Sich von A nach B bewegen, wohin, wann und wie schnell man will – die Erfindung des Autos war für den Menschen eine Revolution.
«Wenn wir an die letzten 150 Jahre denken, gibt es wohl kein anderes Objekt, das mehr Einfluss hatte auf das Design unserer Städte, die Herstellung von Waren und auf die Art und Weise, wie wir leben», sagt Lizzie Bisley, Ko-Kuratorin der Ausstellung «Cars: Accelerating the Modern World» im Victoria & Albert Museum London.
Gerade weil Autos von der Designgeschichte häufig ignoriert und mehr von der Seite der Technologie und Wissenschaft beachtet würden, gehöre das Auto ins Designmuseum, betont sie.
Meilenstein nach Meilenstein
Fünfzehn ausgewählte Automobile mit Kultcharakter sind in der Londoner Ausstellung dicht an dicht parkiert. Vom allerersten Motor betriebenen Gefährt, bis hin zum autonomen und fliegenden Elektromobil der Zukunft.
Die Macher spannen den ganzen Bogen über eineinhalb Jahrhunderte Autogeschichte.
Waren die Vehikel zu Beginn mehr Luxuskarossen für Superreiche, sorgte Henry Ford 1913 für deren Demokratisierung. Das erste Serienauto, das T-Modell, war ein erschwingliches Massenprodukt vom Fliessband. Selbstverständlich steht ein solches Exemplar zum Bewundern da.
Toaster, Radios, Sessel
Die Ausstellung zeigt anhand unzähliger Objekte, Illustrationen und anderen Beispielen, wie das Auto unsere verschiedenen Lebensbereiche verändert hat: unser Verhältnis zur Geschwindigkeit, unsere Landschaften, unseren Konsum.
Alltagsobjekte wie Toaster, Radios oder Sessel veranschaulichen, wie der Autobau deren Design inspirierte. Bereits in den 30er- und 40er-Jahren wurden sie immer stromlinienförmiger.
Die Ausstellung zeigt, wie die Modeindustrie eigens autogerechte Kleidung entwarf. Sie deckt Zusammenhänge auf: Das Auto heizte die Ölförderung an, die Ölindustrie wiederum ermöglichte Produkte wie Tupperware und Nylon.
Auto steht am Wendepunkt
Die Ausstellung schenkt dem Auto viel Aufmerksamkeit in einer Zeit, in der es einen schlechten Ruf hat.
«Wir glorifizieren das Auto nicht. Und was man auch immer darüber denken mag, man kann dessen enormen Einfluss nicht ignorieren», erklärt Lizzie Bisley.
Das Auto, wie wir es heute kennen, steht an einem Wendepunkt. Deshalb sei es genau jetzt der richtige Moment, um darüber nachzudenken, sagt die Kuratorin. Das Benzin betriebene Kraftfahrzeug als Statussymbol scheint ein Auslaufmodell zu sein. Es ist ein Kulturwandel – und wir stecken mittendrin.
Fliegende Fahrzeuge
«Die Menschen sind sich bewusst das Fahren von Benzin-Autos einzustellen. Die meisten Automobilunternehmen entwickeln heute Elektroautos. Es gibt einen echten Schub darin, dass diese Technologie von allen akzeptiert wird», so Bisley.
Das Auto der Zukunft wird elektrisch sein, es wird selbst gesteuert fahren und weniger individueller Besitz sein, sondern geteilt werden. Und ja, irgendwann wird es wahrscheinlich auch fliegen.