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Gesellschaft & Religion Der Fotograf der Kanzlerin: 20 Jahre mit Angela Merkel

Heute wird Angela Merkel 60 Jahre alt. Der Fotograf Daniel Biskup begleitet die deutsche Kanzlerin bereits seit 20 Jahren. In dieser Zeit sind ihm ungewöhnliche Aufnahmen gelungen. Dass er die mächtigste Frau Deutschlands deshalb besonders gut kennt, glaubt er jedoch nicht.

Sie gelten als der Fotograf der Kanzlerin – fühlen Sie sich denn manchmal auch als ihr «Hof-Fotograf»?

Daniel Biskup: Nein, ich bin nicht der «Hof-Fotograf» der Kanzlerin. Sie hat ja auch einen Fotografen, der für das Bundespresseamt fotografiert, der immer dabei ist. Ich bin ja nur partiell dabei, bei bestimmten Reisen, bei spannenden Interviews. Aber im Gegensatz zum wirklichen «Hof-Fotografen», der das noch nicht so lange macht, habe ich sie schon seit vielen Jahren fotografiert.

Daniel Biskup

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Legende: Daniel Biskup/Boehmedia.de

Der deutsche Fotograf Daniel Biskup porträtiert Prominente aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Ausserdem tritt er durch seine Bildreportagen in osteuropäischen Regionen hervor. Angela Merkel begleitet er seit 20 Jahren. Die Fotoausstellung zum runden Geburtstag der Bundeskanzlerin findet im Berliner Museum «The Kennedys» statt.

Sie begleiten Angela Merkel mit Ihrer Kamera bereits seit 1994 – ahnten Sie denn schon damals, dass Angela Merkel mal eine der mächtigsten Frauen wird?

Das habe ich nicht geahnt. Ich glaube, das hat kein Mensch geahnt. Sie war Ministerin, dann Abgeordnete, und dann ist sie zur Bundesvorsitzenden der CDU gewählt worden. Aber zu dem Zeitpunkt hat keiner geahnt, dass sie später – und es war dann ja gar nicht so spät, 2005 – zur Kanzlerin gewählt wird. Aber wenn man im Nachhinein ihre Biographie betrachtet, ist das schon schlüssig.

Was gab denn den Ausschlag für Sie, Angela Merkel schon damals mit Ihrer Kamera zu begleiten?

Ehrlich gesagt waren das immer Aufträge: Ich habe Aufträge von unterschiedlichen Zeitungen bekommen. Und irgendwann habe ich angefangen, selber Termine mit ihr zu machen, vor allem in der Zeit von 2000 bis 2005. Ich habe angefragt, ob ich mal ein Portrait machen könne, und das ist dann ein, zwei Mal im Jahr passiert. So sind dann diese vielen Portraits entstanden, die jetzt ihren Weg zeigen.

Entstanden sind dabei keine typischen Pressebilder, wie wir sie täglich in den Zeitungen sehen – es sind meist Bilder von eher unscheinbaren Momenten. Folgen Sie denn heute für solche Aufnahmen der Kanzlerin ständig auf den Fersen?

Nein, gar nicht. Ich sehe sie vielleicht drei, vier Mal im Jahr. Aber das reicht ja, um interessante Bilder zu machen. Sie müssen sich ja nur die Veranstaltungen oder Reisen aussuchen, die spannend sind – dann kommen diese Bilder zustande.

Aber es gibt ja auch Bilder von Ihnen, auf denen die Kanzlerin Zeitung liest oder auf einem Sofa sitzt – das sind ja keine gewöhnlichen Bilder…

Ja, aber die entstehen ja bei diesen Begegnungen. Die müssen ja gar nicht häufig sein. Es reicht, wenn man sich alle vier Monate sieht und eine Idee hat. Zum Beispiel ist das Bild mit dem Sofa für einen Auftrag entstanden, den ich für die «Bunte» hatte. Da ging es darum, die Kanzlerin privat zu zeigen. Aber private Bilder gibt es ja von ihr nicht, das möchte sie nicht. Also habe ich mir überlegt, wie kann ich es möglichst privat gestalten, in ihrem Büro. Da kam ich auf die Idee, das Sofa könnte auch in ihrem Wohnzimmer stehen, und wenn ich sie jetzt andersrum zu mir in die Kamera schauen lasse, wirkt es auch ein bisschen privat.

Es wirkt privat – also stimmt diese Nähe gar nicht, die die Bilder suggerieren?

Ich glaube, dass die Kanzlerin zu keinem Fotografen eine besondere Nähe pflegt. Ich glaube, dass ich zu den Fotografen gehöre, die sie – in Anführungszeichen – schätzt, weil ich vernünftige Bilder mache und nicht sehr viel Zeit für diese Bilder brauche.

Trotzdem, alle Politiker kennen die Macht der Bilder und ihrer Inszenierung, auch Angela Merkel. Ist das ein gegenseitiges Spiel zwischen Ihnen als Fotograf und der Kanzlerin?

Ich glaube, die Kanzlerin weiss, was sie möchte, und ich weiss auch, was sie möchte. Das ist dann einfach ein Ausprobieren der Möglichkeiten. Ich mache Vorschläge, wie zum Beispiel das Sofa, und sie kann «Ja» oder «Nein» sagen, und oft hat sie «Ja» gesagt.

Konnten Sie denn Angela Merkel so auch etwas näher kennenlernen? Auch wenn Sie sagen, sie lässt keinen so nah an sich ran?

Kennenlernen ist ein grosses Wort. Ich kenne wahrscheinlich die Bundeskanzlerin besser als viele andere Deutsche, weil diese nicht die Möglichkeit haben, sie persönlich zu treffen. Und man kann sie bei Interviews oder bei Reisen sicherlich anders kennenlernen, aber dass ich sie wirklich kenne, das glaube ich nicht. Aber über die Jahre habe ich ihre Persönlichkeit schon ein bisschen kennengelernt.

Wie würden Sie denn die Frau beschreiben, mal mit Worten statt mit Bildern?

Sie weiss genau, was sie will, sie lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Sie ist sehr charmant und weiss die Leute für sich einzunehmen. Und sie hat alles langfristig im Blick.

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