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«Das Universum braucht den Menschen nicht»
Aus Sternstunde Religion vom 16.06.2019.
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Das All und wir Nur ein Augenzwinkern in der Ewigkeit

Kathrin Altwegg hat als Weltraumforscherin über Jahrzehnte das All erforscht. Dabei wurde ihr die Vergänglichkeit aller Dinge deutlich bewusst – auch ganz speziell die eigene.

Kathrin Altwegg

Astrophysikerin

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Kathrin Altwegg ist Astrophysikerin und emeritierte Professorin an der Universität Bern. Sie war Direktorin des «Center for Space and Habitability» der Universität Bern und Leiterin des Teams, welches das Rosina-Massenspektrometer konstruierte. An Bord der Raumsonde Rosetta, die 2004 startete und ab 2014 den Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko erforschte, lieferte das Gerät Daten über den Schweif des Kometen.

SRF: Als Weltraumforscherin hatten Sie mit der annähernden Unendlichkeit des Alls zu tun. Was hat das in Ihnen ausgelöst, ständig Ihre eigene Winzigkeit vor Augen geführt zu bekommen?

Kathrin Altwegg: Als ich das zu Beginn realisierte, wurde ich wütend. Ich bin ja auch jemand. Und ich bin auch wichtig, zumindest für mich! Irgendwann aber habe ich begriffen, dass ich ein Teil von alldem bin.

Ein kleines Steinchen zwar. Ein Augenzwinkern in der Ewigkeit. Aber das ist der Lauf der Natur, etwas wird, ist und vergeht. Das gilt für Menschen genauso wie für Sterne.

Was bedeutet der Mensch eigentlich im Kosmos?

Es ist klar: Das Universum braucht uns nicht. Aber wir sind einzigartig, weil wir die einzigen Lebewesen sind, die über unseren Ursprung nachdenken können. Das ist phantastisch.

Wenn man bedenkt, dass unser Ursprung im Urknall beginnt, mit den ersten Atomen ging es weiter via Sterne zum Sonnensystem und zur Erde – bis schliesslich wir hervorgebracht wurden. Die Fähigkeit dies nachzuvollziehen, das finde ich schlicht grossartig.

Eine Frau im Porträt.
Legende: 1970 nahm sie als einzige Frau ihres Jahrganges das Studium der Physik an der Universität Basel auf: Astrophysikerin Kathrin Altwegg. Keystone/PETER SCHNEIDER

Sind wir Menschen ein Wunder?

Auf jeden Fall, und ich bin nicht sicher, ob es dies noch einmal gibt im Universum.

Der Mensch besteht ja angeblich aus 97 Prozent Sternenstaub. Sind wir also rezyklierte Sterne?

Im Grunde ja. Alles Material, was in uns ist, war einmal in einem Stern. Aber die Zusammensetzung ist ziemlich komplex.

Der Mensch hat durch die Mondlandung seinen Heimatplaneten neu entdeckt. Wie haben Sie damals dieses Ereignis wahrgenommen?

Im Sommer 1969 war ich noch ein Teenager und per Zufall in den USA. In einem Land also, in dem ich nicht einmal die Sprache sprechen konnte.

Die Wissenschaft kann Fragen nach dem «Wie» beantworten. Jedoch nie die Frage nach dem «Warum».

Zwar war die Aufregung dort vor Ort wahnsinnig gross. Aber ehrlich gesagt hatte ich damals als 17-Jährige ganz anderes im Kopf – der Mond gehörte nicht zu meinen primären Interessen.

Der Mond als Trabant hat ja eine klare Verwandtschaft mit unserem Planeten.

Ja, so viel wir heute wissen, war der Mond ein Teil der Erde. Zu Beginn als das Planetensystem gebildet wurde, prallte ein Planet von der Grösse des Mars in die Protoerde. Daraus ist letztlich der Mond entstanden.

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Kathrin Altwegg
Aus Aeschbacher vom 07.01.2016.
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Das Material des Mondes entspricht dem Material des Erdmantels. Das konnte man durch die Untersuchung von Mondgestein relativ gut beweisen.

Schliessen sich für Sie Glauben und Wissenschaft eigentlich aus?

Auf keinen Fall. Aus meiner Sicht fragt die Wissenschaft nach dem «Wie», also wie ging der Urknall vor sich, wie sind Sterne entstanden und so weiter.

Sie kann jedoch nie die Frage nach dem «Warum» beantworten. Aber genau diese Frage treibt uns Menschen doch so stark um. Hier kommen meines Erachtens die Philosophie und die Theologie ins Spiel. Erst diese Disziplinen befassen sich mit dieser sehr viel schwierigeren Frage.

Das Gespräch führte Olivia Röllin.

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