«S’git Lüt die würden alletwäge nie / es Lied vorsinge so win ig jitz hie»: So beginnt «Hemmige», eines der bekanntesten Lieder von Mani Matter. In der vierten Strophe singt der Berner Troubadour «was unterscheidet d’Mönsche vom Schimpans / s’isch nid di glatti Hut dr fählend Schwanz» um dann zur Pointe zu gelangen, dass das eigentliche Unterscheidungsmerkmal die Hemmungen seien – der Umstand also, dass sich Menschen im Unterschied zu ihren nächsten tierischen Verwandten schämen können. Doch was dem Liedermacher Ende der 1960er-Jahre zu Reim und Freude gereichte, stimmt nicht: Schimpansen haben keinen Schwanz.
Korrektur des Fehlers
Sendungen zu Mani Matter
Nachdem man ihn an Konzerten darauf aufmerksam gemacht hatte, meinte Matter: «Das wusste ich zwar nicht, aber es bestätigt ja nur meine These: dass Menschen und Schimpansen mehr Gemeinsamkeiten haben, als man denkt».
Und wer sich am anatomischen Lapsus störe, der könne ja stattdessen folgende Alternative singen: «was unterscheidet d’Mönsche vo Schimpäns / s’isch nid di glatti Hut, d’Intelligänz». Diese Präzisierung entspricht den Tatsachen, denn immer mehr Studien zeigen, dass der Mensch nicht die einzige Intelligenzbestie ist, die über diesen Planeten stolpert.
Berndeutsch in Paris
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Auch Stephan Eicher blieb – textlich – nah am Original, als er Mani Matters Lied 1991 in einer kongenialen Version einer neuen Generation erschloss. Unvergesslich bleibt sein Auftritt im Konzertlokal Olympia in Paris, als das Publikum sämtliche Liedtexte mitsang, auch jenen von «Hemmige». Auf Berndeutsch. Hemmungen hatten sie also keine. Dass sie aber wussten, was sie sangen, darf bezweifelt werden.