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Gesellschaft & Religion Clinton, Trump – und welche Folgen ihre Wahl hätte

Hillary Clinton und Donald Trump stehen für diametral unterschiedliche politische Vorstellungen. Was wäre von den beiden zu erwarten, wenn sie ins Weisse Haus einzögen? Zwei USA-Experten nehmen Stellung: der Geschichtsprofessor Martin Lengwiler und der Wirtschaftsvertreter Martin Naville.

Donald Trump will den islamistischen Terrorismus mit mehr Härte bekämpfen, Hillary Clinton setzt auf die Kooperation mit muslimischen Verbündeten. Mit wem würde die Welt tatsächlich sicherer?

Martin Lengwiler

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Martin Lengwiler ist Professor für Neuere Allgemeine Geschichte an der Universität Basel. Er hat sich in Lehre und Forschung verschiedentlich mit der Geschichte der USA und den transatlantischen Beziehungen beschäftigt. Er sagt, die Demokraten stünden ihm politisch näher als die Republikaner.

Martin Lengwiler: Es braucht wohl beides: Militärische Aktionen – die auch Clinton unterstützt – und Diplomatie. Um eine Zusammenarbeit mit moderaten muslimischen Staaten wird der Westen nicht herum kommen.

Martin Naville: Schwierig zu sagen, da völlig unklar ist, was Trump dann auch wirklich tun würde. Hillary Clinton hat in fünf Jahren als Aussenministerin gezeigt, dass sie zwar auf Kooperation mit den Muslimen setzt, aber auch ein Stück forscher vorgehen wollte als Präsident Obama. Wohl die am wenigsten schlechte Strategie.

Welcher der beiden Kandidaten wäre besser für Europa und für die Schweiz?

Martin Naville: Das ist schwierig zu sagen wegen den Unwägbarkeiten einer Trump-Präsidentschaft. Hillary Clinton würde mehr Planbarkeit und weniger Unsicherheit bringen, was für die Beziehungen Europas und der Schweiz mit den USA sicher besser wäre.

Martin Lengwiler: Wirtschafts- und handelspolitisch bietet die liberalere Agenda von Clinton mehr Entwicklungspotenziale für das transatlantische Verhältnis als die protektionistischere Agenda von Trump.

Die USA machen einen zutiefst zerrissenen Eindruck. Welcher der beiden Kandidaten hat eher das Zeug dazu, das Land im Innern zu einen?

Martin Naville

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Martin Naville ist seit 2004 der CEO der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer in Zürich. Er steht nach eigenen Angaben dem republikanischen Lager der USA näher als dem demokratischen. Donald Trump als Präsident steht er jedoch kritisch gegenüber.

Martin Naville: Hillary Clinton ist erwiesenermassen eine moderate Politikerin – auch wenn es im Wahlkampf oft anders tönt – und wird so das Land auch einigermassen einen können. Bei Donald Trump weiss man wie in so vielen Dingen nicht, wie er nach einem Wahlsieg handeln würde. Auf jeden Fall hat er uns noch nicht erstaunt mit seiner Einigungsfähigkeit.

Martin Lengwiler: Die Zeit der national integrierenden Präsidenten ist schon länger vorbei. Auch Reagan wurde erst nach seiner Amtszeit zur überparteilichen Figur stilisiert. Parteiübergreifende Kompromisse kommen eher durch die «checks and balances» der Verfassung zustande.

Gibt es ein Thema, das im Wahlkampf eigentlich ganz oben stehen müsste, aber nicht debattiert wird?

Martin Lengwiler: Klar die Aussenpolitik. Es reicht nicht, Terrorismus und Immigration als innenpolitische Themen zu diskutieren. Die USA hat eine aussenpolitische Verantwortung als globale Supermacht, nicht zuletzt im Nahen und Mittleren Osten.

Martin Naville: Ein wichtiger Faktor wird die zukünftige Zusammensetzung des Supreme Courts. Diesem obersten Gericht der USA kommt in der Interpretation der Gesetze eine sehr grosse Rolle zu. Der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin wird das neunköpfige Gremium wegen Austritten und Todesfällen wohl relevant umbesetzen können.

Der aktuelle Wahlkampf polarisiert in den USA extrem und hinterlässt etwa in Kreisen gemässigter Republikaner und linker Demokraten viele Unzufriedene. Erleben wir in den USA zum letzten Mal traditionellen Zweiparteien-Wahlkampf?

Martin Naville: Nein, das Zweiparteien-System wird überleben, weil alle Wahlen in den USA nach dem Majorzprinzip funktionieren. Aber beide Parteien werden mit zerbrochenem Geschirr aus diesen Wahlen herausgehen, auch die Siegerpartei.

Martin Lengwiler: Es gab in früheren Präsidentschaftswahlen schon häufig unkonventionelle oder parteilose Kandidaten. Trotzdem haben die grossen Parteien überlebt. Das Wahlsystem favorisiert ein Zweiparteienmodell.

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