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Buch «Vintage Addis Ababa» So stylish, chic und unbeschwert sieht man Äthiopien selten

Äthiopien, fernab von Krisen: Eine Webseite sammelt Alltagsfotos mit Vintage-Chic. Nun entsteht daraus ein Buch.

Genet Bekele war eine rebellische junge Frau. Als Teenager traf sie sich oft heimlich mit Freunden. Ein Foto zeigt Bekele, wie sie den Uni-Abschluss einer Freundin feiert.

Buchhinweis

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Wongel Abate, Nafkot Gebeyehu, Philipp Schütz: «Vintage Addis Ababa», Ayaana Publishing 2018.

«Mein Vater hat dieses Foto nie gesehen», erzählt die heute 62-Jährige. Er wusste nichts von Festen und Ausflügen der Tochter. Oft wurde Bekele von ihrer Mutter gedeckt.

Vier junge schwarze Frauen auf einer Bank.
Legende: Ein Bild, das der Vater nie sah: Genet (n.v.r) und ihre Freundinnen feiern. Vintage Addis Abebe

Später engagierte sich die junge Äthiopierin im Widerstand gegen das sozialistische Derg-Regime. Ausgerechnet ihr Freund hingegen arbeitete für die Regierung. «Wir haben ständig politische Diskussionen geführt», erinnert sie sich. Der Liebe konnte das nichts anhaben, wie das Hochzeitsbild von 1978 beweist.

Eine Frau, ein Mann und ein Baby im weissen Kleid blicken in die Kamera.
Legende: Wie aus dem Familienalben: dieses Foto entstand an einem ersten Geburtstag. Vintage Addis Ababa

Alltag in bewegten Zeiten

Die Bilder von Genet Bekele sind im Fotoband «Vintage Addis Ababa» veröffentlicht, zusammen mit vielen anderen privaten Fotos. Initiiert wurde das Buch vom Schweizer Grafiker und Fotografen Philipp Schütz, der in Addis Abeba lebt.

«Ich wollte Bilder zeigen, die man so noch nicht gesehen hat», erzählt Schütz. «Es sind Alltagsbilder, die zu aussergewöhnlichen Zeiten entstanden sind.»

Zwei Frauen mit Jeans und weissem Pulli liegen in einer Wiese.
Legende: Die Bilder zeigen oft unscheinbare, alltägliche Momente zwischen Freunden und Familie. Vintage Addis Abeba

Äthiopien durchlebte ein bewegtes 20. Jahrhundert. Kaiser Haile Selassie verhinderte erst die Kolonialisierung und wurde dann Mitte der 1970er-Jahre von Sozialisten gestürzt. In den 1980ern war Äthiopien vor allem wegen Hungersnöten in westlichen Medien präsent.

Die privaten Fotos bilden einen Kontrast zum oft gesehenen Bild Äthiopiens als Ort von Hunger und Konflikten. So etwa posiert Terefe Asmare in hochgezogenen weissen Socken vor seinem blauen Mazda.

Ein junger schwarzer Mann in weissen Tennissocken vor einem blauen Auto.
Legende: Ab aufs Land, ab in die Freiheit: Terefe Asmare vor seinem Mazda. Vintage Addis Abeba

Als junger Mann unternahm er gerne Ausflüge ins Landesinnere. Beim Camping genoss Asmare Freiheiten, die es in der Hauptstadt nicht gab: Lagerfeuer, Discos, Alkohol. Da der Treibstoff rationiert war, musste Asmare von Freunden Benzincoupons abkaufen, um überhaupt aus Addis Abeba rauszukommen.

Dieselben Hoffnungen und Träume

Diese Alltagsgeschichten hat Philipp Schütz zusammen mit seinen Kolleginnen Wongele Abebe und Nafkot Gebeyehu gesammelt.

Eine junge Frau mit Fro
Legende: «Ein Afro, von dem wir nur träumen können…» lautet hier die Bildunterschrift. Vintage Addis Ababa

Oft gehen Bilder in Afrika irgendwann verloren, Archive gibt es kaum. Via soziale Medien suchten der Schweizer und die Äthiopierinnen Fotos, sprachen aber auch ältere Menschen in Cafés an.

Drei Männer stehen in 70er-Kleidern auf einer Strasse.
Legende: Ziemlich stylish: Terefe (r.) und Freunde in den 1970er-Jahren. Vintage Addis Ababa

Über 2000 Bilder kamen zusammen, viele veröffentlicht auf der Website vintageaddis.com . Dank Spenden von Privaten und internationalen Organisationen entstand daraus nun das Buch «Vintage Addis Ababa».

Er habe viel gelernt über das Land, so Schütz. «In den sechs Jahren in Äthiopien war dies wohl meine bisher beste Erfahrung.» Der Bildband feierte im November Vernissage, eine Ausstellung mit den Fotos wird nun durch Schulen in Äthiopien touren. So werden auch junge Äthiopier erreicht.

Zwei junge Frauen in kurzen Sommerkleidern.
Legende: Mode ist immer wieder ein Thema: Etwa die ersten Miniröcke in den 50ern. Vintage Addis Ababa

Schütz' Kollegin Abebe sieht durchaus Parallelen zum heutigen Leben: «Menschen versuchen stets, das Leben zu geniessen. Damals wie heute haben sie dieselben Hoffnungen und Träume.»

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