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1. August Als sich der Bauernbub in das Alphorn verliebte

Kein 1. August ohne Alphorn: Wie die älteste Schweizer Alphornwerkstatt entstand.

Übungstreffen auf dem Hof der Familie Bachmann im Emmental: Drei Frauen und acht Männer, Mitglieder der emmenthalischen Alphornbläser-Vereinigung, treffen sich zur Probe.

Menschen spielen Alphorn
Legende: Die emmenthalische Alphornbläser-Vereinigung probt für das nächste Jodlerfest. SRF

Walter Bachmann ist in dritter Generation Alphornbauer. Sein Grossvater hatte mit dem Handwerk angefangen, Sohn und Enkel haben es weitergeführt. Heute gilt die Alphornmacherei Bachmann als die älteste der Schweiz.

Alphorn taucht ab

Während der Probe regnet es in Strömen. Das kurze Dach des Unterstandes bedeckt knapp die Köpfe der Bläserinnen und Bläser. Ihre Alphörner jedoch ragen weit hinaus in den strömenden Regen, das Wasser läuft in die offenen Instrumente.

Menschen stehen unter einem Dach und halten Alphörner in den Händen.
Legende: Das Alphorn steht im Regen? Umso besser für den Klang! SRF

Kein Grund zur Sorge, klärt Alphornbauer Bachmann auf. Das Wasser sei gut für die Resonanz. «Ich empfehle jedem Alphornbläser, mit dem Instrument in den See zu stehen und den Becher auf’s Wasser zu legen. Das gibt irrsinnige Töne!»

Werkstatt in den Hügeln

Walter Bachmanns Betrieb liegt in einer harmonischen Voralpenlandschaft. Die neun Hektar Land reichen für rund zehn Kühe. Der Bauernhof wird durch die Alphornbauerei ergänzt.

Porträt Walter Bachmann
Legende: Führt die Leidenschaft seines Grossvaters weiter: Walter Bachmann. SRF

Das war schon immer so, erklärt Walter Bachmann. Die Bauern hier hätten wenig Geld gehabt. Aber viel Geschick, um das, was sie benötigten, selber herzustellen.

Liebe auf den ersten Blick

Wie etwa sein Grossvater Ernst Schüpbach. Dieser sah 1925 an einer «Chilbi» in Eggiwil zum ersten Mal ein Alphorn und verliebte sich auf Anhieb in das Instrument.

Ein Stück Holz, das die Form eines Alphorns andeutet.
Legende: Noch ist das Holz fast unbearbeitet. Aber sein Zweck ist schon gut ersichtlich ... SRF

«Es waren schwierige Zeiten und die Eltern meines Grossvaters waren arm. Sie konnten es sich nicht leisten, dem Buben ein Alphorn zu kaufen.» Im Übermut habe der Grossvater beschlossen, selber ein Alphorn zu bauen. So entstand die Alphornmacherei.

Alphorn für zwei Franken

Der Junge war damals dreizehn Jahre alt. Als das Instrument fertig war, verkaufte er es für zwei Franken an einen Schulkollegen, der ihm als Gegenleistung das Alphornblasen beibrachte.

Alphorn-Elemente auf der Werkbank.
Legende: Alphorn-Elemente auf der Werkbank. SRF

Von seinem ersten Geld kaufte sich Grossvater Ernst Schüpbach Werkzeuge, um weitere Alphörner zu schnitzen. Das tat er im alten Bauernhaus. Zum Leidwesen anderer Familienmitglieder: «Grossvater hatte oft Krach mit dem ‹Weibervolk›, weil er nach dem Schnitzen immer eine Sauordnung hinterliess.»

Himalaya anstatt Alpen

Nicht in den Alpen, sondern in Tibet wurde das Alphorn erfunden, sagt Enkel Walter Bachmann. In der Schweiz erwähnten Mönche das Instrument erstmals im 16. Jahrhundert in Klosterchroniken. Bauern hätten das Alphorn unter anderem genutzt, um Kühe anzulocken.

In Eggiwil donnert und blitzt es weiter. Doch die Männer und Frauen kümmert das nicht, hochkonzentriert stehen sie nebeneinander, die Augen geschlossen – vertieft in ihre Töne.

Alphorn als Seelenbalsam

Dass Frauen in solchen Formationen mitspielen, ist eine eher neue Erscheinung. Die Bläserinnen beschreiben das Instrument als Seelenbalsam. «Wenn ich gestresst bin und ein ‹Gnusch› im Kopf habe, dann kann ich Alphorn blasen und es ist weg.»

Blick in die Alphorn-Werkstatt.
Legende: Ein gekrümmter Stamm macht noch lange kein Alphorn. SRF

Die Männer können sich ein Leben ohne Alphorn ebenfalls nicht vorstellen. Es sei wie ein Virus. Das Alphorn gehöre einfach dazu: zur Familie, zum Leben, zu den Bergen und zum Emmental.

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