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Ein Brot auf einem Tisch.
Legende: Säuerlich, salzig, knusprig? Jeder hat seine eigene Definition vom perfekten Brot. na / photocase.com

Besessen vom Essen Wie schmeckt das Brot Ihrer Kindheit?

Seit die Menschen sesshaft wurden und Getreide anbauten, backen sie Brot. Doch im Gegensatz zu früher wird heute viel weniger davon konsumiert – Brot hat als Grundnahrungsmittel an Bedeutung verloren. Der Duft von Brot ist aber für viele eine prägende Kindheitserinnerung.

Man muss nicht gläubig sein, um die vierte Bitte aus dem Vaterunser zu kennen: «Unser tägliches Brot gib uns heute.» Wir lesen das heute metaphorisch: Brot steht als Metapher für das Essen allgemein, also auch für Nudeln, Reis und Kartoffeln, die viel später zu Grundnahrungsmitteln wurden. Von Pizza, Currywurst und Döner mal ganz zu schweigen.

Kulturplatz tischt auf

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«Besessen vom Essen» heisst die vierteilige Sommerserie vom Kulturplatz , bei der sich alles rund um das grosse Gesellschaftsthema Ernährung und Essen dreht: immer mittwochs um 22:25 Uhr auf SRF 1. Videos, Beiträge und unsere Lieblingsrezepte finden Sie im Online-Special .

Im Mittelalter, lang bevor die Kartoffel aus Südamerika in Europa heimisch wurde und sich Reis und Nudeln über die Alpen nach Mitteleuropa verbreiteten, haben die Menschen das Brot des Vaterunser noch ganz anders verstanden. Michael Kleinert, Aromaforscher an der ZHAW und Brotexperte, meint dazu: «Wir sind sozialisiert im katholischen, im reformierten Glauben und da ist das Brot natürlich der Leib Christi. Es ist gut, sich in bestimmten Zeiten daran zu erinnern. Wenn man ins Mittelalter zurückgeht, entdeckt man etwa eine Zahl vom Berner Kloster. Die Mönche haben dort zwei Kilo Brot pro Tag gegessen.» Die Bedeutung des Brots habe jedoch mit der Zeit abgenommen, so Kleinert.

Grundnahrungsmittel mit Symbolgehalt

Nur noch rund 130 Gramm pro Tag isst der Durchschnittsschweizer heute pro Tag. Geblieben ist die symbolische Bedeutung des Brotes, die es noch immer als das wichtigste unser Grundnahrungsmittel heraushebt: Noch immer verschenken wir Brot und Salz, wenn Freunde in eine neue Wohnung einziehen oder heiraten. Wir «lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen» und noch immer sprechen wir von «hartem Brot», wenn wir einen Schicksalsschlag meinen.

Wie bedeutungsschwanger das Brot noch immer ist, wird schnell deutlich, wenn man versuchshalber ein anderes Grundnahrungsmittel dafür einsetzt. «Das ist eine harte Kartoffel» oder «das ist eine harte Nudel» wirkt entweder komisch oder weckt ganz andere Assoziationen.

Wie roch das Brot der Kindheit?

Zu der kulturellen Erinnerung kommt die persönliche Erinnerung, bei der das Brot eine Sonderrolle einnimmt: Unter Europäer zaubert kaum eine Frage so verlässlich ein seliges Lächeln auf das Gesicht des Gegenüber wie die Frage nach dem Geruch des Brotes der Kindheit. Denn unser Geruchssinn ist enger verknüpft mit Erinnerungen und Gefühlen als die anderen Sinne.

Wenn wir etwas sehen, fühlen, schmecken oder hören, werden diese Eindrücke zunächst vom Thalamus geprüft. Erst dann wandern sie in die Hirnrinde. Beim Riechen ist das nicht der Fall. Denn in der Nähe des Riechkolbens sitzt das limbische System. Gerüche geraten gewissermassen ungefiltert dort hinein. Sie verbinden sich, bildlich gesprochen, unmittelbar mit Gefühlen – und haben deshalb eine bessere Chance, im Gedächtnis zu bleiben. Das gelingt bei kaum einem Geruch so gut wie beim Brot der Kindheit.

Die Suche nach dem Brot der Kindheit

Viele Menschen suchen heute vergeblich das Brot ihrer Kindheit. Das mag daran liegen, dass es den heimatlichen Bäckerladen nicht mehr gibt und das industriell gefertigte Brot einfach nicht so gut schmeckt. Das mag daran liegen, dass die Erinnerung den Geschmack ins Unerreichbare verklärt. Das kann aber auch einfach daran liegen, dass man umgezogen ist, erklärt Michael Kleinert: «Norddeutschland ist geprägt vom Roggenanbau, von viel intensiveren Broten mit Säure. Der Sauerteig ist zwingend notwendig damit Roggen backfähig wird. Und je weiter Sie über Mitteldeutschland nach Süden kommen, desto mehr spielt Weizen eine Rolle.»

Nord-Süd-Gefälle

Schweizer Brot ist vorwiegend aus Weizen. Es gibt aber auch regionale Spezialitäten wie das Walliser Roggenbrot. So kann es sein, dass ein Walliser, der heute in Genf lebt, dort vergeblich nach dem Geschmack des Brotes seiner Kindheit sucht. Aber völlig unerwartet, bei einem Besuch in Hamburg, betritt er eine kleine Bäckerei und ein seliges Lächeln erscheint auf seinem Gesicht.

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