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Gesellschaft & Religion Alles, was es über Sex zu wissen gibt

Der Wissenschaftsjournalist Pere Estupinya ist der schönsten Nebensache der Welt auf den Grund gegangen. Sein Buch trägt den unbescheidenen Titel «Sex. Die ganze Wahrheit» und zeigt den gegenwärtigen Stand der Forschung zur menschlichen Sexualität. Eine lehrreiche Aufklärung für Erwachsene.

Von wegen «rein, raus». Sex ist eine Wissenschaft für sich. Der Bereich unterhalb der Gürtellinie wird weltweit erforscht. Doch was wissen wir eigentlich über Sex? Genau das wollte der spanische Wissenschaftsjournalist Pere Estupinya herausfinden.

Er sprach mit Forscherinnen aus aller Welt, las unzählige Aufsätze und Studien, hat an Workshops für tantrischen Sex teilgenommen, Sadomaso-Clubs aufgesucht und als erster Mann masturbiert, während Wissenschaftler sein Gehirn beobachteten.

Lehrreich und unterhaltsam

Was er dabei herausfand, ist erstaunlich. Sein 500-seitiges Buch «Sex. Die ganze Wahrheit» ist ein überaus lehrreiches und über grosse Strecken unterhaltsames Buch – eine Sex-Bibel für Freunde der Wissenschaft.

Es geht um Hormone, Geschlechtsumwandlungen, multiple Orgasmen, um den Sinn des Küssens, um Pornos, Untreue im Tierreich, weibliche Ejakulationen, Transsexualität, Fetischismus – und natürlich auch um den ominösen G-Punkt.

Auch wenn es letztlich immer um das Eine geht, lernt man doch jede Menge über den menschlichen Körper, über Evolution und über die Methode der Wissenschaft.

Nun möchten Sie sicher wissen, was die Forschung über Sex herausgefunden hat. Hier eine kleine Kostprobe an bemerkenswerten Fakten:

  • Penis und Klitoris haben denselben embryonalen Ursprung – der Penis ist sozusagen nur eine nach aussen gewachsene Klitoris, oder umgekehrt. Das gleiche gilt für Hoden und Eierstöcke.
  • Die Länge der Klitoris schwankt zwischen 0,5 und 3,5 cm. Es soll sogar einige geben, die 7 cm lang sind! Die durchschnittliche Länge des erigierten Penis liegt zwischen 12,8 und 14,5 cm. Der Umfang bei ca. 10 cm.
  • Normalerweise haben Männer drei Erektionen pro Nacht.
  • Die Fähigkeit zum weiblichen Orgasmus hängt zu ca. 40 Prozent von den Genen ab.
  • Auch Männer können multiple Orgasmen haben.
  • Plattwürmer fechten mit ihren Penissen: Wer den anderen zuerst sticht, wird Vater, der andere Mutter. Muttersein ist natürlich viel anstrengender.
  • Schnecken haben über vier Stunden lang Sex.
  • Frauen fühlen sich zur Zeit des Eisprungs vermehrt zu maskulinen Männern mit viel Testosteron hingezogen, und hungrige Männer ziehen füllige Frauen vor.
  • Der biologische Sinn des Küssens besteht darin, Partner mit einem unterschiedlichen Immunsystem auszuwählen. Das mindert die Krankheitsanfälligkeit der Nachkommen.
  • Meditation und Yoga steigern die Lust.
  • Die Hälfte der über 70-Jährigen hat mindestens einmal jährlich Sex. Ein Fünftel mindestens einmal pro Monat. Die Qualität des Sex nimmt mit dem Alter nicht ab.
  • Der Mangel an sexuellem Verlangen bei Frauen in Südostasien oder im Mittleren Osten ist praktisch doppelt so hoch wie in Nordeuropa.
  • Paraplegiker möchten lieber wieder Sex haben als gehen können.
  • Mit der Anzahl älterer Brüder steigt auch die Wahrscheinlichkeit, schwul zu sein. Das hat mit dem Hormonspiegel der Mutter während der Schwangerschaft zu tun.
  • Ein Prozent der Gesellschaft ist asexuell und empfindet keine sexuelle Lust. Die meisten masturbieren dennoch. Ein Drittel der asexuellen Frauen haben sogar längere Beziehungen.
  • In den USA sterben jedes Jahr schätzungsweise 500 bis 1000 Menschen bei gefährlichen Arten der Selbstbefriedigung.

Literaturhinweis

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Pere Estupinya: «Sex. Die ganze Wahrheit», Riemann 2014.

Der Autor führt unzählige solcher Fakten an. Er weist aber immer wieder darauf hin, dass es noch heute viele blinde Flecken und gesellschaftliche Tabus in Sachen Sex gibt. Vergessen wir nicht: Die Homosexualität wurde erst 1973 aus dem Handbuch psychischer Störungen entfernt. Die Transsexualität erst vor einem Jahr.

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