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#4genderstudies Ein Hashtag für die Geschlechterforschung

Die Gender Studies sind unter Beschuss – Forschende reagieren mit einem Aktionstag auf Twitter. Geschlechterforscherin Patricia Purtschert von der Uni Bern über die Hoffnung, die sich an den Hashtag #4genderstudies knüpft.

Zur Person

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Patricia Purtschert ist Co-Leiterin des Zentrum Gender Studies an der Universität Bern.

SRF: Auch Sie wollen sich heute unter #4genderstudies in die Debatte einschalten. Mit welcher Absicht?

Patricia Purtschert: Wir wollen darüber informieren, was die Geschlechterforschung heute leistet.

Geschlechterforschung ist ein breites, ein interdisziplinäres Forschungsfeld – Juristinnen, Soziologen und Philosophinnen forschen zu Fragen des Geschlechts. Uns geht es darum, die Relevanz und eben auch die Vielfalt dieser Forschung deutlich zu machen.

Wie erklären Sie sich diesen heftigen Gegenwind, dem sich die Geschlechterforschung ausgesetzt sieht?

Schwierig zu sagen. Ich glaube, es ist grundsätzlich eine schwierige Zeit für die Wissenschaft. Es gibt ein grundsätzliches In-Frage-stellen des wissenschaftlichen Arbeitens, insbesondere der sogenannten Reflexionswissenschaften. Das merken wir auch in den Debatten über den Wert und den Sinn der Geisteswissenschaften.

Mit Reflexionswissenschaften meine ich Wissenschaften, die darüber nachdenken, wie wir in unserer Gesellschaft zusammenleben. Welche Veränderungen es braucht, um gerechtere, demokratischere Gesellschaften herstellen zu können. Das ist eine Art der Forschung, die in einer Zeit, die stark auf nutzenorientierte Forschung abstellt, oft in Frage gestellt wird.

Sie wollen also Transparenz schaffen. Wind aus den Segeln der Gegner nehmen. Warum ist so ein Aktionstag nötig?

Zurzeit kursieren recht viele falsche und verzerrte Darstellungen in der Öffentlichkeit. Es gibt die Tendenz, die Gender Studies sehr grundsätzlich in Frage zu stellen. Ihnen die Wissenschaftlichkeit abzusprechen.

Wir möchten darauf reagieren, indem wir darüber informieren, wie wir arbeiten. Was wir tun. Was unsere Forschungsergebnisse sind.

Die Aktion

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Am 18. Dezember informieren Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unter dem Hashtag #4genderstudies über die Geschlechterforschung. Die Aktion wurde von Forschenden in Deutschland angestossen, nachdem die AfD dafür plädiert hatte, die Gender Studies an den Hochschulen abzuschaffen.

Erwarten Sie Kontroversen, allenfalls sogar einen Shitstorm?

Unser Ansinnen ist es, sachlich, gelassen, ruhig auf gewisse Vorwürfe zu reagieren, die auf teils unsachliche Art die Gender Studies in Frage stellen.

Wir wollen darauf mit Information reagieren. Wir wollen in die Öffentlichkeit einspeisen, was für eine wichtige, relevante Arbeit hier gemacht wird.

An der Aktion beteiligen sich heute Unis in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Da scheint also ein reger Austausch im Bereich von Gender Studies stattzufinden?

Wir arbeiten über unterschiedliche Forschungsfragen grenzüberschreitend zusammen. Es ist aber auch so, dass diese Versuche, die Gender Studies als Wissenschaft zu diskreditieren, auch schon Gegenstand der Forschung geworden ist.

Hier geht es darum zu verstehen, welche Gemeinsamkeiten es in diesem Versuch gibt, Gender Studies als unwissenschaftlich darzustellen. Und auch, wie die Unterschiede je nach Land oder Region sind.

Da ist durchaus etwas, was spezifisch zur Vernetzung beigetragen hat. Aber abgesehen davon ist es so, dass wir zusammenarbeiten, auch in den Fachgesellschaften, die es in den einzelnen Ländern gibt.

Haben Sie genug Reichweite mit dieser Aktion? Schaffen Sie den Sprung aus der Filterblase?

Wir werden sehen. Interessant ist doch, dass diese Aktion im Vorfeld recht weite Kreise gezogen hat. Ich bin gespannt darauf zu sehen, was da alles kursiert.

Das Gespräch führte Igor Basic.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 18.12.2017, 07:50 Uhr

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