Paris, die Stadt der Lichter. Eines ihrer dunkelsten Kapitel erlebte die französische Hauptstadt während des Zweiten Weltkriegs: Ab 1940 war Paris unter Kontrolle des deutschen NS-Regimes.
1944 drängten die Alliierten dann die Truppen von Nazi-Deutschland in Frankreich zurück. Im August erreichten sie Paris, und vor 80 Jahren, am 26. August, feierten hunderttausende Französinnen und Franzosen die Befreiung ihrer geliebten Hauptstadt.
Die Befreiung von Paris vom Joch des Nationalsozialismus beginnt Mitte August 1944 mit einem Generalstreik. Bald darauf kommen die französischen Widerstandskämpfer aus ihren Verstecken und wagen den offenen Kampf gegen die deutschen Truppen.
In ganz Paris werden Barrikaden errichtet, es gibt Gefechte. Die alliierten Truppen stehen gleichzeitig noch Dutzende Kilometer entfernt.
General Charles de Gaulle, der Anführer des freien Frankreichs, muss seine Verbündeten – in erster Linie die USA und Grossbritannien – zuerst davon überzeugen, Paris auf dem Weg nach Deutschland nicht einfach zu umgehen, sondern die symbolträchtige Stadt einzunehmen. Er besteht darauf: Es müssen französische Soldaten sein, die Paris befreien.
Die Glocken der Befreiung
Am Abend des 24. August ist es so weit: Die ersten Alliierten-Fahrzeuge erreichen das Zentrum der Stadt. Es sind Einheiten unter französischem Befehl. In der Stadt werden die Kirchenglocken geläutet. Die «Glocken der Befreiung» nennt sie ein Radio-Reporter.
Der deutsche Stadtkommandant Dietrich von Choltitz hat zur selben Zeit unmissverständliche Befehle von Adolf Hitler: Paris dürfe nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen. Aber es kommt anders. Von Choltitz kapituliert am 25. August – Paris bleibt fast unversehrt.
Einige Stunden später kommt auch Charles de Gaulle in der befreiten Stadt an und wendet sich an die Bevölkerung.
Ein Fest neben Schiessereien
Er spricht vom empörten Paris, vom zerstörten Paris, vom Martyrium von Paris. Und dann auch vom befreiten Paris. Es findet eine Siegesparade über die Champs Élysées statt. Gemäss Schätzungen sind 2 Millionen Menschen mit dabei.
Zwar haben die Deutschen kapituliert, trotzdem öffnen während der Parade mehrmals Heckenschützen das Feuer. Die Menschen suchen Deckung. Auch Zivilistinnen und Zivilisten werden getroffen. Die Alliierten schiessen zurück.
Trotz der Gefahr gibt es für die Französinnen und Franzosen in Paris kein Halten mehr: Sie feiern und trinken, schwenken die französische Trikolore, werfen den alliierten Soldaten Küsse zu.
Ein Radio-Reporter kommentierte die Feierlichkeiten so: «Es ist eine Atmosphäre, die sich jeder Beschreibung entzieht. Es ist eine Manifestation von tiefer Freude und tiefem Glück».
Immer wieder stimmen die Pariserinnen und Pariser die Marseillaise an, an diesem umfeierten und unvergessenen 26. August 1944.