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Gesellschaft & Religion Ein neues Magazin will zwischen links und rechts vermitteln

Pünktlich zum 1. August erscheint die Probeausgabe der neuen Schweizer Zeitschrift «Helvezin». Das kostenlose Magazin bezeichnet sich als politisch neutral und will sich für Minderheiten jeglicher Couleur einsetzen.

9. Februar 2014: Freudentaumel auf der einen Seite, Fassungslosigkeit auf der anderen. Die hauchdünne Annahme der Masseneinwanderungsinitiative spaltet die Schweiz wie kaum ein anderes Abstimmungsresultat je zuvor – für Beni Lehmann und seine Mitherausgeber einer der Hauptgründe, die Zeitschrift «Helvezin» zu initiieren.

«Wir erschraken, wie die beiden Lager in der Schweiz verbal aufeinander losgingen, ja wie gross doch das gegenseitige Unverständnis war. Unser Projekt ist der Versuch, die beiden Lager wieder miteinander zu versöhnen», sagt Lehmann.

Beiden Lagern gerecht werden

«Helvezin» – die Fakten

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«Helvezin» erscheint erstmals als Probeausgabe am 1. August 2015, bereits am 31. Juli kann man die Ausgabe online lesen. Reguläre Ausgaben starten 2016. Das Magazin erscheint sechs bis zwölf Mal jährlich in der ganzen Schweiz, mit einer Auflage zwischen 50'000 und 100'000. Finanziert wird das Projekt durch Mitglieder, Spenden und Anzeigen.

Die Zeitschrift «Helvezin» soll also eine Vermittlerfunktion zwischen dem links-progressiven und dem rechts-konservativen Lager einnehmen. Um beiden Lagern gerecht zu werden, gehe es nun mal nicht anders, als sich nationaler Symbole zu bedienen.

«Wir, die ‹Helvezin› machen und prägen, mögen die Schweiz als Land sehr und leben gerne hier; die Lebensqualität ist unglaublich hoch, dazu darf man stehen», sagt Lehmann. Ausserdem, fügt er an, sei ‹Helvezin› auch ein Versuch, eher linke Segmente in der Bevölkerung mit nationalen Symbolen, mit dem Begriff Helvetia zu versöhnen.

«Dialog, Konsens und Respekt – das sind zentrale Werte für das Funktionieren einer Gesellschaft.» So steht es auf der Internetseite des Magazins. Lehmann spricht eher von der Idee «Helvezin» als nur von einem Magazin. Vor allem Minderheitenthemen sollen dabei näher beleuchtet werden – wie das der Artikel über pensionierte Gastarbeiter in der Probeausgabe tut oder die Reportage über die berufliche Integration von Jugendlichen.

Namhafte Journalisten wie Constantin Seibt

«Wir werden in jeder Ausgabe ein Schwerpunktthema verfolgen, wobei die Schweiz stets als Land präsentiert werden soll, wo verschiedene religiöse, kulturelle, sprachliche und ethnische Gruppen zusammenleben», sagt Lehmann. Die Inhalte werden von freien Autorinnen und Autoren produziert, die von Ausgabe zu Ausgabe wechseln.

Einige Namen stehen schon fest: Constantin Seibt vom «Tages-Anzeiger», Peter Ackermann von der «SonntagsZeitung» oder die Fernsehmoderatorin Andrea Jansen. Auch das Patronat ist bekannt: Ein breit gefächertes Spektrum von Leuten aus Wirtschaft, Öffentlichkeit und Politik. Rapper Greis ist genauso ein ideeller Unterstützer von «Helvezin» wie CVP-Alt-Nationalrat Remo Galli.

«Helvezin» wird nicht nur durch Stiftungen und Crowdfunding finanziert, sondern vor allem durch einen Verein, bei dem jede und jeder Mitglied werden kann. Das Blatt soll darum auch in Französisch und Italienisch erscheinen, da die Schweiz ohne die lateinischen Landesteile gar nicht funktionieren könne, wie Beni Lehmann betont.

Dem Nationalfrieden ein Stück näher kommen

«Im Nachgang der Initiative zum 9. Februar hat sich Christoph Blocher in einem Interview zur Aussage versteigert, dass die Welschen nicht so patriotisch und gar nicht so richtige Schweizer seien», sagt Beni Lehmann. Er hofft, dass wenn die Zeitschrift Erfolg haben sollte, solche Aussagen künftig nicht mehr vorkommen.

Ob man mit der Hilfe von «Helvezin» dem angestrebten Nationalfrieden ein Stück näher kommen kann, wird sich ab 2016 zeigen. Dann planen die Herausgeber den richtigen Start des Magazins. Dieses wird wie das Probeexemplar, das morgen erscheint, gratis an die Bevölkerung verteilt.

Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 31.07.2014, 06:50 Uhr.

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