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Befragung zur Religion Bei der Partnerwahl ist Religion wichtig

Die Religion hat ausgedient? Eine neue Studie zeigt das Gegenteil: Sie ist noch immer ein wichtiger Teil unserer Identität und prägt unseren Alltag – wenn auch oft unbewusst.

Wer bin ich? Was macht mich aus? Bei der Antwort auf diese Fragen taucht die Religion in der Regel nicht an erster Stelle auf. Familie, Beruf, Herkunft und vieles mehr wird vorher genannt.

Auch bei den 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer neuen Studie der Universität Luzern zu Religion und Identität. Doch sagte die Hälfte der Befragten, dass ihnen die Religion wichtig sei. Darunter sind sehr religiöse Christinnen, Muslime, Jüdinnen oder Hindus – aber auch solche, die sich als wenig bis gar nicht religiös bezeichnen.

Religion als Teil der Kultur

Von den Nichtreligiösen definiert sich ein Drittel darüber, dass sie nicht religiös sind. Demgegenüber finden 11 Prozent derjenigen, die sich als nicht religiös bezeichnen, die Religion trotzdem wichtig.

Es handelt sich vor allem um «areligiöse Kulturchristen», wie sie die Studienautoren nennen. Sie sind weder gläubig noch praktizierend, sie beten nicht und besuchen keinen Gottesdienst. Doch sie finden, die christlichen Werte gehören zu unserer Kultur.

Trennen und verbinden

Diese 11 Prozent sind nur eine der vielen erstaunlichen Zahlen in der Studie unter dem Titel «Wie Religion uns trennt – und verbindet». Eine weitere: Ein Viertel der Christinnen und Christen in der Studie sagen, sie würden keinen Partner aus einer anderen Religion heiraten. Bei Mitgliedern der Freikirche sind es über die Hälfte, bei den Musliminnen und Muslimen 40 Prozent.

Ein Paar blickt sich in die Augen.
Legende: Religion spielt vielerorts noch eine Rolle – etwa, wenn es um Beziehungen geht. Getty Images / Oliver Rossi

Und wer sich mit seiner Religion identifiziert, fühlt sich deswegen häufig diskriminiert und wenig anerkannt. Die Religion hat demnach eine trennende Wirkung: Die religiösen Menschen fühlen sich ausgegrenzt und grenzen sich auch selbst von Mitgliedern anderer Religionen ab.

Doch es gibt auch gegenteilige Befunde. Religiöse Menschen engagieren sich häufiger, meist freiwillig. Doppelt so viele Menschen engagieren sich etwa in der Kirche oder im Moscheeverein wie in der Politik. Kommt hinzu, dass religiöse Menschen mehr Interesse haben am interreligiösen Dialog. Hier verbindet die Religion.

Prägend – wenn auch unbewusst

Das Engagement, das gegenseitige Interesse, die Diskriminierungserfahrungen und die Abgrenzung gegen andere – das alles sind sichtbare Zeichen, dass die Religion noch immer mitspielt in unserer Gesellschaft.

Doch es gibt auch den anderen, unbewussten Einfluss, sagen die Forscher der Universität Luzern. Sie haben die Menschen nicht nur nach der Religion gefragt, sondern auch nach anderen Aspekten, die ihre Identität ausmachen: Geschlecht, Sprachgruppe, Nationalität, regionale Herkunft, politische Haltung und mehr.

Danach haben die Forscher die Befragten mittels der Clustertheorie in Gruppen eingeteilt: Jene, die sich an der Familie orientieren, am Umfeld, an der Religion oder an sich selbst und so weiter. Es hat sich gezeigt, dass die Religion in jeder dieser Gruppen Einfluss hat.

Das Fazit der Forscher ist also: Wir mögen die Religion als Individuen für nicht bedeutend halten. Im grossen Ganzen beeinflusst sie die Gesellschaft immer noch.

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