Die kleinste der drei Schweizer Landeskirchen hat nur gegen 13'000 Mitglieder. Wer sie sind und in Zukunft sein wollen, zeigt jetzt die Wanderausstellung « Christkatholisch unterwegs ».
Aktuell steht sie in der Luzerner Christuskirche, wo Pfarrer Adrian Suter alle Fragen beantwortet. Etwa: Woran etwa erkennt man überhaupt ein christkatholisches Kirchgebäude? «Am Namen der Kirchenzeitung auf dem Broschürentisch», scherzt er.
Ansonsten hat diese katholische Kirche alles, was dazu gehört: Tabernakel, ewiges Licht, Marienbild und anderen Heilige. Man müsse schon genau hinhören und -sehen, um den Unterschied zu einer römisch-katholischen Kirche zu erkennen, so Suter.
Offensichtlich wird es, wenn Priesterinnen auftreten. Denn die gibt’s nur hier in der christkatholischen Kirche.
In der Ausstellung kommen darum nicht nur die bärtigen Gründerväter der christkatholischen Kirche zu Wort: Augustin Keller, Carl Franz Bally oder ihr erster Bischof Eduard Herzog. In Video und Audio sprechen genauso heutige Jugendliche, Frauen und Männer von ihrer Kirche und was ihnen wichtig ist. Partizipation, vor allem.
Besser verstehen, wie die Kirche tickt
Die Wanderausstellung will vor allem informieren, betont Pfarrer Suter. «Die anderen Kirchen sollen besser verstehen, wie wir ticken.» Er hat am multimedialen Konzept mitgearbeitet, es lässt viel Platz zum Mitgestalten: Kinder sollen ihre Kirche der Zukunft malen. Und wer das Kirchen-Quiz löst, dem winkt eine Tafel Schoggi.
Erwachsene sagen online, in Videos und auf bunten Klebezetteln, was ihnen wichtig ist. Ganz oben auf der Liste stehen die Werte, welche die Christkatholische Landeskirche seit 150 Jahren prägen: gemeinschaftliches Mitbestimmen und eine liberale Kirche, die ethisch zeitgemäss ist.
Demokratisch abgestimmt
Die Mitbestimmung aller ist in Artikel 4 der Verfassung als christkatholisches Prinzip festgelegt: «Laien und Geistliche sind gleichermassen verantwortlich für das kirchliche Leben.»
Die christkatholische Nationalsynode wählt ihren Bischof selbst. Neuerungen wie die Weihe von Frauen wurde ebenfalls demokratisch abgestimmt.
Das Pflichtzölibat für Priester wurde schon bei der Kirchengründung abgeschafft und die Landessprache im Gottesdienst eingeführt. Das sind alles Reformen, die in der römisch-katholischen teils bis heute hängig sind.
Trotzdem treten vergleichsweise wenige unzufriedene römisch-katholische Gläubige zur christkatholischen Schwester über. Die kleinste Landeskirche war immer klein und blieb es.
«Global prayers»
Die christkatholische Kirche will den anderen Kirchen nicht aktiv Schäfchen abwerben. Das gebiete der Respekt, so Suter. Ökumenische Zusammenarbeit bringe mehr – national wie global. Darum ist die christkatholische Kirche gut vernetzt und mit der anglikanischen Weltkirche verbunden.
Die christkatholische Landeskirche sitzt in zahlreichen Gremien von Schweizer Staat und weltweiter Kirchenökumene. Ihr Bischof Harald Rein ist auf dem internationalen Kirchenparkett anzutreffen. Von ihm stammt der Satz: «Wir sind nicht nur global player, wir sind global prayer!»
In einem Punkt unterscheidet sich die christkatholischen Kirche Schweiz nicht von den grossen Landeskirchen: In den letzten Jahrzehnten sind ihr viele Mitglieder weggestorben. «Aber weil wir so familiär sind, schmerzt uns jeder Verlust», gesteht der Luzerner Pfarrer Adrian Suter.