Es gibt viele Gründe, ferne Orte zu besichtigen und anstrengende Reisen auf sich zu nehmen. Im Fall des Ägypters Bayek aus Siwa ist es eine Familientragödie, die ihn zwingt, im Jahr 48. v. Chr. seinen Heimatort zu verlassen und sich auf sein Kamel zu schwingen.
Wir begleiten ihn, wie er einer Verschwörung auf die Spur kommt und mitten in die Intrigen zwischen Kleopatra und ihrem Bruder, Ptolemaios XIII. gerät. Und während er sich ums Meucheln, Schwerterschwingen, Herumspringen und Helfen kümmert, sind wir als Touristen hautnah mit dabei. Immer zur Hand: unser Fotoapparat!
Perle am Nil: Alexandria
Nach einer beschwerlichen Reise auf Bayeks treuem Kamel landen wir endlich in Alexandria, dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Ägyptens. So viele Statuen! Saubere Strassen! Und erst noch gepflastert! Hier lernen wir auch Bayeks Partnerin kennen: Aya. Ein bisschen unheimlich ist sie schon und Zeit hat sie auch keine, denn als Geheimagentin Kleopatras ist sie viel zu beschäftigt.
Ohne Aya, aber voller Staub und Kamelhaar machen wir noch einen Abstecher ins Badehaus. Nach einem kurzen Bad und einem Zwischenfall mit einem Messer und viel Blut, sind wir bald wieder draussen. Zum Glück dürfen wir das spitzenbesetzte Badetuch behalten. Das mögen wir so gut, dass es Bayek für den Rest der Reise anbehält.
Im Gegensatz zu Siwa ist Alexandria wirklich eine Grossstadt: Wir verbringen viel Zeit, den Strassenmusikern zuzuhören und uns die lokale Handwerkskunst anzuschauen. Vor allem das Waffenhandwerk geniesst in Alexandria offenbar hohes Ansehen – wir können problemlos unser Lieblingsschwert schärfen und polieren lassen.
Am besten gefällt es uns aber in der Bibliothek von Alexandria, wo wir auch prompt einen alten Bekannten treffen. Nur die vielen offenen Feuer irritieren etwas – bei so viel Papyrus könnte sicher leicht ein Brand ausbrechen.
Aber letztlich sind wir nicht in Alexandria, um alte Schriften zu studieren. Viel interessanter ist es, den Griechen den Mittelfinger zu zeigen und rotzfrech auf alles zu klettern, was wir greifen können – gute Aussichten inklusive!
Bald ist uns aber sogar in Alexandria langweilig, uns lockt Sand, Strand und Wüstensafari. Wir schwingen uns wieder aufs Kamel.
Auf dem Weg nach Letopolis, einer Stadt am Nil, verweilen wir etwas zu lang am Strand. Eine Horde Nilpferde ist damit gar nicht einverstanden und attackiert uns. Zeit, das geschärfte Schwert tatsächlich einzusetzen!
Bevor wir Alexandria aber ganz hinter uns lassen, schauen wir noch im Hippodrom vorbei, der Pferderennbahn. Hier sagen wir tschüss zu unserem Kamel – es schwankte einfach zu sehr und schlecht wurde uns auch. Ab sofort geht es per Pferd weiter.
Letopolis ist noch weit, langsam geht die Sonne unter und die Zikaden beginnen zu zirpen. Während in sicherer Distanz die Krokodile im Wasser planschen, entdecken wir endlich unser Fernziel: Die Pyramiden von Giseh!
Als die Krokodile schlafen, wagen wir uns auf den See von Mareotis. Bayek kann zwar schwimmen, doch die Fischer sind wirklich hilfsbereit in dieser Gegend: Kaum machen wir auch nur zwei, drei Schwimmzüge, taucht sofort ein Boot neben uns auf, das uns mitnehmen möchte.
Tags darauf gelingt uns das Unglaubliche: Wir schliessen Freundschaft mit Leo, dem Löwen, den wir dank neu erlernter Fähigkeiten zähmen können! Leider ist er nur uns freundlich gesinnt. Als wir an einer Garnison vorbeikommen, vergisst Leo jegliche Rücksicht und attackiert die Wachen, die dann auch auf uns los gehen. Bayek greift notgedrungen zu seinem Schwert, das zufälligerweise «Vox Populi» heisst und bald als «Stimme des Volkes» für Ruhe sorgt. Unglücklicherweise stirbt auch Leo – wenigstens leistet sein Fell gute Dienste, um unsere Ausrüstung aufzubessern.
Nach diesem betrüblichen Zwischenfall reisen wir weiter nach Letopolis, an kleinen Dörfern vorbei, in deren Kornkammern die Tauben gurren. Ein bisschen langweilig ist uns schon, und so schicken wir unseren Falken Senu in die Luft, damit er die Lage für uns auskundschaftet.
In Letopolis fühlen wir uns endlich etwas mehr zu Hause – schliesslich stammt Bayek aus einem alten nubisch-ägyptischen Geschlecht. Natürlich statten wir auch dem lokalen Tempel einen Besuch ab und werden Zeuge eines seltsamen Ritus, den uns selbst Bayek nicht erklären kann.
Aber eigentlich haben wir nur ein Ziel: die Pyramiden von Giseh! Der Sage nach soll es sogar möglich sein, auf eine der Spitzen hinauf zu klettern...
Am Ende der Reise: Fazit
Als Game hat mich «Assassin's Creed: Origins» kaum überrascht: Schleichen, meucheln, viel klettern, sich wiederholende Missionen lösen. Trotzdem wollte ich immer wieder in diese Welt zurück. Denn das alte Ägypten ist einfach atemberaubend, egal, ob aus der Sicht von Bayeks Falke, zu Pferd oder zu Fuss. Wie eine echte Touristin gibt es virtuell so viel zu entdecken – lokales Handwerk, wunderschöne Reliefs, traditioneller Ackerbau, eine reiche Flora und Fauna. Viele Nebenmissionen lehrten mich auch viel über die ägyptische Gesellschaft. Das Let's Play mit der Ägyptologin Sina Urwyler zeigte: Ubisoft hat diesbezüglich so gut wie alles richtig gemacht. Ich möchte mehr sehen, mehr erfahren, mehr entdecken – und kann es kaum warten, auf «Discovery Tour» zu gehen.
«Assassin's Creed: Origins» läuft auf Windows, Xbox und PS4. Es ist ab 18 Jahren. Im Frühjahr 2018 soll ein «Discovery Tour»-Modus erscheinen, in dem die Welt erforscht werden kann, ohne kämpfen zu müssen.