Meist bleiben sie unbemerkt, doch im Grunde stecken sie überall: Normierungen. Es gibt kaum etwas, das nicht durch irgendeine Norm standardisiert ist: Die Schweiz kennt 26'000 Normen, 1000 davon sind eigene , 25'000 sind europäische und internationale. Die berühmteste Standardisierung ist die Papiernorm DIN A4, die jetzt ihr 100. Jubiläum feiert.
Was sind Normen? Eine Norm legt etwas fest: ein Produkt oder einen Prozess. Das bringe einen erleichterten Marktzugang oder Kosteneinsparungen bei der Produktion mit sich, erklärt Urs Fischer, Geschäftsführer der Schweizerischen Normenvereinigung in Winterthur.
Wie ist die Papiernorm entstanden? 1922 hatte der Ingenieur Walter Porstmann die Idee, ein einheitliches Format zu entwickeln, und zwar ein sogenanntes A0 in der Grösse von einem Quadratmeter. Wenn man dieses in der Hälfte faltet, ergibt es das nächste Format, das A1. Und wenn man das A1-Format halbiert, folgt A2 und so weiter.
«1924 hat sich unser Bundesrat dann entschieden, dieses Format in der Bundesverwaltung einzuführen», sagt Urs Fischer. Daraus sei dann ein Standard geworden.
Heute sehen wir die ganzen Zusatzprodukte, die wir um das Papierformat haben: Sichtmäppchen, Papierlocher, Ordner, aber auch Drucker, mit ihren einheitlich produzierten Schächten.
Was wird alles normiert? Vor allem bei Industrieprodukten wird versucht, das Innenleben weitestgehend zu normieren, während man beim Äusseren weiterhin die Kreativität wahrnehmen soll. Im Inneren verwendet man gängige Standard-Produkte, die entsprechend kostengünstiger sind.
Wieso normieren wir Dinge? Weil es praktisch ist. Auch wenn man es im Alltag oft nicht merkt, so leisten Normierungen gute Dienste. Beispielsweise kann der Magnetstreifen auf unseren Kreditkarten von jedem Geldautomaten ausgelesen werden – dank seiner Norm. Auch die Grösse der Kreditkarte ist vereinheitlicht, wodurch sie in jedes Portemonnaie passt. Zudem lassen sich standardisierte Produkte meist kostengünstiger produzieren.
Wie kommt so eine Norm zustande und welche Akteure handeln das aus? In der Schweiz haben wir das sogenannte Milizprinzip. Dabei kommen Expertinnen und Experten einer bestimmten Sache zusammen. Diese legen dann nach dem Prinzip des Konsenses eine neue Norm fest.
Was wäre, wenn es keine Normen gäbe? Dann hätten wir in Bereichen wie Sicherheit, Gesundheit und Umwelt einige Unzulänglichkeiten, ist sich Urs Fischer sicher. Man nehme eine Sonnencreme mit Sonnenschutzfaktor 50: «Da gibt es Normen, die festschreiben, wie das gemessen werden muss», sagt Fischer. Normen schützen uns entsprechend auch vor Gefahren.
Wenn beispielsweise noch das CE-Kennzeichen auf einem Produkt zu sehen ist, können wir davon ausgehen, dass dieses eine Norm erfüllt. Das CE-Zeichen ist ein Hinweis darauf, dass das Produkt vom Hersteller geprüft wurde und dass es alle EU-weiten Anforderungen an Sicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz erfüllt.