Das Haus der Religionen ist einzigartig in der Schweiz. Da feiern Muslime, äthiopisch-orthodoxe Christinnen und Aleviten Gottesdienste Tür an Tür. Daneben zelebrieren Hindus farbenfroh und laut ihre Feste, während Buddhistinnen in ihrem Räumen meditieren.
«Wir sind ein Labor für friedliches Zusammenleben mit internationaler Ausstrahlung», sagt Regula Mader, Präsidentin des Trägervereins. So war etwa der Dalai Lama schon zu Gast.
«Rein finanzpolitische Gründe»
«Das Haus der Religionen ist ein Highlight von Bern, ich bin Fan», sagt auch Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste). Viel Lob also vom Berner Stadtpräsidenten.
Trotzdem hat die Stadtregierung entschieden, dem Haus der Religionen die Gelder zu kürzen. Statt 300'000 Franken will die Stadt in den nächsten vier Jahren noch 250'000 Franken jährlich zahlen.
«Es sind rein finanzpolitische Gründe, die dazu geführt haben, dass wir nicht mehr Geld geben können», sagt der Stadtpräsident. Sprich: Die Stadt muss sparen. Und Alec von Graffenriet will die Kürzung nicht als Kritik am Haus der Religionen verstanden wissen.
Zu wenig Kultur
Ein Blick in die Kulturbotschaft der Stadt Bern zeigt jedoch: Die Stadt spart nicht bei allen Kulturinstitutionen. Die Streichung beim Haus der Religionen wird damit begründet, dass es zu wenig Kultur biete. Eine Kritik, die Regula Mader vom Haus der Religionen nicht nachvollziehen kann. «Wir haben verschiedenste interkulturelle Veranstaltungen. Aber wir bieten viel mehr als Kultur.»
Das Haus der Religionen sei tätig im Bildungsbereich, in der Integration, in der interkulturellen Verständigung. «Wir decken verschiedene Bereiche ab – und passen dadurch nicht in die Struktur eines städtischen Budgets. Das ist eines unserer Probleme.»
Kein Geld für Religion
Ausserdem sei es schwer, Geld für religiöse Dienstleistungen zu erhalten, was auch Stadtpräsident Alec von Graffenriet bestätigt.
Religion sei überall im falschen Topf, sagt er. «Der Kanton unterstützt die anerkannten öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften, die Landeskirchen und die jüdische Gemeinde. Die anderen fallen tatsächlich zwischen Stuhl und Bank.» Religion sei nicht Kulturförderung und auch kein soziales Angebot.
Finanziell falsch aufgestellt?
Kürzt die Stadt die Gelder tatsächlich, sei das einschneidend, sagt Regula Mader. Allerdings sind die Probleme im Haus der Religionen auch hausgemacht. Seit Beginn kämpft die Institution mit Finanzproblemen, das Budget reicht jeweils nur knapp.
Ist das Haus der Religionen also finanziell falsch aufgestellt? «Nein», sagt Vereinspräsidentin Regula Mader. Die Institution sei breit aufgestellt, mit Geldern von der Stadt, von den Landeskirchen, aus Spenden und Projekten und mit Einnahmen aus Führungen und dem ayurvedischen Restaurant.
Hoffen aufs Stadtparlament
«Aber natürlich denken wir über alternative Finanzierungsmöglichkeiten nach.» Anfragen bei Bund und Kanton Bern blieben erfolglos. Die Religionsgemeinschaften bezahlten Miete, mehr könnten sie kaum stemmen, sagt Regula Mader. «Crowdfunding ist eine Option. Das funktioniert aber vorwiegend bei Projekten.»
Zudem will das Haus der Religionen seine Expertise im interkulturellen Zusammenleben besser sichtbar machen, auch ausserhalb von Bern. Zunächst hofft Regula Mader jedoch, dass sich die Regierung noch umstimmen lässt und auf die Kürzung der Gelder verzichtet.