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Elham Manea beim Freitagsgebet mit dem islamischen Theologen Abdel-Hakim Oleghi während der Eröffnung der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee am 16. Juni 2017 in Berlin.
Legende: Elham Manea mit dem islamischen Theologen Abdel-Hakim Ourghi bei der Eröffnung der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin. Getty Images/ Sean Gallup

Elham Manea Muslimische Politologin fordert «null Toleranz» für Islamismus

Keine Samthandschuhe im Umgang mit Islamisten – das fordert die Zürcher Politologin und gläubige Muslimin Elham Manea in ihrem neuen Buch.

Elham Manea ist sich sicher: Wäre sie nicht Muslimin, würden ihr viele Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie vorwerfen. Der Westen leide unter einem kolonialen Komplex. Die Autorin spricht von der «Bürde des weissen Mannes».

Die Angst, islamophob zu erscheinen

Im Westen tue man sich oft schwer, den Islam zu kritisieren – aus Angst, ausländerfeindlich oder islamophob zu erscheinen. Als gläubige Muslimin ist Elham Manea in einer anderen Position.

Sie kann den Islam aus der Binnenperspektive kritisieren. Mehr noch: Die Politologin der Universität Zürich geht hart ins Gericht mit dem Islam. Mit ihrem neuen Buch «Der alltägliche Islamismus: Terror beginnt, wo wir ihn zulassen» möchte sie dem Westen die Augen öffnen.

Romantisches Islam-Bild

Sie warnt etwa vor einem zu romantischen Islam-Bild. Islamismus und Terrorismus gehörten genauso zum Islam wie Friedensappelle, argumentiert die ägyptisch-jemenitische Forscherin.

Die Ambivalenz des Islams sei schon beim Propheten Mohammed angelegt: der habe eine friedvolle und eine gewaltvolle Seite.

Laut Elham Manea sei im Westen vor allem der «gute» Mohammed bekannt. Der habe 13 Jahre lang in Mekka gelebt, sei ein Mann des Friedens gewesen und habe in dieser Zeit auch nur mit einer einzigen Frau zusammengelebt. Doch später sei aus ihm ein gewaltbereiter Prophet geworden.

Mohammed als «Warlord»

In den letzten zehn Jahren seines Lebens habe Mohammed in Medina gelebt. «Ich möchte damit niemanden verletzen, aber er ist eher ein Warlord und Stammesführer mit einer Vielzahl von Frauen», schreibt Elham Manea.

Mohammed habe «Überfälle und Eroberungszüge bei anderen Stämmen» unternommen, «die Kriegsbeute – darunter auch Frauen und Kinder – unter seinen Anhängern» verteilt. «Er sah kein Problem darin, mit einer Frau ins Bett zu gehen, nachdem er ihren Vater oder Mann umgebracht hatte», so Elham Manea.

Welten des Islam

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Legende: SRF/Christine Kälin

Kriege und Konflikte verstellen heute den Blick auf die Vielfalt des Islam. Das Dossier «Welten des Islam» will die zweitgrösste Weltreligion mit 1,6 Milliarden Gläubigen besser verstehen.

Kritik am Propheten

Elham Manea ist selbst gläubige Muslimin – und geht trotzdem hart mit dem wichtigsten islamischen Propheten ins Gericht. Weil sie sich Sorgen um ihre Religion macht, aber auch um Errungenschaften wie Demokratie, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit – und die Emanzipation der Frau.

Elham Maneas Buch ist eine Kampfansage an den Islamismus. Weniger an den militanten, vor dem sie wenig Angst habe – denn der IS sei bald militärisch besiegt. Sondern an den ideologischen, der den Nährboden für gesellschaftliche Spaltungen liefere – mit dem Ziel, eine islamische Weltherrschaft zu errichten.

Der eigene Onkel spricht eine Fatwa aus

Das Buch trägt auch autobiographische Züge. Elham Manea berichtet, wie sie aus dem vergleichsweise liberalen Marokko, wo die Frauen Mini-Röcke trugen, in den biederen Yemen kam.

Sie erzählt, wie sie sich als Diplomatentochter auf der Suche nach Halt und Orientierung Fundamentalisten anschloss, aber noch rechtzeitig den Absprung schaffte. Und wie sie mit ihrem Onkel brechen musste. Der hält ihre Schriften für Blasphemie, er hat eine Fatwa gegen sie formuliert und fordert ihren Tod.

«Wehret den Anfängen»

Die Autorin formuliert entschieden ein «Wehret den Anfängen». Bei den Forderungen dürfte sie etwas konkreter sein, auch wenn das Buch einige Appelle enthält. Etwa die Forderung an den Bundesrat, die Finanzierung von Schweizer Moscheen durch das Ausland zu stoppen.

Und Elham Manea fordert «null Toleranz» für Islamisten. Schulen sollten hart durchgreifen, wenn Jungen etwa ihrer Lehrerin keinen Handschlag mehr geben wollten. Denn der Handschlag sei nur der Anfang einer Unterwerfung.

Buchhinweis

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Elham Manea: «Der alltägliche Islamismus. Terror beginnt, wo wir ihn zulassen». Kösel-Verlag, 2018.

Lesenswert und flott geschrieben

In den letzten Jahren sind viele Bücher zum Thema Islamismus erschienen. Elham Maneas Buch überzeugt, weil die Forscherin nicht trocken-akademisch, sondern flott schreibt.

Sie berichtet oft autobiographisch aus dem eigenen Leben. Ein Leben, das unter anderen Umständen nicht aus renommierten Universitäten, sondern aus Kindern und Küche bestanden hätte. Denn genau hier sehen die Salafisten den Platz der Frau.

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