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Die Frauenbibliothek in Kabul muss schliessen
Aus Kultur-Aktualität vom 08.03.2023. Bild: Zan Library / Laila Basim
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Frauen in Afghanistan Die Frauenbibliothek von Kabul ist Geschichte

Die Bibliothek bot afghanischen Mädchen und Frauen einen Ort zur Weiterbildung – den Taliban zum Trotz. Jetzt sind ihre Türen geschlossen. Der Widerstand aber bleibt.

Eine Bibliothek von Frauen für Frauen: Laila Basim war voller Hoffnung, als sie im August 2022 gemeinsam mit anderen afghanischen Frauenrechts-Aktivistinnen die «Zan library» eröffnete.

Dafür brauchte es eine grosse Portion Unerschrockenheit: «Das war für uns kein einfaches Unterfangen in der gegenwärtigen Situation in Afghanistan», sagte sie damals im Gespräch mit SRF. «Seit die Taliban die Kontrolle übernommen haben, werden Frauen und Mädchen ihrer grundlegenden Rechte auf Bildung, Arbeit und Teilhabe an der Gesellschaft beraubt.»

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Afghanistans heimliche Mädchenschulen
aus Echo der Zeit vom 08.03.2023. Bild: Keystone
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Die 25-Jährige arbeitete im afghanischen Wirtschaftsministerium. Wie ein Grossteil der angestellten Frauen wurde sie nach der Machtübernahme der Taliban entlassen und war arbeitslos.

Ein Ort des Wissens für Frauen und Mädchen

Gemeinsam mit anderen Frauenrechts-Aktivistinnen suchte sie nach einem alternativen Weg, um Mädchen und Frauen eine Möglichkeit zur Weiterbildung zu bieten: «So kamen wir auf die Idee, eine Bibliothek zu eröffnen. Viele können es sich nicht leisten, ein Buch zu kaufen und ihr Wissen zu erweitern.»

Die Zan Library biete eine Alternative für alle Schulmädchen, die ihre Ausbildung nicht fortsetzen können. «Sie können in die Frauenbibliothek kommen und ihr Wissen erweitern.»

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Eine Bibliothek von Frauen für Frauen in Kabul
aus Kultur-Aktualität vom 07.09.2022. Bild: Imago / Ahmad Massoud
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«Zan» bedeutet auf Persisch «Frauen». Die finanziellen Mittel für die Eröffnung der Bibliothek stammten aus Spenden und Organisationen aus der afghanischen Diaspora. Von der Stiftung von Crystal Bayat etwa, einer 26-jährigen Aktivistin aus Kabul, die das Land verlassen musste und sich nun aus dem Exil für Frauenrechte in ihrer Heimat einsetzt.

Der Protest bleibt

Doch jetzt musste auch die «Zan Library» schliessen. Vor knapp einem Monat seien Männer für Befragungen vorbeigekommen, worauf die Betreiberinnen die Bibliothek schlossen und verliessen. Sie könnten nicht mehr dorthin gehen, schreibt Laila Basim.

Trotzdem wagt es Laila Basim weiterhin, ihre Stimme zu erheben. Sie sagt, sie stehe an der Spitze einer Bewegung von ungefähr 100 Frauenrechtsaktivistinnen: «Wir haben seit der Machtübernahme der Taliban immer wieder friedlich gegen die Isolation von Frauen protestiert, auf der Strasse und auf Social Media».

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Aus dem Archiv: Frauen kämpfen für ihre Freiheit in Afghanistan
Aus SRF News Videos vom 11.10.2022.
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Auch am Internationalen Frauentag am 8. März ging eine Gruppe auf die Strasse, um Grundrechte einzufordern: «Essen, Arbeit, Freiheit – keine Geschlechter-Apartheid» skandierten sie bei einer Demonstration in Kabul, an der laut Laila Basim ungefähr 50 Frauen teilnahmen. Die Taliban seien nicht eingeschritten.

Radio SRF 2 Kultur, Studio 2, 08.03.2023, 17:37 Uhr

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