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Dad-Joke
Aus 100 Sekunden Wissen vom 24.08.2022. Bild: SRF / Sebastien Thibault
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Diagnose «Dad Joke» Die Papas und ihre peinlichen Pointen

Auch Väter machen Fehler – und nicht immer sind sie zum Lachen. Über das nicht taufrische, aber todernste Phänomen namens «Dad Joke».

Die Mutter aller Vaterwitze geht so: Kommt das Kind nach Hause. «Hallo Papa, ich bin hungrig», ruft es, wirft die Wohngstüre zu und den Schulranzen in eine Ecke. Frotzelt der Vater – er mag gut geschürzt am heissen Herd hantieren: «Hallo Hungrig, ich bin Papa!»

Ich habe Sie nicht lachen hören und bin kein bisschen angefressen. Über Geschmack soll man sich nicht streiten können. Über Witze kann man das – und selbstverständlich nachdenken. Sogar ausgewachsene Philosophinnen und Philosophen, in der Regel eher dem Bierernst des Lebens zugeneigte Menschen, haben das immer wieder getan.

Habakuk und Henriette

Drei Halbtakte Humortheorie, frei nach Bleisch & Bossart. Wir lachen erstens, weil wir uns überlegen fühlen. Stichwort: Schadenfreude und Slapstick. Wir lachen zweitens, wenn Dinge zusammenkommen, die im Grunde nicht zusammenpassen. Hallo, Wortspiel! Oder wir lachen drittens, wenn wir nicht lachen dürften. Richtig: Es geht dann um Tabubrüche und Triebstörungen – Vater Freud lässt grüssen.

Zurück zu unserem Kinde in der Küche, das Henriette oder Hannah heissen mag, aber sicher nicht «Hungrig» – auch wenn hierzulande längst Vornamen wie Himalaya oder Habakuk heimisch geworden sind, glücklicherweise. Man muss den Witz unserers Vaters am Herd getrost jener zweiten Grossgruppe des Wortspiels zuschlagen, an dem vornehmlich Papas den Narren gefressen haben.

Jenseits von Gut und Schlecht

Historisches: Der «Dad Joke» wurde erstmals 1987 in der US-amerikanischen Zeitung «Gettysburg Times» aktenkundig, hinterlässt seit 2003 in diesem Internet seine zweifelhaften Schmunzelspuren und soll sich sogar in einer «Simpsons»-Folge verewigt haben.

Was den Vaterwitz formal ausmacht: Er ist keine Kurzerzählung mit überraschender Wendung, sondern läppisch-lakonische Replik, die die Sprache wörtlich nimmt – und eben eher so flach daherkommt wie die berühmte Flunder als steil wie die berüchtigte Südflanke des Mount Everest.

Es ist komplizierter

Ob ein «Dad Joke» nun gut ist oder schlecht und also lustig oder «Daddy-doof», ist indes nicht wirklich der Punkt. Die wahre Pointe des Vaterwitzes besteht darin, dass das Kind ohnehin nicht «amused» sein wird. Vor allem dann nicht, wenn es jenes kritische Alter erreicht, das in der Fachsprache «Pubertät» geheissen wird und für die meisten Eltern ihrerseits nicht gerade lustig ist.

Falsch ist übrigens die nicht unverbreitete Vorstellung, das Wort «Mutterwitz» bedeute dasselbe wie «Vaterwitz» – einfach in grün. Jedes Kind weiss ja: Bei Müttern hat man erst recht nichts zu lachen. Womit wir beim miesen Männerhumor wären. Und der war noch überhaupt nie lustig.

Radio SRF 2 Kultur, 100 Sekunden Wissen, 24.8.2022, 6:54 Uhr

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