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Dank Bürgerinitiative Thermalbaden für alle – es begann mit einer Guerilla-Aktion

Pack die Badehose ein: Der Verein «Bagni Popolari» kämpfte über Jahre, um mit seinen «Heissen Brunnen» das Thermalbaden in Baden frei zugänglich zu machen.

Es begann mit einer geheimen Aktion: 2012 stellte eine Gruppe von Thermalwasser-Begeisterten ihr erstes «Guerilla-Bädli» am Limmatufer auf. Das Thermalwasser wurde heimlich angezapft, ein temporäres Becken mit Schalenbrettern gezimmert. Am frühen Morgen war alles wieder abgebaut, als ob nichts gewesen wäre.

Die Aktion sei für die Gruppe eine Art Selbsthilfe gewesen, sagt Andriu Deflorin vom Verein «Bagni Popolari». 2012 schloss das alte, bereits ziemlich heruntergekommene Badener Thermalbad seine Türen.

Menschen baden nachts in einem provisorischen Thermalbad neben einem Fluss.
Legende: Der Kerngruppe des Vereins (v.l.n.r.): Dominik Achermann, Rolf Meier, Reto Sigrist, Marc Angst, Christoph Lüber, Daniela Dreizler, Kathrin Doppler, Andriu Deflorin. Auf dem Bild fehlt Andreas Rudow. Bagni Populari

«Wir gehörten zu den letzten, die dort noch badeten», erzählt Deflorin. «Man hat uns buchstäblich das Wasser unter dem Hintern abgelassen. Wir wollten aber das Thermalwasser weiterhin nutzen.»

Revitalisierung des Bäderquartiers

Das Bäderquartier in Baden, wo einst die Römer das Thermalwasser genossen, ist im Aufbruch. Das neue Thermalbad von Architekt Mario Botta, das jetzt in Baden eröffnet, ist das Wahrzeichen der Bade-Renaissance.

Fast gleichzeitig hat der Verein «Bagni Popolari» Anfang des Monats zwei «Heisse Brunnen» im öffentlichen Raum eingeweiht. Diese beiden Thermalbecken können unentgeltlich benutzt werden und stehen allen offen.

Menschen baden in einem Thermalbad an der Strasse.
Legende: Die Eröffnung der «Heissen Brunnen» im öffentlichen Raum markiert einen Meilenstein für die Bürgerinitiative. Nicolas Petit

«Bagni Popolari» knüpft damit an frühere Zeiten an. Bis vor rund 150 Jahren konnten alle in Baden das Thermalwasser unter freiem Himmel geniessen. Zwei Bäder auf dem Kurplatz standen damals auch den ärmeren Milieus zur Verfügung, während in den Badegasthöfen die reichen Leute abstiegen.

Seit fast zehn Jahren nun arbeitet der Verein daran, das Thermalwasser allen zugänglich zu halten. «Wir wollten, dass das Thermalwasser wieder zum Stadtbild gehört», sagt Andriu Deflorin. «Es sollte normal werden, dass Leute im Bademantel und Badehosen in der Stadt unterwegs sind und baden.»

Erfolgreiche Bürgerinitiative

Auf das nächtliche Guerillabaden folgten erste bewilligte Aktionen. Die temporären Becken und Badewannen mussten aber immer wieder abgebaut werden und ihren Standort wechseln. Es entstand der Wunsch permanente Becken mit heissem Thermalwasser zu bauen. «Bagni Popolari» stiess mit ihrer Idee aber erstmal auf Unverständnis bei den Behörden.

Menschen baden in einem temporären Thermalbad.
Legende: Mit temporären Thermalbädern am Kurplatz in Baden machte «Bagni Popolari» regelmässig auf sich aufmerksam. ZVG

Beharrlich konnte der Verein die Bedenken bezüglich des Lärmes, der Hygiene und der Sicherheit aus dem Weg räumen. Über die Jahre hatte er mit all seinen Aktionen so viel Sympathie in der Stadt gewonnen, dass der Einwohnerrat das Projekt der «Heissen Brunnen» mit nur ganz wenigen Gegenstimmen guthiess. Die Stadt trägt nun die Betriebs- und Unterhaltskosten.

Verschiedene Badephilosophien

Die künftigen Gäste, die sich einen Besuch im neu eröffneten Mario Botta-Bad leisten wollen, können nun vom Aussenbecken auf die Thermalbadenden in den «Heissen Brunnen» runterblicken. Es sei kein Konkurrenzverhältnis, sagt Andriu Deflorin. Es seien halt einfach unterschiedliche Arten das Thermalwasser zu geniessen, die sich ergänzen und verschiedene Leute ansprechen.

«Das Botta-Bad ist ein Wellness-Tempel mit verschiedenen Angeboten. Unsere «Heissen Brunnen» sind ganz einfach und niederschwellig: Es braucht nur eine Badehose.»

So sieht Mario Bottas Wellness-Tempel aus

SRF 1, Einstein, 18.11.2021, 21:05

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