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Mann steht auf Händen und hat Beine verschränkt
Legende: Als die Yoga-Philosophie in die Schweiz kam, fiel sie hier auf fruchtbaren Boden. Colourbox/Takoburito

Beginn eines Booms Wie Yoga über Umwege in die Schweiz kam

Yoga liegt voll im Trend. Den Weg in die Schweiz fand die indische Philosophie bereits 1948 – dank eines Flüchtlingspaars.

Yoga in der Schweiz geht zurück auf eine Flüchtlingsgeschichte. Eine Geschichte, die in Indien ihren Anfang nahm. Dort lebte ein junger Mann namens Selvarajan Yesudian – 1916 als Sohn eines Arztes in Madras geboren.

«Er war ein kränklicher Junge», erzählt die diplomierte Yogalehrerin Irène Fasel. «Durch die Begegnung mit Yoga, die auch eine Änderung seiner Lebensweise erforderte, wurde er zu einem kräftigen jungen Mann.»

Ein Feuer entstand

Als sein Vater starb, reiste er nach Ungarn und begann dort, Medizin zu studieren und Vorträge zum Thema Yoga zu halten. Dabei lernte er eine Frau kennen: Elisabeth Haich, eine Ungarin, die Künstlerin, Tänzerin und Malerin war und die ein Faible für Mystik und Esoterik hatte.

«Diese Begegnung war ein Feuer, das entstand», sagt Irène Fasel. Zusammen gründete das Paar in Budapest eine Yogaschule. Ihr Erfolg konnte aber nicht verhindern, dass die Schule 1948 vom kommunistischen Regime geschlossen wurde.

Flucht in die Schweiz

Das Paar floh in die Schweiz und führte dort weiter, was es in Ungarn begonnen hatte: Yoga zu lehren. Die beiden gründeten zwischen 1949 und 1955 mehrere Yogaschulen – unter anderem in St. Gallen, in Lausanne und im Tessin. Damit zählten sie in Europa zu den Pionieren.

Ihre Arbeit fiel auf fruchtbaren Boden. Schon Ende des 19. Jahrhunderts begannen sich in Europa Wissenschaftler für Indologie zu interessieren, etwa in Basel, Lausanne oder Zürich.

Körperlichkeit und Spiritualität im Trend

Auch Künstler und andere Freigeister blickten nach Osten – denn im Gegensatz zur christlichen Religion interessierte sich die indische nicht nur für den Geist, sondern auch für den Körper. Was zum Beispiel in der Künstlerkolonie in Ascona – auf dem Monte Verità – ausgelebt wurde.

«Man befreite sich aus dem Korsett, man durfte sich nackt ausziehen und bewegen», erzählt Irène Fasel. «Das war auch ein bisschen Spinnerei auf dem Monte Verità und noch nicht Yoga in diesem Sinne.»

Doch diese Öffnung und der Einfluss von Persönlichkeiten wie des Psychologen Carl Gustav Jung oder des Literaten Hermann Hesse brachten Yoga und indische Spiritualität einem breiteren Publikum näher. Davon profitierte das Flüchtlingspaar aus Ungarn, welches wiederum den Grundstein legte für den folgenden Yogaboom in der Schweiz.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 8.3.2018, 8.20 Uhr

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