Das Wichtigste in Kürze:
- David Ben-Gurion ruft am 14. Mai 1948 den Staat Israel aus. Die Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien, Syrien und Libanon erklären Israel umgehend den Krieg.
- In Südafrika wird Daniel François Malan zum Präsidenten gewählt. Er ist ein Verfechter der Rassentrennung. Seine Wahl gilt als Beginn der Apartheid.
- Nach einem Militärputsch schaffen sich die Militärs in Costa Rica selbst ab. Die dauerhafte unbewaffnete Neutraltiät wird eingeführt.
David Ben-Gurion ruft den Staat Israel aus
Am 14. Mai 1948 ruft David Ben-Gurion den Staat Israel aus. Im Teilungsplan der UNO aus dem Vorjahr sind auf dem Mandatsgebiet Palästina zwei Staaten – ein arabischer und ein israelischer – vorgesehen.
Diese Pläne sind am 15. Mai 1948 Makulatur, als die Streitkräfte Ägyptens, Syriens, Jordanien (damals noch Transjordanien) und des Iraks einmarschieren.
700'000 Palästinenser fliehen
Der erste Arabisch-Israelische Krieg dauert knapp ein Jahr. Israel erobert bis auf das Westjordanland und den Gazastreifen das gesamte ehemalige Mandatsgebiet Palästina. Ägypten sichert sich die Kontrolle über den Gazastreifen und Jordanien besetzt das Westjordanland.
Über 700'000 Palästinenser fliehen oder werden aus ihrer Heimat vertrieben. Diese Vertriebenen und Enteigneten sind nach wie vor ein grosser Streitpunkt im Konflikt.
Auf der Gegenseite fliehen unzählige Juden aus arabischen Staaten nach Israel, da sie in Bagdad, Kairo oder Beirut nicht mehr sicher sind.
Neuer Rassismus
In Südafrika gewinnt Daniel François Malan die Wahlen von 1948 und löst seinen Vorgänger und Kontrahenten in der Wahl, Jan Smuts , ab. Anders als Smuts ist Malan ein Verfechter der Rassentrennung. Seine Regierungszeit markiert den Beginn der Apartheid.
Die ersten Gesetze untersagen die gemischte Heirat und Sex zwischen Personen unterschiedlicher Rassen. Die im 19. Jahrhundert begründete «Rassenlehre», verschwindet auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht aus den Köpfen.
Ab den 1960er-Jahren wird Südafrika von der UNO für seine rassistische Politik scharf kritisiert, Sanktionen werden verhängt.
1994 ist die Apartheid Geschichte : Mit Nelson Mandela wird der erste schwarze Präsident gewählt. Das Land kämpft nach wie vor mit der Aufarbeitung der Apartheid. Die ökonomische Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung ist weiterhin ein Stolperstein für die Entwicklung des Landes.
Ereignisse 1948 – Ein Jahr in Bildern
Dauerhafte, unbewaffnete Neutralität
In Costa Rica wütet vom 12. März bis zum 24. April ein Bürgerkrieg. Bürgerkriege in lateinamerikanischen Staaten sind nach dem Zweiten Weltkrieg häufig. Costa Rica bildet einen Sonderfall. Die Armee putscht nach einer umstrittenen Wahl die Regierung aus dem Amt, bleibt für eine Übergangsperiode von eineinhalb Jahren an der Macht und übergibt danach friedlich die Macht wieder dem Volk.
Frauen und Schwarze erhalten das Stimm- und Wahlrecht. Die Armee wird abgeschafft und die freiwerdenden Gelder werden in das Bildungs- und Gesundheitswesen investiert. Begründung für die Abschaffung: Die Armeen in Zentralamerika würden die Demokratie durch Putsche und Militärdiktaturen untergraben.
Auch während Kriegen in Nachbarstaaten wie Nicaragua oder Panama hält Costa Rica an seiner unbewaffneten Neutralität fest. Das Land gilt als stabil. Nachbar Panama zieht 1990 mit Costa Rica gleich und schafft sein Militär ab.
Das sind die Oscars 1948
«Tabu der Gerechten» gewinnt die Oscars für Bester Film und Beste Regie. Beste Nebendarstellerin ist Celest Holm . Gregory Peck als Hauptdarsteller geht leer aus. Er spielt einen Journalisten, der zum Thema Antisemitismus in den USA schreiben soll. Der Film ist eine der ersten Auseinandersetzungen mit dem Thema Antisemitismus in den USA.
Loretta Young begeistert die Academy als Farmerstocher im gleichnamigen Film , was ihr den Preis als beste Hauptdarstellerin einbringt. Der Hauptdarstellerpreis der Männer erhält Ronald Colman für «Ein Doppelleben» . Er verkörpert darin einen Schauspieler, der nicht zwischen Rolle und realem Leben unterscheiden kann. Edmund Gwenn wird als bester Nebendarsteller im Weihnachtsfilm «Das Wunder von Manhattan» ausgezeichnet.
Die ist die musikalische Revolution 1948
Das Musiklabel Columbia Records stellt am 18. Juni 1948 die 12-Zoll-Langspielplatte aus Vinyl vor. Das Label hat seit 1939 an einem Ersatz für das kostspielige Naturprodukt Schellack gearbeitet. Schellack ist ein Ausscheidungsprodukt der Lackschildlaus.
Die grossen Vorteile von Vinyl sind, neben den tieferen Produktionskosten, dass der Kunststoff weniger Neben- und Störgeräusche hat und robuster ist.
Für fast vier Jahrzehnte ist die 12-Zoll-Vinyl LP das Standartformat der Musikindustrie. Die Compact Disc, kurz CD, läuft ihr Ende der 80er-Jahre den Rang ab.
Im Hip-Hop und in der elektronischen Musik bleiben die Vinyl-Platten aber ein unverzichtbares Arbeitsinstrument. Seit etwa 10 Jahren erfreut sich Vinyl wieder grosser Beliebtheit – nicht nur bei DJs.
Der Skandal des Jahres
Alfred Charles Kinsey veröffentlicht in den USA den ersten Band seiner «Kinsey Reports». Titel: «Sexual Behavior in the Human Male». Der sperrige Titel lehnt sich an zoologische Studien an und soll die Wissenschaftlichkeit der Arbeit unterstreichen.
Im prüden Amerika der späten 40er- und frühen 50er-Jahre sorgt das Buch für einen Skandal. Tabus wie Homosexualität und Fremdgehen werden angesprochen und allgemeingültige Auffassungen über Sexualität in Frage gestellt.
Viele Kommentatoren kritisieren Kinsey und sehen in der Publikation den Versuch, Kinseys eigene Bisexualität zu legitimieren. Trotz aller Kritik sind beide Bände Verkaufsschlager. Mit über 750'000 verkauften Exemplaren und Übersetzungen in 13 Sprachen ist es eines der erfolgreichsten Sachbücher des 20. Jahrhunderts.
Kinsey begründet mit seinen «Reports» das Feld der Sexualwissenschaften. Seine Arbeiten werden auch als Wegbereitung für die sexuelle Revolution der 60er-Jahre angesehen.