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Comeback bei «Daily Show» Jon Stewart teilt aus – und das Internet schiesst zurück

Der legendäre Satiriker moderiert im US-Wahljahr wieder seine «Daily Show». Das ist gut so, freut aber nicht jeden – schon gar nicht Trump und Biden.

Wer ist Jon Stewart? Jon Stewart moderierte von 1999 bis 2015 die «Daily Show» und wurde zur Legende der politischen TV-Satire. «Stewart hat mit seiner Version von ‹The Daily Show› den Grundstein gelegt für die zeitgemässe Form der News-Satire», sagt Satiriker Michael Elsener. Vor Stewart habe die Show meist seichte popkulturelle Themen behandelt. Stewart und sein Team haben die Show zu «einer relevanten politischen Stimme entwickelt», so Elsener.

Ein Gesicht von einem Mann. Er steht vor einer goldenen Wand und trägt einen Anzug mit Kravatte.
Legende: Eine Reise in die Vergangenheit: Jon Stewart mit Molly Culver, Pamela Anderson Lee, Natalie Raitano bei der «Daily Show» 1999. Evan Agostini / Invision / AP, File

Wieso kommt er zurück ? Gemäss Chris McCarthy, Chef von Showtime / MTV Entertainment Studios, sei das Wahljahr in den USA ein Grund für Stewarts Rückkehr. Nach seinem Abgang bei der «Daily Show» vor neun Jahren stiess Jon Stewart verschiedene Film- und Fernsehprojekte an – mit mässigem Erfolg. Nun kommt der 61-Jährige montags als Gastgeber des Formats zurück. In der restlichen Zeit ist er als Produzent an Bord.

Was verspricht man sich von dem Comeback? «Es erscheint auf den ersten Blick so, als wolle Comedy Central zurück – in die Zukunft», meint Elsener. Sprich: Anknüpfen an lang vergangene Erfolge. Es sei ein «geschickter Schachzug des Senders», meint Elsener. Wohl kaum ein anderer könne die Absurditäten von Republikanern und Demokraten so gut mit messerscharfen Pointen einordnen. Steward wurde berühmt damit, Doppelzüngigkeit und Heuchelei zu entlarven – und er machte keinen Hehl aus seinem Linksdrall.

Wie war die erste Sendung? Wie erwartet, fehlt es Jon Stewart im Wahljahr nicht an Material für seine bissige Satire. «Wieso ich zurück bin?», fragt er zu Beginn der Show. Er habe einige Verbrechen begangen und so viel er wisse, würden Talkshow-Moderatoren Immunität gewährt. Die erste und definitiv nicht die letzte Donald-Trump-Referenz. So sind die Wahlen das Hauptthema und wie geistig unqualifiziert die beiden Kandidaten seien. Sind Biden und Trump doch die ältesten Menschen, die je fürs Präsidentenamt kandidiert haben. Natürlich entgeht ihm die Ironie nicht: Auch er ist ein älterer weisser Mann, der zurückkehren will. «Ich sehe alt aus. Aber ich bin immer noch 20 Jahre jünger als diese Motherfuckers!», sagt er entrüstet.

Was sagt das Publikum? Auf YouTube und X reichen die Reaktionen von Huldigung bis Beleidigung: von «Es lebe der König», «Danke Jon, dass du das riesige Loch in der amerikanischen Satire füllst» und «Bitte verlass uns nie wieder, dein Land braucht dich!» bis hin zu «Er hat überhaupt nichts gelernt, als er weg war.» Der grösste Kritikpunkt: Stewart verharmlose Trump und verbringe zu viel Zeit damit, über Joe Biden herzuziehen, so Stimmen aus dem demokratischen Lager.

Braucht es Stewart und das Genre noch? Comebacks sind grundsätzlich schwierig in einer Branche, die diese oft nicht goutiert. Dazu kommt, dass Late-Night-Fernsehen an Zuschauenden und kultureller Relevanz verloren hat. Wie die Reaktionen auf X zeigen, ist das politische Klima weitaus polarisierter. Jon Stewart sei sich aber «gewohnt, unter starkem öffentlichem Druck» zu arbeiten, so Michael Elsener. Stewart könne dem Format als Host und eben auch als Produzent eine «einheitliche Stossrichtung» geben, sagt Elsener. Fans wünschen sich einen permanenten Gastgeber für die «Daily Show», was seit dem Abgang von Trevor Noah Ende 2022 nicht der Fall war. «Mit Stewart als erfahrenem Talent-Scout werden sie sicher einen jüngeren Nachfolger für die langfristige Zukunft von ‹The Daily Show› finden», resümiert Elsener.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Nachrichten, 12.02.2024, 16:30 Uhr.

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