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25 Jahre Kontext Bringen reiche Schweizer Denkmäler in Gefahr?

Arlesheim ist gesegnet mit einem Dom und zahlreichen Millionären. Was passiert jedoch in der Baselbieter Gemeinde, wenn einer dieser Reichen zu Füssen des Doms ein privates, unterirdisches Hallenbad bauen will? Eine Dorfgeschichte mit real-satirischem Beigeschmack.

Zum ersten Mal las ich in der lokalen Regionalzeitung davon: ein Hallenbad gleich neben einem Dom. Profanität versus Sakralität – als Ethnologin faszinierte mich der Plot, zumal ich inzwischen erfahren hatte, dass der Bauherr nicht nur sehr reich, sondern auch sehr katholisch und ein Liebhaber des Doms ist.

Warum soll es also in Arlesheim ein Hallenbad nahe des Doms geben?

Ein Bild des Arlesheimer Dom.
Legende: Der Dom ist zum Wahrzeichen von Arlesheim geworden. Berühmt ist auch die Orgel (1761) von Johann Andreas Silbermann. Creative Commons/Roland Zumbuehl

Der Anwalt meldet sich

Statt einer Antwort, erhielt ich auf meine briefliche Anfrage einen Anruf vom Anwalt des Bauherrn: Ich müsse von einer solchen Sendung absehen, das Hallenbad sei Privatsache.

Bis dahin hatte die Geschichte für mich den Charakter einer Glosse, doch jetzt wurde ich hellhörig: Wie kann ein öffentlich ausgeschriebenes Baubegehren Privatsache sein? Besonders an einer so prominenten Stelle, die mit einem Bauverbot belegt ist?

In Nähe von historischen Bauten

Ich begann tiefer zu graben und stiess auf die erstaunlichen Mechanismen einer Gemeinde, in der sich die Leute in die Hände spielen und plötzlich verstummen, wenn fragwürdiges Tun an die Öffentlichkeit gelangt.

Eine Lokalposse, über die man lachen könnte, wäre sie nicht ein klandestines Stück Schweizer Realität, was in demokratischer und denkmalpflegerischer Hinsicht bedenklich ist.

25 Jahre «Kontext»

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Piercings, Attentate, Jazz und Denkmalschutz: Es gibt kaum ein Thema, das die «Kontext»-Redaktion von SRF 2 Kultur im Laufe der letzten 25 Jahre nicht kritisch beleuchtet hat. Zum Jubiläum werfen die Sendungsmacherinnen und -macher von Juni bis und mit August einen Blick zurück auf die denkwürdigsten Momente.

Mit dem Wunsch nach einem privaten Hallenbad steht der Bauherr nicht alleine da. Auch in anderen Städten ist die Denkmalpflege damit konfrontiert, dass ausgerechnet in der Umgebung von historisch wertvollen Bauten Wohlbetuchte von Hallenbädern und Tiefgaragen träumen und ihre Wünsche umgesetzt haben wollen. Untergraben die Reichen den Denkmalschutz? Nicht mehr als andere Leute auch – doch die Frage lag auf der Hand.

Grünes Licht – und doch kein Hallenbad

Das geplante Hallenbad kam vor das Gericht. Die Denkmalpflege führte Pietät ins Spiel und befürchtete, dass der unterirdische Betonbau die Wasserströme umleiten könnten – zum Schaden des Doms.

Pietät ist kein justiziables Thema, befand der Richter und ein unabhängiges Gutachten verneinte die Wassergefahr. Grünes Licht also für das Hallenbad, das bis heute nicht gebaut wurde. Der Grund dafür bleibt das Geheimnis des Bauherrn.

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