statt einem.
Letzteres gleich zuerst, denn das war für mich das Einzige, was mir an «Mario Kart 8» nicht gefiel: Wir konnten nur einen Gegenstand aufs Mal halten.
Schildkrötenpanzer, Bananen oder Feuerblumen werfen wir auf Gegner, um sie auszubremsen. Um einen Gegenstand aufzunehmen, fahren wir durch eine Box mit Fragezeichen drauf.
In «Mario Kart 8» mussten wir aber immer entscheiden, ob wir mit dem aktuellen Gegenstand zufrieden waren oder auf einen besseren hoffen wollten. Und waren beim Aufnehmen eines neuen für eine kurze Zeit unbewaffnet, ein Nachteil. In «Deluxe» können wir nun zwei Gegenstände gleichzeitig halten und in der Reihenfolge abwerfen, wie wir sie erhalten haben. Damit ist für mich das Verhältnis von Risiko, Aggressivität und defensiver Absicherung klar besser.
Pink-Turbo und Fahrhilfen
Schon immer zentral in «Mario Kart» war der gute Drift: Kurz vor der Kurve mit dem Kart hüpfen und dann seitwärts durch die Kurve driften. Bei Driften fliegen erst blaue, dann orange Funken aus unseren Hinterrädern. Je länger wir den Drift halten, desto länger ist dann der kurze Tempo-Boost am Ausgang der Kurve. Nun gibt es eine dritte Turbo-Stufe: Wenn es in Pink funkt, hält der Boost besonders lang. Natürlich eignet sich nicht jede Kurve für diesen langen Drift. Doch der Pink-Turbo eröffnet erfahrenen Fahrern neue strategische Möglichkeiten.
Für das exakt andere Ende der Können-Skala sind die neuen Fahrhilfen: Wir können Steuerung und/oder Beschleunigung auf Automatik schalten. Wenn wir zu schnell in eine Kurve rasen oder zu sehr von der Ideallinie abweichen, greift die Automatik ein und verhindert, dass wir von der Strecke fliegen.
Das ist besonders für Kinder perfekt, die nun mit älteren Geschwistern oder Eltern mithalten können.
Battle Mode: Grossartiges Chaos in neuen Arenen
Und schliesslich ist der Battle Mode neu – oder besser gesagt: neu ist er jetzt gut. Battle Mode geht so: An unseren Kart sind fünf Ballone gebunden. Werden wir von einer Banane oder einem Schildkrötenpanzer getroffen, verlieren wir einen Ballon. Wenn wir Gegner abschiessen, erhalten wir einen Punkt. Wenn alle eigenen Ballone weg sind, verlieren wir diese Punkte wieder.
Es gab den Modus zwar schon in «Mario Kart 8». Doch dort fuhren wir einfach auf den normalen Rennstrecken im Kreis, in beiden Richtungen.
Das machte den Modus völlig unbrauchbar, weil wir die meiste Zeit alleine vor uns hinfuhren, nur um dann in Sekundenbruchteilen einen Gegner zu kreuzen und natürlich nicht zu treffen.
Jetzt gibt es acht neue Arenen für den Modus (drei davon sind Remakes aus älteren «Mario Kart»-Games). Und die machen jetzt richtig Spass. Speziell gut gelungen sind die Grundrisse: Mehrere grosse offene Flächen, wo sich die Karts im Chaos tummeln können; dazu Verbindungsabschnitte, die eher wie Rennstrecken verlaufen und etwas ruhiger sind. Sehr abwechslungsreich und kleinräumig genug, dass wir uns nie alleine vorkommen.
Neben dem Standardziel, gegnerische Ballone platzen zu lassen und die eigenen heil über die Zeit zu bringen, gibt es noch weitere Varianten: Besonders gefallen hat mir «Renegade Roundup». Dort werden die Fahrer in zwei Teams eingeteilt, Polizisten und Verbrecher. Die Polizisten fahren mit einer riesigen fleischfressenden Pflanze umher, die Verbrecher schnappt. Und die Verbrecher können eingesperrte Kameraden wieder befreien.
Perfekt
«Mario Kart 8 Deluxe» ist das brutalste Spiel von Nintendo, weil es sich immer so unfair anfühlt, wenn du unten durch musst. Umso grösser sind die Gefühle, wenn du vorne liegst.
Das Rennspiel ist so grossartig, weil die Rennen immer spannend bleiben, jede Strecke ihren eigenen Charakter hat und im Battle Mode wunderbares Chaos herrscht.
Und weil wir im Gegensatz zu vielen anderen Rennspielen Fehler der Gegner erzwingen können. Nie fährt jemand einfach vorne weg und spult sicher seine Runden ab. Eine blaue Schildkröte oder ein Blitzeinschlag im richtigen Moment, und schon sind die Karten neu gemischt. Das Game ist farbenfroh, lässt Neulinge leicht einsteigen und bietet genug Herausforderung und Tiefe für Erfahrene. Perfekt.
«Mario Kart 8 Deluxe» ist für Nintendo Switch. Das Review zu «Mario Kart 8» ist hier.