Entschlossenen Schrittes geht Yannick Passas durch seine Weinreben. Auffälig ist der Boden zwischen den Rebstöcken: Gras, Blumen und Unkraut wachsen dort.
«Ich lasse alles wachsen», sagt Yannick Passas, «der Boden soll sich so natürlich wie möglich entfalten können.»
Unkrautvertilger einzusetzen kommt für ihn nicht in Frage. Die Reben werden so schonend wie möglich gepflegt. «Klar, spiele ich mit dem Feuer. Das Risiko für Krankheiten ist so viel höher», sagt er und zeigt eine von Pilz befallene Rebe.
Tüfteln an neuen Methoden
Yannick Passas tüftelt an unkonventionellen Methoden im Weinbau. Zum Beispiel hat er Tomaten zwischen den Reben angepflanzt, um Schädlingsbefall vorzubeugen.
Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob die Tomaten die gewünschte Wirkung zeigen. Auch mit Melonen oder Zucchetti habe er es schon probiert.
Den Versuch, seine Schafe das Gras zwischen den Reben fressen zu lassen, habe er hingegen wieder aufgegeben. Beim Hinlegen hätten sie die Rebstöcke beschädigt, sagt Yannick Passas. Schafmist sei aber ein hervorragender Dünger.
Der verrückte Franzose
Tomaten und Schafe: Wegen solchen Methoden belächeln ihn alteingesessene Weinbauern. Sie sagen, er sei verrückt, total bescheuert, wisse nicht, was er mache.
Yannick Passas nimmt es mit Humor: «Mein Glück ist, dass ich als zugewanderter Franzose ohnehin einfach Mal von vornhinein kritisiert werde.» Er könne damit gut leben.
Keine «Domaine», eine «Winery»
Yannick Passas ist wegen der Fachhochschule für Önologie und Weinbau in die Schweiz, nach Changins gekommen. Nach der Ausbildung sammelte er Erfahrungen in verschiedenen Waadtländer Weinbaugebieten.
Dann habe sich die Möglichkeit gebotenen, zwölf Hektaren Land in Coinsins zu übernehmen. Er habe diese Chance gepackt – und gleich mit dem Namen provoziert.
Traditionell würde sein Gut nach ihm «Domaine Yannick Passas» heissen. Doch er braucht den englischen Begriff «Winery» und hat zusätzlich den alten Namen «La Maison du Moulin» beibehalten.
Naturverbundene Philosophie
«Nicht ich bin es, der den Wein macht, sondern die Natur.» Das ist die Philosophie von Yannick Passas: der Natur mit Demut, Respekt und Achtung zu begegnen.
Von neu entwickelten Rebsorten, die schädlingsresistenter sind, hält er entsprechend gar nichts. Er setzt auf traditionelle Sorten, vornehmlich auf Chasselas.
Seine Weine schmecken würzig und etwas erdig. In jeder Flasche stecke für ihn etwas Zauberhaftes, sagt Passas. Jeder Schluck erinnere ihn an das Jahr, den Ort, die Traube.
Abheben an der Fête des Vignerons
Was hält er von der Fête des Vignerons? Eine gewisse Bodenständigkeit sei mit der Grösse des Fests verloren gegangen, bedauert Yannick Passas.
«Ich wünsche mir in Zukunft wieder ein volksnäheres Fest für diejenigen, die tatsächlich in den Rebbergen arbeiten.»
Trotzdem wird er seine biodynamischen Weine in Vevey präsentieren. Und er wäre nicht Yannick Passas, wenn er sich dafür nicht etwas Besonderes hätte einfallen lassen – und damit einmal mehr aus der Reihe tanzt.
Seine Weine gibt es nicht an einem gewöhnlichen Stand zu verkosten, sondern in einer improvisieren Bar auf einer Dachterrasse.