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Die Geschichte des Autos Vom Statussymbol zum Klimakiller

Einst war es Statussymbol und Inbegriff industrieller Kultur, heute hat es den Ruf als Ressourcenfresser und Klimakiller: das Auto. Das Victoria & Albert Museum in London widmet sich einer der revolutionärsten Erfindungen der letzten 150 Jahre.

Sich von A nach B bewegen, wohin, wann und wie schnell man will – die Erfindung des Autos war für den Menschen eine Revolution.

«Wenn wir an die letzten 150 Jahre denken, gibt es wohl kein anderes Objekt, das mehr Einfluss hatte auf das Design unserer Städte, die Herstellung von Waren und auf die Art und Weise, wie wir leben», sagt Lizzie Bisley, Ko-Kuratorin der Ausstellung «Cars: Accelerating the Modern World» im Victoria & Albert Museum London.

Gerade weil Autos von der Designgeschichte häufig ignoriert und mehr von der Seite der Technologie und Wissenschaft beachtet würden, gehöre das Auto ins Designmuseum, betont sie.

Auto als Statussymbol: eine französische Werbung von 1934.
Legende: Auto als Statussymbol: eine französische Werbung für den Tatra 77, 1934. Victoria and Albert Museum, London

Meilenstein nach Meilenstein

Fünfzehn ausgewählte Automobile mit Kultcharakter sind in der Londoner Ausstellung dicht an dicht parkiert. Vom allerersten Motor betriebenen Gefährt, bis hin zum autonomen und fliegenden Elektromobil der Zukunft.

Die Macher spannen den ganzen Bogen über eineinhalb Jahrhunderte Autogeschichte.

Waren die Vehikel zu Beginn mehr Luxuskarossen für Superreiche, sorgte Henry Ford 1913 für deren Demokratisierung. Das erste Serienauto, das T-Modell, war ein erschwingliches Massenprodukt vom Fliessband. Selbstverständlich steht ein solches Exemplar zum Bewundern da.

Ford, T-Modell, 1914.
Legende: Das Modell T von Ford war das meistverkaufte Automobil der Welt, bis 1972 dieser Titel an den VW Käfer ging. Keystone

Toaster, Radios, Sessel

Die Ausstellung zeigt anhand unzähliger Objekte, Illustrationen und anderen Beispielen, wie das Auto unsere verschiedenen Lebensbereiche verändert hat: unser Verhältnis zur Geschwindigkeit, unsere Landschaften, unseren Konsum.

Alltagsobjekte wie Toaster, Radios oder Sessel veranschaulichen, wie der Autobau deren Design inspirierte. Bereits in den 30er- und 40er-Jahren wurden sie immer stromlinienförmiger.

Die Ausstellung zeigt, wie die Modeindustrie eigens autogerechte Kleidung entwarf. Sie deckt Zusammenhänge auf: Das Auto heizte die Ölförderung an, die Ölindustrie wiederum ermöglichte Produkte wie Tupperware und Nylon.

Cloche Hat. Miss Fox, 1928-29.
Legende: Der Hut fürs Auto: Die Modeindustrie designte autogerechte Kleidung, wie den «Cloche Hat» (1928). Victoria and Albert Museum, London

Auto steht am Wendepunkt

Die Ausstellung schenkt dem Auto viel Aufmerksamkeit in einer Zeit, in der es einen schlechten Ruf hat.

«Wir glorifizieren das Auto nicht. Und was man auch immer darüber denken mag, man kann dessen enormen Einfluss nicht ignorieren», erklärt Lizzie Bisley.

Max Küngs Abgesang aufs Auto

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«Liebes Auto. Du und ich: Das war einmal so etwas wie Liebe. Jetzt gehst mir auf die Nerven. Manchmal schäme ich mich für Dich. Vor allem: Ich bin enttäuscht von Dir. Total enttäuscht.»

Weshalb der Autor und Kolumnist Max Küng vom Auto enttäuscht ist? Er erklärt es in einer wehmütigen Auto-Biografie, diesen Sonntag auf srf.ch/kultur . Damit Sie den Text nicht verpassen, abonnieren Sie unseren Newsletter . Er landet jeden Sonntag in Ihrem Postfach – mit den besten Kulturgeschichten der Woche.

Das Auto, wie wir es heute kennen, steht an einem Wendepunkt. Deshalb sei es genau jetzt der richtige Moment, um darüber nachzudenken, sagt die Kuratorin. Das Benzin betriebene Kraftfahrzeug als Statussymbol scheint ein Auslaufmodell zu sein. Es ist ein Kulturwandel – und wir stecken mittendrin.

Veranstaltungshinweis

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Die Ausstellung «Cars: Accelerating the Modern World» wird bis zum 19. April 2020 im Victoria & Albert Museum in London gezeigt.

Fliegende Fahrzeuge

«Die Menschen sind sich bewusst das Fahren von Benzin-Autos einzustellen. Die meisten Automobilunternehmen entwickeln heute Elektroautos. Es gibt einen echten Schub darin, dass diese Technologie von allen akzeptiert wird», so Bisley.

Das Auto der Zukunft wird elektrisch sein, es wird selbst gesteuert fahren und weniger individueller Besitz sein, sondern geteilt werden. Und ja, irgendwann wird es wahrscheinlich auch fliegen.

Ein Model eines Autos, das auch fliegen kann.
Legende: Können Autos in Zukunft fliegen? Falls es im Himmel zwischen den vielen Drohnen noch Platz haben wird, wahrscheinlich. Italdesign

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