- Die dänische Stadt Århus ist zusammen mit dem zypriotische Paphos europäische Kulturhauptstadt 2017 .
- Das Kulturjahr in Århus ist dicht: Über 4000 Programmpunkte sind geplant.
- Århus will als Zukunftswerkstatt für unseren Planeten gelten.
«Wir holen die ganze Welt an Bord», verkündete Århus sozialdemokratischer Bürgermeister Jacob Bundsgaard in einer Neujahresansprache. Und er versprach nichts weniger als «das ehrgeizigste Kulturprojekt aller Zeiten in Dänemark».
Ein Kulturjahr – ein Riesenevent
Eröffnet wird das fast zwölf Monate dauernde Kulturfestival mit über 4000 Programmpunkten am 22. Januar. Es beginnt mit dem ersten von vier sogenannten Megaevents, an dem sich fast 6000 Århuser beteiligen werden.
Viele von ihnen werden kleine, leuchtende Schiffchen durch die Strassen und Gassen der bereits im 8. Jahrhundert von den Wikingern gegründeten Stadt tragen. Begleitet werden sie von Sängerinnen und Musikanten aus der ganzen Welt.
Zudem wird zur Eröffnung eine vom Australier Nigel Jamieson inszenierte, grandiose Symphonie aus Klängen, Lichtern und Symbolen geboten, die am Ende der Vorstellung die Wasserfront der Århuser Altstadt am Hafen erleuchten soll.
Eine Stadt der Innovation
Tatsächlich möchte die Universitätsstadt am Kattegatt aus der «eigenen Not» – als ewige Nummer zwei im dänischen Königreich hinter Kopenhagen – eine Tugend machen.
«Wir sind es uns gewohnt, im Schatten anderer, neue Ideen auszuhecken und dann damit aufzutrumpfen», sagt Bürgermeister Bundsgaard und denkt dabei etwa an die innovativen Integrationsprojekte seiner Stadt für muslimische Flüchtlinge oder auch die ausgeprägt umweltfreundliche Lebensweise von Århus mit seinen Windkraftparks und Velowegnetzen.
Århus als globaler Akteur
Statt sich vornehmlich mit nationalen Fragen des kleinen Dänemarks herumzuschlagen, wie dies in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen oft auf der Fall ist, versteht sich Århus vielmehr als Akteur im globalen Netzwerk von Städten, wo viele praktische Probleme unter grosser Beteiligung der eigenen Bevölkerung jeden Tag neu überdacht und innovative Lösungen gefunden werden müssen.
Im Programm des Kulturhauptstadtjahres finden sich deshalb neben Megaevents wie etwa einem Wikingerspiel auf dem grasbewachsenen Dach des neuen städtischen Kulturtempels Moesgaard oder einer vier Kilometer langen Outdoor-Ausstellung vieles, was mit der Zukunft der Stadt und der Welt zusammenhängt: etwa einem Treffen von Vertreterinnen und Vertreter von Jugendparlamenten aus ganz Europa, Ende August.
Im gleichen Monat versammeln sich über tausend Nachwuchswissenschaftler aus der ganzen Welt, um gemeinsam neue Modelle der ökologischen, wirtschaftlichen und demokratischen Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Als eine von zwei Kulturhauptstädten Europas (die andere ist das zypriotische Paphos) will Århus zu einer Zukunftswerkstatt eines ganzen Planeten werden.
Århus setzt auf Gastronomie
Das Lokale im Globalen steht auch in anderen Teilen des umfangreichen Programms im Mittelpunkt: Als grösste Stadt der Agrarhalbinsel Jütland setzt Århus auch auf die gastronomische Karte.
Lokale Spezialitäten stehen im Vordergrund – wie etwa die Hummer aus der nahen Ostsee oder die Käse der grossen Milchproduzenten im Århuser Hinterland.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 28.12.2016, 17:06 Uhr.