Was ist passiert? «Die US-amerikanische Filmindustrie liegt im Sterben»: Dieser Meinung ist US-Präsident Donald Trump. Deshalb will er Filmproduktionen mit hohen Zöllen belegen, wenn sie im Ausland realisiert werden. 100 Prozent sollen die Zölle betragen.
Welche Filmproduktionen sind betroffen? «Das steht nicht fest, Donald Trump hat nur gesagt, es betreffe Filme, die im Ausland produziert worden sind», sagt Film-Redaktor Enno Reins. Man denke hier wohl an internationale Filme aus Europa, Afrika oder Asien. Aber auch US-amerikanische Filme werden teilweise im Ausland gedreht. «Avatar 3» etwa, der dieses Jahr noch in die Kinos kommt, sei in Neuseeland gedreht worden. Man frage sich auch, was mit Filmen wie «Mission Impossible» sei, die an verschiedenen Locations weltweit gedreht werden. Eine weitere Frage sei: Was passiert mit Streamern, die oft lokal produzieren, aber weltweit veröffentlichen? Es gebe viele Fragezeichen.
Was will Donald Trump mit den Zöllen bezwecken? Einerseits wolle er die Filmproduktionen in die USA holen, so Enno Reins. Fakt sei: «Weil es in den USA so teuer ist, werden mittlerweile viele US-Filme im Ausland produziert – in Australien, in Kanada, in Ungarn und in weiteren Ländern.» Das wolle Trump wieder ändern. Andererseits habe es auch mit seiner Ideologie zu tun: «Trump sind Bestrebungen hinsichtlich Diversität und Gleichberechtigung im Filmbusiness ein Dorn im Auge.» Deshalb habe er drei sehr konservative Sonderbeauftragte ins Amt gesetzt: Sylvester Stallone, Mel Gibson und Jon Voight, Vater von Angelina Jolie.
Stimmt Trumps Aussage, die US-Filmindustrie liege im Sterben? «Nein, die US-Filmindustrie stirbt nicht so schnell», beschwichtigt Reins. Die Situation sei aber nicht mehr wie vor der Covid-Pandemie. «Die Menschen schauen mittlerweile lieber zu Hause Filme als im Kino.» Aber Hollywood sei mit den Zahlen für 2025 zufrieden. Hollywood sei es zwar schon besser gegangen, aber es liege nicht im Sterben.
Schadet es der US-Filmindustrie, dass US-Filme oft im Ausland gedreht werden? «Ja», meint Reins. Es gebe Statistiken, die besagen, dass in Kalifornien in den letzten drei Jahren rund 20'000 Jobs verloren gegangen sind. Das betreffe etwa Kameraleute oder Dekorateurinnen.
Was sind die Reaktionen auf Trumps Pläne? Oscar-Preisträger Jon Voight teilte am Montag mit, er habe dem Republikaner einen «umfassenden Plan» zu nötigen Veränderungen in Hollywood vorgelegt. Er sprach von «klugen Anreizen» und Fördermitteln, um heimische Produktionen zu stärken. Auch der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, erklärte, er wolle mit dem Präsidenten zusammenarbeiten, um einen Steueranreiz in Höhe von 7.5 Milliarden Dollar (circa 6.2 Milliarden Franken) für die Filmindustrie zu schaffen.
Was sind die Folgen für Schweizer Filmschaffende? Die Schweiz werde es nicht so sehr betreffen, weil die USA nicht das wichtigste Exportgebiet für Schweizer Filme sind, schätzt Reins ein. Das seien eher die Nachbarländer, beispielsweise Frankreich. «Deshalb wird es nicht gross ins Gewicht fallen.» Interessant werde es dann, wenn ein Schweizer Film zu den Oscars soll. Denn da sei die Vorbedingung, dass er in den USA läuft beziehungsweise dort einen Verleih findet. Dann könnte dieser Film von eventuellen Zöllen betroffen sein. Aber zurzeit sei es sehr unklar, was die Folgen sein werden.