Die neue Kulturbotschaft setzt ein ehrgeiziges Ziel: Alle Jugendlichen sollen im Verlauf ihrer Ausbildung mindestens einmal an einem längeren Austausch teilnehmen.
Isabelle Chassot, Leiterin des Bundesamts für Kultur, sagt deutlich: «Unsere Jugendlichen brauchen den Austausch um zu merken, wie wichtig andere Sprachen für unser Land sind. Das ist eine Voraussetzung für das politische Verständnis und die Demokratie.» Es lohne sich, Hemmungen zu überwinden und die eigene Komfortzone zu verlassen.
Bisher wenig Interesse
Die Realität ist weit von dieser Vision entfernt: Im Jahr 2018 wagten sich nur etwa zwei Prozent aller Schülerinnen und Schüler für ein Austauschprojekt in eine andere Sprachregion. Das zeigte eine Erhebung der nationalen Mobilitätsagentur Movetia.
Allerdings wurden vermutlich nicht alle Austauschaktivitäten erfasst, betont Christine Keller, Bereichsleiterin für Schul- und Erwachsenbildung. Besonders in Regionen an den Sprachgrenzen hat der schulische Austausch schon seit längerem Tradition.
Dennoch bleibt viel zu tun für Movetia. Die Agentur wurde 2016 vom Bund und den Kantonen ins Leben gerufen, um die nationale und internationale Mobilität zu fördern: nicht nur an den Schulen, sondern auch in der Lehrlingsausbildung, in der Jugendarbeit und in der Erwachsenenbildung.
Verschiedene Austauschmodelle
Es gibt bei Movetia diverse Angebote wie Ferienaustausch, Berufspraktika oder Austauschsemester an Universitäten. «Movetia ist noch jung, wir probieren verschiedene Formate aus», sagt Christine Keller.
Erste Erfolge gibt es bereits: Rund 8’500 Schülerinnen und Schüler haben im vergangenen Jahr an einem Klassenaustausch teilgenommen. Das ist immerhin ein Drittel mehr als noch zwei Jahre zuvor.
Nicht nur die Schüler begeistern
Ein weiteres Programm bietet angehenden Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit, Erfahrungen in anderssprachigen Klassenzimmern zu sammeln. «Das braucht Mut, denn nicht alle fühlen sich in der Fremdsprache sicher», sagt Christine Keller. «Aber wir sind überzeugt, dass die Lehrpersonen der Schlüssel für den Austausch sind»
Die grosse Herausforderung bestehe darin, die Schulen für das Anliegen zu begeistern. Die Schulen werden oft in die Pflicht genommen, wenn es gilt, Themen auf der politischen Agenda umzusetzen. Daher reagieren sie laut Christine Keller zurückhaltend auf neue Vorschläge.
Noch arbeitet Movetia daran, die nationale Mobilitätsagentur und ihre Angebote überhaupt bekannt zu machen. Immerhin gibt es rund 9'000 Schulen in der Schweiz. «Unser Ziel ist es, dass in naher Zukunft alle wissen, wofür wir einstehen.»