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100 Jahre SEK Was vom Kirchenbund übrig bleibt

Vor 100 Jahren wurde der Schweizerische Evangelische Kirchenbund ins Leben gerufen. Die Hilfswerke sind sein Vermächtnis – und sonst?

In Olten war es, wo 1920 der Kirchenbund gegründet wurde: Die reformierten Kantonalkirchen da zu einen, wo alle Schienen zusammenlaufen – das machte Sinn. 1920 waren fast 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung reformiert, 100 Jahre später sind es noch gut 20 Prozent.

Sammelstunde im Fernsehen

Die beiden Weltkriege und ihre verheerenden Folgen machte den reichen Schweizer Reformierten bewusst: Sie müssen international Verantwortung übernehmen. Als Folge gründeten sie 1946 das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS).

Hier wirkte auch Hans Schaffert. Er hatte den Holocaust in Frankreich selbst beobachtet und prägte das HEKS jahrzehntelang. «Auf der Seite der Gefangenen, der Flüchtlinge, der Armen und der Ausgebeuteten», wie er sagt.

Die Hilfswerksarbeit der Reformierten im In- und Ausland wird ihr Markenzeichen – und auch bekannter als der Kirchenbund selbst. Bei ihm bleiben die reformierten Hilfswerke aber angesiedelt. Mit dem Sammelaufruf kamen die Reformierten jedes Jahr sogar ins Fernsehen.

Brot erst für Brüder, dann für alle

Selbstverständlich sei die direkte Hilfe nicht an Christinnen und Christen gebunden, sagte Hans Schaffert. «Wir wollen dort helfen, wo Not ist. Nur das allein zählt und gilt.»

1961 kam noch die Sammlung «Brot für Brüder» hinzu, die 1991 gendergerecht in «Brot für alle» umbenannt wird. Sie arbeitet seit 50 Jahren auch ökumenisch und hat sich weiterentwickelt – hin zu einem Netzwerk für Entwicklungszusammenarbeit und Politik.

Problemzone Politik

Mitmischen in der Politik wollte auch der SEK. Es gelang ihm aber selten, hier wirklich Akzente zu setzen. Auch die Unterstützung für Wehrdienstverweigerer wirkte etwas halbherzig.

Zwar liess er 1981 verlauten: «Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen mit Gefängnis zu bestrafen ist unseres Staates nicht würdig.» Darauf folgte aber sogleich der Nachsatz: «Die Einführung eines Zivildienstes soll weder die allgemeine Wehrpflicht noch die Verantwortung des Staates für eine Sicherheitspolitik infrage stellen.»

Ein neuer Anlauf

Als Leistungen des reformierten Kirchenwerks SEK bleiben also vor allem die Hilfswerke in Erinnerung. Und auch die globale Vernetzung, etwa dank des modernisierten Missionswerks Mission 21 und die evangelisch globale Ökumene. Als SEK oder neu EKS (Evangelisch reformierte Kirche Schweiz) sitzen die Reformierten in den europäischen Konferenzen in Hannover oder Wien und dem ökumenischen Weltkirchenrat in Genf.

Im Dienst der evangelisch-reformierten Kirchen

Nur die Wirkung nach innen in der Schweiz, politisch wie kirchlich, liess zu wünschen übrig. Da wurde viel Papier produziert und nicht gelesen. So machte jede kantonale Kirche dann doch, was sie wollte.

Kräfte bündeln und besser wahrgenommen werden: Das war und blieb leider auch das Ziel des SEK. Die EKS verfolgt dasselbe Ziel – oder versucht es zumindest.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 07.09.2020, ; 

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