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115 Jahre Skilift Wenn der Kornsack-Lift plötzlich Kurgäste schleppt

1908 brachte der erste Skilift Kurgäste im Schwarzwald auf den Schlittelhügel. Inspiriert wurde der Erfinder vom Mehlsack-Transport.

Wer hat’s erfunden? Nein, für einmal nicht die Schweizer. Vielmehr verdanken Wintersport-Begeisterte den Skilift einem Deutschen.

Robert Winterhalder kam vor 115 Jahren als Erster auf die Idee – oder war zumindest der Erste, der seinen Skilift patentieren liess. Genaugenommen hiess die patentierte Erfindung: «Transporteinrichtung zum Ermöglichen des Bergaufwärtsfahrens mit Schlitten und Schneeschuhen».

Schlitteln für Asthmatiker

Winterhalder führte die Pension Schneckenhof in Schollach im Hochschwarzwald. Zur Jahrhundertwende lockte der Tourismus die Menschen noch nicht in Scharen in die Berge. Sie kamen vor allem zur Kur nach Schollach.

schwarzweiss Foto links oben eine Frau auf dem Schlitten, hinter ihr ein Mann. Beide an einem Bügel des Skilifts.
Legende: Weltneuheit im kleinen Schollach: Der Lift macht den Schlittelspass möglich. Den Schneckenhof gibt es heute noch, den Lift nicht. Keystone / Interfoto / Sammlung Rauch

Den Kurgästen sollte es an nichts fehlen. Darum renovierte Robert Winterhalder seine Pension und installierte fliessendes Warmwasser sowie eine Zentralheizung. Auch an Freizeitaktivitäten im Freien hatte er gedacht, etwa ans Schlitteln an der frischen Luft.

Nur: «Die Gäste waren Asthmatiker und Allergiker», erzählt Klaus Winterhalder, der Enkel des Erfinders, in einem SWR-Interview. «Das war für sie ein Berg – die haben den Schlitten dort nicht hochgebracht.»

Vom Mehl- zum Menschtransport

Ein Transportweg musste her, um die Gäste auf den Berg zu bringen. Wobei «Berg» etwas übertrieben ist. Gerade mal 280 Meter lang war der erste Skilift. Zurückgelegter Höhenunterschied: 32 Meter.

schwarzweiss Plakat mit zwei Sikfahrern, Titel: Aufzugbahn für Rodler und Skiläufer. Schollach bei Reustadt eröffnet.
Legende: Werbung für die neu eröffnete «Aufzugbahn»: Auch die Zentralheizung soll den Aufenthalt schmackhaft machen. Keystone / Interfoto / Sammlung Rauch

Die Inspiration für den Skilift holte sich Winterhalder bei einer anderen Einrichtung: Mit einem Seil transportierte er bereits Säcke voll mit Mehl oder Korn vom Haus zur Mühle, angetrieben von der Wasserkraft der Mühle.

Warum also nicht anstelle der Mehlsäcke Kurgäste transportieren, dachte er sich. Er spannte kurzerhand ein Drahtseil den Hügel hinauf, montierte Zangen zum Einhängen der Schlitten und Griffe zum Festhalten.

Der Durchbruch blieb aus

Am 14. Februar 1908 war es so weit: Winterhalder feierte die Eröffnung seines Lifts. Die Gäste waren begeistert, trotz vergleichsweiser hoher Preise, erinnert sich sein Enkel.

Die Tageskarte kostete damals eine Mark. «Das war viel Geld. Die Einheimischen konnten nicht mitfahren. Das war denen zu teuer. Sie sind lieber zu Fuss rauf.»

Die ersten Schweizer Skilifte

Ruhm und Reichtum brachte die Erfindung Robert Winterhalter trotzdem nicht. Er meldete zwar sein Patent an und versuchte, weitere Skilifte zu bauen, fand aber keine Investoren. Mit dem Ersten Weltkrieg wurde dann auch das Material knapp.

Der Wintersport kam erst später richtig auf. So war Winterhalder mit seiner Erfindung der Zeit voraus. Der erste moderne Schlepplift mit einem selbsteinziehenden Bügel wurde übrigens doch noch von einem Schweizer erfunden: Er ging 1934 in Davos in Betrieb.

SRF 4, Tageschronik, 14.02.2023, 09:26 Uhr ; 

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