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Digitalisierung Technik, was machst du mit uns?

Von der grenzenlosen bis zur fehlenden Freiheit: Wie uns die Digitalisierung beeinflusst.

Die Digitalisierung scheint das schlagende Thema unserer Zeit zu sein. Und sie polarisiert mächtig. Philosophen, Wissenschaftler aber auch Historiker zerbrechen sich die Köpfe über die möglichen Zukunftsszenarien – ebenso kritisch wie euphorisch.

Unreflektierte Technikgläubigkeit?

Der Sozialpsychologe Harald Welzer fragt sich zum Beispiel: Warum gehen wir fraglos davon aus, dass selbstfahrende Autos und implantierte Chips notwendigerweise unsere Zukunft sein werden?

Harald Welzer

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Harald Welzer ist ein deutscher Soziologe und Sozialpsychologe. Er ist als Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg und als Direktor der Stiftung «Futur Zwei» in Berlin tätig.

Er findet diese Grundüberzeugung unreflektiert und betont: «Die Digitalwirtschaft verfolgt eine unfassbar effiziente Werbestrategie, welche uns Entwicklungen wie Gesichtserkennung als natürliche und somit unausweichliche Evolution propagiert.» Dabei hätten wir es selbst in der Hand, frei mitzuentscheiden, welche Art von Technologien und Leben wir als Gesellschaft wollen, so Welzer.

Digitalisierung – die vierte industrielle Revolution

Die Digitalisierung bringt unabwendbare Umwälzungen mit sich. Laut Philosoph Richard David Precht können wir sie momentan noch positiv lenken – ja müssen gar.

Die anbrechenden Veränderungen werden heute als vierte industrielle Revolution gehandelt. Precht bespricht in seinem neuen Buch «Jäger, Hirten, Kritiker» die Chancen und Gefahren einer solchen Revolution.

Richard David Precht

Philosoph

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Richard David Precht ist ein deutscher Philosoph, Bestsellerautor, Moderator und Honorarprofessor an den Universitäten Lüneburg und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Sein neustes Buch über die digitale Gesellschaft ist dieses Jahr im Goldmann Verlag erschienen.

Eine seiner Thesen darin: Die Digitalisierung wird in naher Zukunft die Bedeutung und den Wert von Arbeit radikal verändern. Denn: Ein Grossteil der Erwerbsarbeit wird verloren gehen.

Ein neues Sozialsystem

Doch anstatt diese gesellschaftlichen Veränderungen jetzt schon abzufedern, unterliegen wir laut Precht einem Zweckoptimismus. «Wir blenden aus, dass ein Strukturwandel der Arbeitswelt auch einen Strukturwandel des ganzen Sozialsystems nach sich ziehen wird.»

Deshalb sprechen Welzer und andere Kritiker von der Notwendigkeit einer Steuerreform. Seit Längerem wird über eine Finanztransaktions- sowie über eine Robotersteuer, anstelle von herkömmlicher Arbeitsbesteuerung diskutiert.

Die Politikphilosophin Katja Gentinetta hingegen möchte der ganzen Entwicklung und Umwälzung nicht mit neuen Besteuerungsformen entgegentreten. Sie ist sich sicher: «Wenn wir die bewährten Pfade unseres politischen Systems verlassen, dann laufen wir in die viel grössere Gefahr, jene Strukturen zu untergraben, die wir etabliert und die sich bis anhin bewährt haben.»

Katja Gentinetta

Politikphilosophin

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Katja Gentinetta ist Politikphilosophin. Sie lehrt an den Universitäten Zürich, St. Gallen sowie Luzern und berät Unternehmen in gesellschaftspolitischen Fragen. Zudem moderiert sie «NZZ Standpunkte» und schreibt Bücher. Zuletzt erschien im NZZ libro Verlag ihr Buch zu den Krisen der Gegenwart.

Chance auf Sinnschöpfung

Doch der Verlust von Arbeitsstellen muss kein dystopisches Szenario sein. Ganz im Gegenteil. Die Vision einer neuen Besteuerungsform führt letztlich nämlich zur Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen und damit zur Frage nach der Möglichkeit eines sinnvollen, selbstbestimmten Lebens.

Die Idee dahinter ist simpel: Wenn Roboter für uns arbeiten, haben wir wieder mehr Zeit, darüber nachzudenken, welches Leben wir wirklich wollen und was uns glücklich macht. Es ist also alles nur eine Frage der Kultur, nämlich wie der Mensch die Technik benutzt und nicht umgekehrt. Die Zukunft ist somit nicht nur Verheissung, sondern auch Gestaltungsauftrag.

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