Seinen Namen hat Pumuckl dank eines Skiausflugs in der Schweiz: Die Autorin Ellis Kaut schüttelte beim Winterspaziergang den Schnee von den Ästen in den Nacken ihres Ehemanns. «Du bist ja ein rechter Pumuckl!», meinte er darauf zu ihr. Auf Nachfrage, was denn ein Pumuckl sei, erwiderte er: «In erster Linie ist er frech.»
Vor 60 Jahren hatte Pumuckl seinen ersten Auftritt. Für sein Alter hat sich der krächzende Kobold erstaunlich gut gehalten. Was machte den rebellischen Rotschopf so erfolgreich?
Am Anfang stand der Leimtopf
Pumuckl wurde zuerst gehört und erst später gesehen, ganz nach Koboldmanier – nämlich 1962 im Radio des Bayrischen Rundfunks. Schreinermeister Eder vermutet eine Maus in seiner Werkstatt und wirft nach ihr. Stattdessen bleibt etwas Rothaariges am Leimtopf kleben.
So wird Pumuckl für Meister Eder sichtbar (aber nur für ihn) und muss nach «Koboldgesetz» fortan bei ihm bleiben.
Ui, das reimt sich sogar, und was sich reimt, das stimmt.
Langweilig wird es auch 90 Geschichten später nicht. Schliesslich liebt der Kobold Reime und Unordnung und heckt auch gerne einmal einen Streich aus.
Frech aber (meistens) gerecht
Der Pumuckl spiele aber nie Streiche der Streiche wegen, sagt Ursula Bagnall, die Tochter der Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut. «Er spielt sie nur, wenn etwas seine Vorstellung von Gerechtigkeit stört oder er sich ärgert.»
Ursula Bagnall hatte zu Beginn nichts mit den Kindergeschichten ihrer Mutter am Hut – schliesslich war sie beim ersten Auftritt von Pumuckl 17 Jahre alt und gehörte nicht gerade zum Zielpublikum. Später schrieb sie aber die Kurzversionen der Geschichte und arbeitete an einem Drehbuch zum Pumuckl-Film mit.
Ein Kobold in zwei Welten
Pumuckl mit seinem Faible für Glitzerndes, Segelboote und Pudding ist frech, anstrengend – und liebenswert. «Insbesondere wegen seiner Neugier an allem und wie er damit umgeht», so Ursula Bagnall. Eine Neugier, die sie auch in ihrer Mutter wiedererkannte.
Für seine Fans wurde Pumuckl erst ein Jahr nach dem Radiodebüt sichtbar, dank der Zeichnungen von Barbara von Johnson. Eine Symbolfigur ihres inneren Wesens, nannte sie den frechen, authentischen Kobold: «Wir beide leben in zwei Welten. Wenn es mir zu eng wurde, war ich auch in der unsichtbaren Welt und hab gezeichnet.»
Anfang der 1980er-Jahre bekam Pumuckl nicht nur eine deutsche Fernsehserie, sondern auch ein Hörspiel auf Schweizerdeutsch: «De Meister Eder und sin Pumuckl». Die Pumuckl-Stimme von Jörg Schneider und Paul Bühlmann als Meister Eder waren noch viele Jahre später in Schweizer Kinderzimmern zu hören. Vielen waren sie schon vom Kasperli-Theater bekannt.
Pumuckl, der Rebell
Pumuckl lässt sich selten was sagen, stibitzt eine Zigarette und gönnt sich eine Untertasse Kaffee. Für entsetzte Eltern sorgte er damals aber nicht.
«Man war nicht so empfindlich wie heute. Den Kaffee in der Untertasse hat er ja von Eder bekommen und die Zigarette vielleicht stibitzt, aber natürlich nicht geraucht», meint Ursula Bagnall pragmatisch. «Auch das bisschen Bierschaum, auf das heute entsetzt reagiert wird, hat man damals mit einem Schmunzeln hingenommen.»
Ich mach jeden Schabernack – und niemand steckt mich in den Sack.
Der gutmütige Meister Eder lässt sich vom Kobold zwar einiges gefallen. «Er war aber keineswegs antiautoritär», meint Bagnall, sondern habe durchaus auch Autorität ausgestrahlt. Für grosse Aufregung sorgte der rebellische Kobold also nicht.
Pumuckl heute
Schlussendlich gab der Erfolg Pumuckl und Meister Eder recht. Und heute?
Mittlerweile gibt es das Pumuckl Original-Hörspiel wieder beim Bayrischen Rundfunk zu hören. Auch die Schweizer Hörspiele werden weiter vertrieben. Und: Noch diesen Frühling beginnen die Dreharbeiten für die TV-Serie «Neue Geschichten vom Pumuckl».
Böse Leut und brave Leut, gab's früher schon und gibt's noch heut.
Doch ist der Kobold noch zeitgemäss? Ursula Bagnall ist davon überzeugt. «Die Zeiten haben sich vielleicht geändert, aber nicht die Beziehungsprobleme und Gefühle zwischen Eltern und Kindern. Einen verständnisvollen Vater wie Eder wünschen sich sicher viele. Und welches Kind wäre nicht gerne mal unsichtbar?»