In Basel rief Theodor Herzl Ende August 1897 zum ersten Zionistenkongress. Eine Doppelausstellung zu Herzl ist das, was die Öffentlichkeit vom 120-jährigen Jubiläum mitbekommen kann.
Einen Staatsakt, gar mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu als Gast, wird es 2017 nicht geben. Sicherheitsbedenken, hohe Kosten und ein zu kurzer Vorlauf sind dafür die Begründung. Auch der historische Tagungsort steht derzeit Besuchern nicht offen. Das Basler Stadtcasino ist wegen Renovierung geschlossen.
Doppelausstellung zu Herzl
Stattdessen richten die israelische Botschaft, der Kanton Basel-Stadt und das Jüdische Museum der Schweiz gemeinsam eine Doppelausstellung zu Herzl aus. «Altland» und «Neuland» heissen sie.
Der Titel spielt auf das Buch «Altneuland» an. Darin entwickelte der Wiener Journalist Herzl seine Vision einer jüdischen Heimstatt im damaligen Palästina. Das war noch vor dem Holocaust. Aber aggressiven Antisemitismus, den gab es schon vor 120 Jahren in Europa.
In Basel dann wurde Herzls Vision Programm. Er notierte: «In Basel habe ich den Judenstaat gegründet.»
Motivator des Zionismus
Das Jüdische Museum der Schweiz zeigt Theodor Herzl als Motivator des Zionismus. Einerseits online mit historischen Dokumenten aus dem reichhaltigen Archiv des Museums. Die reale Ausstellung im Museum kommt aus Israel und zeigt Herzl im Echo der israelischen Kunst heute.
Die Herzl-Kunst wurde eigens von der israelischen Botschaft eingeflogen. Zur Eröffnung mit dabei auch der Künstler Israel Herzl, ein Nachfahre Theodor Herzls. Er zeigt eine spielerische Computergrafik mit dem berühmten Vollbart-Konterfei seines Vorfahren.
Solche familiären Bezüge begeistern den israelischen Botschafter in der Schweiz Jakob Keidar. Das zeige, wie wichtig Herzl für die Biografie eines jeden Israeli bis heute sei.
Ein herziger Herzl
In der Ausstellung hängen Herzl-Bilder in vielen Variationen: von der Fotomontage über Aquarelle bis hin zum Graffiti.
Wir sehen einen herzigen Herzl mit weisser Katze auf dem Schoss. Einen Herzl neben einem zahmen Elefanten. Die Foto-Künstlerin Yael Bartana hat sich den markanten Herzl-Bart gleich selber angeheftet und sich damit abgelichtet. Wird da eine kleine Genderkritik laut? Vielleicht.
Gegenwartskunst ohne Gegenwartskritik
Ansonsten ist das Spiel mit Herzls Vollbart, der aktuell ja wieder Mode ist, eher pop-artig. Anna Rabin vom Jüdischen Museum findet das erfrischend anders.
So richtig lustig oder gar frech ist diese Gegenwartskunst nicht. Sie variiert die Ikone Herzl: ein Monument der Vergangenheit. Schliesslich habe man der Person Herzl und seinem persönlichen Einsatz bei den Sultanen und Staatslenkern seiner Zeit viel zu verdanken. Und darum gehe es, betonen Museum und Botschaft gleichermassen.
Die historische Leistung Theodor Herzls würdigen
Der israelische Botschafter Jakob Keidar möchte hier der diplomatischen Leistung Herzls vor 120 Jahren gedenken. Die brachte den Juden viele schmerzhafte Jahrzehnte nach Herzls Tod im Jahre 1948 endlich einen eigenen Staat.
Erstmals seit der Antike waren Juden wieder souverän und selbstbestimmt. Dafür möchte Botschafter Jakob Keidar auch Basel nochmals «Danke» sagen.
Dankeschön an Basel
Die zahlreichen Konflikte Israels heute, innen wie aussen, sie sind ansonsten Hauptthemen der israelischen Kunst. Künstlerinnen, Autorinnen wie Lizie Doron oder auch linke Filmemacher stehen mit der Netanyahu-Regierung auf Kriegsfuss. Hier in Basel werden diese Konflikte weitgehend ausgeblendet.
Anna Rabin vom Museum hat noch keine abschliessende Meinung zur Ausstellung. Diese sei ja aber und vor allem eine Kunstausstellung über Herzl und kein politischer Kommentar zum Zeitgeschehen.
«Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen!»
«Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen», so hatte Herzl 1897 Mut gemacht. Heute steht der Staat. Und das bleibt für viele ein Wunder, auch für den israelischen Botschafter.
Andere Visionen Herzls sind noch nicht Wirklichkeit. An ihnen mag sich Botschafter Jakob Keidar aber weiter orientieren. Er nennt Herzls Ideal von Israel als toleranten und liberalen Staat. Und Herzls Zuversicht, was Frieden mit den Nachbarn anbelangt, gehöre auch dazu, ergänzt der Diplomat.
Gegenwart kommt zu kurz
Worum es vor 120 Jahren ging, das dokumentiert das Jüdische Museum der Schweiz freilich wunderbar. Erstmals zeigt es seine historische Sammlung und Fotos auch im Netz in einer Online-Ausstellung.
Was die Vergangenheit betrifft, ist man gut bestückt. Allein die Gegenwart kommt zu kurz.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 17.08.2017, 17:15 Uhr